Was die zweite Amtszeit Donald Trumps für Anleihen bedeutet
Die Politik von US-Präsident Trump könnte sich in den nächsten vier Jahren erheblich auf Anleger auswirken. Bislang konzentriert sich die Aufmerksamkeit dabei auf eine mögliche Wiederholung des Zollkriegs aus seiner ersten Amtszeit und deren Folgen.
Sollte die Inflation in den USA aufgrund von Zöllen, aber auch von Maßnahmen wie Steuersenkungen und möglichen Einwanderungsbeschränkungen, die Trump im Wahlkampf versprochen hat, ansteigen, könnte die US-Notenbank Fed das Tempo ihrer geplanten Zinssenkungen verlangsamen. Die Anleger haben dieses mögliche Szenario im Blick, wie an den Märkten für US-Treasuries deutlich zu beobachten ist, wo es im letzten Monat zu einem massiven Ausverkauf kam und die Renditen der Staatsanleihen inzwischen bei fast 4,8% liegen.
Hinzu kommt die Entwicklung des Defizits in den USA. Es ist unwahrscheinlich, dass es während Trumps Amtszeit verringert wird. Wenn überhaupt, wird es wahrscheinlich noch weiter ansteigen, was die US-Staatsanleihen ebenfalls stark belasten würde.
Volatiler Verlauf der Zinssenkungen zu erwarten
Aber nicht nur Trumps Politik schlägt sich in der Renditekurve der Staatsanleihen nieder. Auf der Dezembersitzung machte die Fed vielmehr deutlich, dass sie sich nun wieder mehr Sorgen um die Inflation als um den Arbeitsmarkt macht.
Infolgedessen rechnen die Märkte nicht mit einer einzigen Zinssenkung im Jahr 2025. Die Märkte hatten in den letzten zwei Jahren die Tendenz, bei Erwartungen von zu vielen oder zu wenigen Zinssenkungen stark zu schwanken, so dass es möglich ist, dass sie die Anzahl der Zinssenkungen oder den Zeitpunkt dafür unterschätzen. Angesichts der verschärften finanziellen Bedingungen, der aktuellen Zinssätze und der Tatsache, dass diese voraussichtlich länger hoch bleiben werden, ist es wahrscheinlich, dass es irgendwann negative Folgen für die US-Wirtschaft geben wird. Der Verlauf der Zinssenkungen in den USA dürfte in den nächsten 12 Monaten deshalb eher volatil sein.
Europa: Trotz Trump Grund zum Optimismus
In Europa sehen wir trotz der überwiegend negativen Schlagzeilen Grund zum Optimismus. Zwar hätte die Einführung umfassender Zölle auf europäische Waren, die in die USA verkauft werden, erhebliche negative Auswirkungen. Allerdings sehen wir in den Drohungen der Trump-Administration eher eine Verhandlungstaktik.
In Deutschland, das bislang unter einem schwachen Wirtschaftswachstum leidet, stehen Wahlen an. Die Verschuldung Deutschlands im Verhältnis zum BIP ist im Vergleich zu anderen Ländern der Welt unglaublich niedrig, und wenn die neue Regierung den Geldbeutel lockern und investieren würde, hätte das positive Auswirkungen. Ein solcher Schritt würde auch von den Märkten unterstützt werden.
Hinzu kommt: Sollte Trump in der Lage sein, einen Waffenstillstand in der Ukraine zu vereinbaren wäre das positiv für Europa und die Energiepreise.
Interessant ist, dass trotz aller negativen Schlagzeilen kein einziger der befragten Ökonomen in der Bloomberg-Prognose für die Europäische Union ein negatives Quartal des BIP-Wachstums für die Eurozone im Jahr 2025 erwartet. Wachstum und eine unterstützende EZB werden einen attraktiven Hintergrund für festverzinsliche Anleger bieten.
Finanztitel unter Risiko-Ertrags-Aspekten attraktiv
Die Volatilität der Zinsmärkte wird vor dem Hintergrund geo- und wirtschaftspolitischer sowie konjunktureller Entwicklungen wahrscheinlich auch im Jahr 2025 anhalten. Für Anleger in festverzinslichen Papieren ist dies eine Quelle von Chancen und Risiken gleichzeitig.
An den Kreditmärkten dürften wir weiterhin die beste Performance sehen. Die Weltwirtschaft befindet sich in guter Verfassung, die USA verzeichnen ein angemessenes Wachstum und Europa hat das Negativwachstum überwunden, gleichzeitig sind die Renditenaufschläge niedrig – das ist ein ermutigendes Umfeld. Deshalb sind die Renditen trotz der engen Spreads aufgrund der aktuellen Zinssituation immer noch attraktiv.
Anleger können qualitativ hochwertige Unternehmen und Anleihen finden, deren Laufzeit nicht zu lang ist und die interessante Renditen bieten. Der relative Wert ist dabei der Schlüssel, um Papiere zu identifizieren, die nicht nur hohe Renditen abwerfen, sondern sich auch unter Risiko-Ertrags-Aspekten lohnen. In dieser Hinsicht sind Finanzwerte − sowohl Banken als auch Versicherungen − und forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) nach wie vor sehr attraktiv.
Mit Unternehmensanleihen werden Anleger im Jahr 2025 wahrscheinlich die beste Performance erzielen. Es wird zwar Zeiten geben, in denen die Renditen von Staatsanleihen steigen werden, aber der Handel mit Staatsanleihen ist schwierig. Der Kauf von qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen dürfte sich für Anleger in diesem Jahr angesichts der gebotenen Renditen also lohnen.
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