„Wir haben eine Größe, insbesondere bei Saisonartikeln, bei der man an uns nur schwer vorbeikommt“, Claus Cersovsky, CEO, und Udo Zimmer, CFO, Gubor Schokoladen GmbH
Die Gubor Schokoladen GmbH begibt eine fünfjährige Anleihe mit einem jährlichen Zinssatz in einer Spanne von 7,50% - 8,50% und einem Zielvolumen von 60 Mio. Euro. Das Kapital soll als Sockelfinanzierung genutzt werden, Bankfinanzierungen sollen darüber hinaus für Saisonspitzen in Anspruch genommen werden, wie CFO Udo Zimmer im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert. Gegen Rohstoffpreisschwankungen ist man abgesichert, denn man kauft Kakao und andere Rohstoffe physisch auf Ziel, ohne Derivate und deckt sich gegen die Vertragsabschlüsse mit den Kunden ab. Wachstumspotenzial sieht das Management insbesondere im Ausland.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial? Ist der Schokoladenmarkt nicht gesättigt?
Cersovsky: Wir sehen weiterhin gute Wachstumsmöglichkeiten, insbesondere in Ländern, in denen wir noch nicht so stark sind, wie z.B. in den USA, dem weltweit größten Markt für Süßwaren. In Frankreich haben wir einen eigenen Vertrieb, das funktioniert viel besser, als wenn man mit Importeuren arbeitet. In anderen Ländern macht ein eigener Vertrieb möglicherweise auch mehr Sinn. Zudem konsolidiert sich der Markt weiter. Wir haben eine Größe, insbesondere bei Saisonartikeln, bei der man an uns nur schwer vorbeikommt. Viele kleinere Anbieter können immer neue Vorgaben und die zunehmende Regulatorik aus Brüssel auch nicht so einfach umsetzen wie größere Unternehmen. Kleinere Wettbewerber fallen aufgrund begrenzter Produktionskapazitäten zudem beim Handel oft einfach durchs Raster. Das ist bei uns mit einem Umsatzvolumen von mehr als 300 Mio. Euro nicht der Fall.
BOND MAGAZINE: Saisonartikel wie Nikoläuse und Osterhasen produzieren Sie ganzjährig, oder? Sobald der letzte Osterhase raus ist, produzieren Sie Nikoläuse und umgekehrt?
Cersovsky: So kann man sich das vorstellen. Mit der Weihnachtsproduktion beginnen wir bereits im Laufe des Monats Mai, ab Mitte Oktober mit der Produktion für Ostern. Unsere Maschinen laufen das ganze Jahr mindestens im Zweischicht-, meistens im Dreischichtbetrieb – außer in der Zeit um Ostern. Über Ostern stehen die Maschinen zwei bis drei Wochen still und werden komplett überholt und umgestellt. Zudem werden Überstunden abgebaut.
BOND MAGAZINE: Sie beliefern u.a. die großen Discounter mit Handelsmarken. Man hört immer, dass dabei die Margen nicht so auskömmlich sind.
Cersovsky: Insbesondere bei Saisonartikeln haben wir Wettbewerbsvorteile gegenüber unseren Marktbegleitern, dass somit die großen Handelskonzerne schwer an uns vorbeikommen. Kleine Anbieter können oft das geforderte Volumen nicht liefern, weil sie die Produktionskapazität nicht haben. Wir haben unsere Margen in den letzten zwei Jahren durch interne Effizienzsteigerungen ausgebaut und unser Ziel ist es, eine EBITDA-Marge von 8-10 % zu erreichen.
BOND MAGAZINE: In welchen Regionen sehen Sie Wachstumspotenzial?
Cersovsky: In Frankreich haben wir einen eigenen Vertrieb, das könnte sicher auch in Großbritannien oder in den USA Sinn machen. Wenn die großen Discounter im Ausland expandieren, z.B. in den USA, dann wachsen wir automatisch mit.
BOND MAGAZINE: Wer sind Ihre größten Kunden?
Cersovsky: Die größten Discounter und Lebensmitteleinzelhändler sind auch unsere größten Kunden: Aldi, Lidl, Edeka und REWE.
BOND MAGAZINE: Wie unterscheiden sich die Markenprodukte von den Eigenmarken der Discounter, wo können Sie sparen?
