Mifa: Warum Anleger jetzt besser noch abwarten

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Der Vorstand des Fahrradherstellers Mifa gibt sich mal wieder optimistisch. Der nun angestrebte Verkauf werde einen "beachtlichen Preis" bringen, viele Investoren würden das "Riesenpotenzial" der Firma erkennen, sagt Vorstand Stefan Weniger. Seit Montag ist die Firma insolvent. Das Amtsgericht hat die Insolvenz in Eigenverwaltung bewilligt, der Vorstand kann damit drei Monate weiter an der Restrukturierung arbeiten, mit einem Sanierungsexperten als sogenanntem Sachwalter an der Seite.

Mifa hatte jahrelang falsch bilanziert. Nachdem dies im März bekannt geworden war, nahm Vorstand Peter Wicht seinen Hut, aus gesundheitlichen Gründen, wie es hieß. Ein Notverkauf an den indischen Fahrradhersteller Hero Cycles, auf dem die Hoffnungen zuletzt ruhten, scheiterte - die ­Insolvenz war die Folge. Gegen die ­Inder werden jetzt Vorwürfe laut, von Wirtschaftsspionage ist die Rede.

Bedingung für den Einstieg von Hero war, dass die Anleihegläubiger auf einen großen Teil ihrer Ansprüche verzichten. So sollte der Nennwert von 25 Millionen auf zehn Millionen sinken, die Laufzeit verlängert und der Zins gesenkt werden. Im Gegenzug hätte es Mifa-Aktien gegeben. Die Vereinbarungen sind mit der Insolvenz hinfällig - die Anleihegläubiger hatten noch nicht zugestimmt, nur ihr gemeinsamer Vertreter.

Dieser hatte dabei auch ein Gutachten angeführt, nach dem die Anleiheinhaber bei Insolvenz und Liquidation nur rund 3,5 Millionen Euro aus der Masse erwarten könnten. Zuerst kommen die Banken dran, deren Kredite besichert sind. Für die Anleiheinhaber entspräche das einer Quote von zirka 15 Prozent. Das Papier wird nach einem Kurssturz zu 12,50 Prozent gehandelt. Zu diesem Preis sollten sich investierte Anleger nicht davon trennen. Sollte der Vorstand mit seinem Optimismus recht behalten, dürfte gar mehr als die Quote drin sein, die sich aus dem Gutachten ergibt. Allerdings: Die vergangenen ­Monate haben gezeigt, dass bei dem Fahrradhersteller auch mit einem Platten gerechnet werden muss.

Mifa-Anleihe
Für ein Neuengagement ist die Lage noch zu unübersichtlich. Altanleger sollten aber abwarten.