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Anleihen: Darf es ein bisschen mehr sein?

15.12.17 09:34 Uhr

Anleihen: Darf es ein bisschen mehr sein? | finanzen.net

Anleger stehen vor einem Dilemma: Wo soll die Rendite herkommen, wenn man nicht all sein Geld in Aktien stecken will? Eine Antwort auf diese Frage bieten Aktienanleihen.

Die Märkte seien heiß gelaufen, heißt es immer wieder. Und dann folgt der Verweis auf die vermeintlich hohen Kurse von Aktien. Was richtig ist: Aktien-Indizes wie der US-amerikanische S&P 500 oder der DAX befinden sich auf Rekord-Niveau. Aber sind Aktien deshalb teuer? Wer kann zuverlässig vorhersagen, ob und wie weit Aktienkurse weiter steigen werden? Schließlich gibt es keine Obergrenze für Unternehmensbewertungen - und schon gar nicht für die Marktkapitalisierung ganzer Länder oder Branchen.

Ganz anders sieht es bei Anleihen aus: Am Ende ihrer Laufzeit werden Anleihen zu einhundert Prozent ihres Nennwertes zurückgezahlt. Wenn die Kurse steigen, dann muss dies immer mit Blick auf die Rendite geschehen, die sich in der Zwischenzeit mit den Zinskupons erzielen lässt. Und da sieht es schon seit Jahren mau aus.

Der Grund dafür ist bekannt: Die Notenbanken haben Staatsanleihen und Pfandbriefe de facto vom Markt gesaugt. Und auch immer mehr Unternehmensanleihen sind in den Bäuchen der Zentralbanken verschwunden. Während immerhin die US-Notenbank ihre Anleihekäufe bereits vor einiger Zeit abgebremst und schließlich gestoppt hat, befindet sich die EZB immer noch auf Shoppingtour - auch wenn deren Ende im Herbst kommenden Jahres abzusehen ist.

Still ruht der Anleihen-Markt

Die Interventionspolitik der Notenbanken hat dazu geführt, dass nicht nur bei Staats- sondern auch bei Unternehmensanleihen die Schmerzgrenze zwischen erzielbarer Rendite und erträglichem Risiko längst überschritten ist. Das lässt sich bei etlichen Neuplatzierungen in den vergangenen Wochen gut erkennen. Da wurden einige Anleihen namhafter Emittenten platziert, die zwar noch Abnehmer fanden - mehr passierte dann aber nicht mehr. An der Börse stagnierten die Kurse.

Um das einzuordnen, muss man wissen, dass den Emittenten selbst Anleihen mit niedrig verzinsten Kupons vor kurzem noch geradezu aus den Händen gerissen wurden. Kaum am Markt, stiegen die Kurse oft innerhalb weniger Tage zuweilen um vier bis sechs Prozentpunkte. Damit scheint es nun vorbei zu sein. Immer mehr Investoren haben offensichtlich ihre Depots gefüllt und ihre Nase gestrichen voll von niedriger Rendite bei gleichzeitig hohem Risiko.

Höhere Rendite-Chancen mit strukturierten Anleihen

Anleger stehen vor einem Dilemma: Wo soll die Rendite herkommen, wenn man nicht all sein Geld in Aktien stecken will?

Eine Antwort auf diese Frage bieten Aktienanleihen. Das Prinzip dieser Papiere ist relativ einfach zu verstehen: Bei Aktienanleihen gibt es immer einen sogenannten Basiswert. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Aktie. Der Emittent einer Aktienanleihe legt zu Beginn einen sogenannten Basispreis fest. Befindet sich der Kurs des Basiswertes am Fälligkeitstag der Aktienanleihe auf oder über dem Niveau dieses Basispreises, zahlt der Emittent wie bei einer klassischen Anleihe 100 Prozent des Nennwertes zurück. Notiert der Aktienkurs am Fälligkeitstag jedoch unter dem Basispreis, erhalten Anleger Gegenwert das betreffende Aktienpaket ins Depot gebucht. In der Zwischenzeit bis zur Fälligkeit werden Kupons an die Anleger ausgezahlt, die deutlich höher sind als die Zinsen, die der klassische Anleihemarkt derzeit bietet. Das macht Aktienanleihen aktuell so attraktiv.

Chancen und Risiken sollten im richtigen Verhältnis zueinander stehen

Aktienanleihen sind im juristischen Sinne zwar Schuldverschreibungen. Aber in ihnen steckt ein Aktienrisiko. Das sollten Anleger immer im Blick haben: Je geringer der Abstand zwischen aktuellem Kurs des Basiswertes - also der Aktie, auf die sich die Aktienanleihe bezieht - und dem Basispreis ist, desto mehr wird das Papier zu einem Aktieninvestment, und umso weniger kann sich der Anleger darauf verlassen, dass allein die Kuponzahlungen die erhoffte Rendite bringen. Deshalb sollte dieser Risikopuffer beim Kauf wenigstens 20 bis 25 Prozent betragen.

Das ist natürlich nur eine Faustformel. Je nach Volatilität des jeweiligen Basiswertes können auch andere Werte sinnvoll sein. Davon unbenommen gilt: Aktien haben derzeit oft bessere Chance-Risiko-Profile als Anleihen desselben Unternehmens. Selbst wenn am Ende der Laufzeit einer Aktienanleihe also die Aktien eines Unternehmens im Depot landen, muss das deshalb nicht unbedingt ein schlechter Deal sein. Die vergleichsweise hohen Ausschüttungen sind dann bereits eingefahren. Und die Chancen der Aktien bleiben bestehen.

Die Autorin: Kathrin Eichler (die-vermoengensverwalterin.de)

Kathrin Eichler ist Vermögensverwalterin und geschäftsführende Gesellschafterin der EICHLER & MEHLERT Finanzdienstleistungen GmbH.

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