Cersovsky: Ich denke, das ist in erster Linie Geschmacksache. Wir produzieren sowohl preisoptimierte Milchschokolade, die in Ländern verkauft wird, wo auch der Kakaoanteil bei Markenprodukten teilweise unter 30 % liegt, als auch Edelvollmilchschokolade, Edelzartbitterschokolade und Weiße Schokolade. Wir entwickeln und produzieren auch individuelle Rezepturen für einige Kunden.
BOND MAGAZINE: Es gab hohe Preissteigerungen und -schwankungen bei Kakaobohnen und Kakaobutter. Sie konnten die Preise nicht unterjährig erhöhen, oder?
Cersovsky: Kakao- und Rohstoffpreise werden immer abgesichert. Wenn wir im Herbst 2023 die Vertragsabschlüsse für das Jahr 2024 machen, dann hedgen wir uns synchron mit den Abschlüssen. Wir kaufen Kakao physisch auf Ziel – nutzen also keine Derivate. Wir gehen nicht mit offenen Positionen in ein Geschäftsjahr oder eine Saison.
BOND MAGAZINE: Welche Finanzierungsstruktur planen Sie und wie sind die Eckdaten der Anleihe?
Zimmer: Wir haben ein Saisongeschäft und zwei Saisonzeiten. Wenn wir einen Vertragsabschluss haben, dann ist die Ware nahezu vollständig verkauft, der Kunde hat kein Rückgaberecht. Wir müssen die Ware aber vorfinanzieren. Wir wollen unsere Finanzierung langfristig und stabil aufstellen und eine breitere Basis schaffen: Wir möchten mehrere Standbeine bei der Finanzierung. Wir wollen Bankfinanzierungen künftig für die Abdeckung von Saisonspitzen nutzen. Seit dem letzten Jahr nutzen wir bereits Factoring und haben uns damit von den Banken schon etwas unabhängiger gemacht. Bei unseren Kunden ist das Ausfallrisiko sehr gering. Die Anleihe passt sehr gut zu unserem Geschäft, wir sind ein konservatives Familienunternehmen. Wir bieten als Erstemittent einen attraktiven Kupon von 7,5 % - 8,5 % p.a., der halbjährlich ausgezahlt wird, und planen ein Volumen von 60 Mio. Euro. In den nächsten drei Jahren dürfen keine Ausschüttungen an die Gesellschafter vorgenommen werden. Der Free Cashflow bleibt im Unternehmen. Wir haben ein Mindestemissionsvolumen in Höhe von 50 Mio. Euro festgelegt und sehen uns mit einer fünfjährigen Anleihe langfristig stabil aufgestellt.
BOND MAGAZINE: „Fill or kill“ würde bei vielen Unternehmen Sinn machen, insbesondere bei Projektfinanzierungen. Es wird aber zu selten angewendet. Weshalb ist es wichtig für Sie, dass Sie mindestens 50 Mio. Euro einsammeln?
Zimmer: Wir haben einen Finanzierungsrahmen, der sich aus der Umsatz- und Liquiditätsplanung ergibt. Als Sockelfinanzierung wollen wir die Anleihe nutzen, die daher ein Volumen von mindestens 50 Mio. Euro haben soll. Für institutionelle Investoren sind zudem ein gewisses Mindestvolumen und eine entsprechende Liquidität wichtig.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org
Foto: Claus Cersovsky, CEO, und Udo Zimmer, CFO © Gubor Schokoladen GmbH
Eckdaten zur Gubor Anleihe 2024/29
Emittent | Gubor Schokoladen GmbH |
Kupon | 7,50%-8,50% p.a. |
Wertpapierart | Inhaber-Teilschuldverschreibung |
Status | unbesichert |
Zeichnungsfrist | 08.11.-25.11.2024 (Gubor-Website), 08.11.-27.11.2024 (Börse Frankfurt) |
Valuta | 02.12.2024 |
Laufzeit | 02.12.2029 |
Zielvolumen | 60 Mio. Euro |
Mindestemissions-volumen | 50 Mio. Euro |
ISIN / WKN | DE000A383SJ3 / A383SJ |
Stückelung | 1.000 Euro |
Listing | Open Market |
Joint Bookrunners | ICF Bank AG, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG |
Internet / Wertpapierprospekt | www.gubor-anleihe.de |