Mittelstandsanleihen: Die nächsten Pleiten

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Die Insolvenzen von HKW und SAG konnten letztlich niemanden mehr überraschen. Der Münchner Personaldienstleister HKW hatte Mitte November die Zinsen für die Anleihe nicht gezahlt. Die Verantwortlichen beteuerten, die Zahlung sei wegen der Umstrukturierung der Gruppe nur um einen Monat verschoben worden - so recht glauben wollte das kaum jemand, Creditreform setzte das Rating aus. Bei SAG Solarstrom ging es ebenfalls Schlag auf Schlag: Ende November kam die Gewinnwarnung, Anfang Dezember hat Creditreform das Rating ausgesetzt, nun sind Gespräche mit Banken und Gläubigern gescheitert - statt der anstehenden Zinszahlung kam der Insolvenzantrag.

Damit sind im Segment der Mittelstandsanleihen in einer Woche zwei weitere Emittenten pleitegegangen. Zuletzt waren der Ersatzbrennstoffspezialist FFK Environment und der Onlinehändler Getgoods in die Insolvenz gerutscht. Insgesamt sind es nun seit dem Start des Segments im Jahr 2010 elf Insolvenzen. Mit 3W Power steht ein weiterer Emittent am Abgrund; nächste Woche sollen Gläubiger bei einer Versammlung auf Forderungen verzichten.

HKW hatte 2011 einen Bond über zehn Millionen Euro emittiert. SAG hat mit zwei Anleihen ein Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro eingesammelt. Wie viel die Gläubiger wiedersehen, ist unklar. Bei HKW etwa ist die Firmenstruktur komplex, sie sollte bis Jahresende vereinfacht werden. "Die Zukäufe, die nach der Emission der Anleihe getätigt wurden, sind nicht etwa bei der deutschen Anleiheemittentin aufgehängt, sondern bei einer niederländischen Holding, die den Eigentümern von HKW gehört", sagt Marius Hoerner, Fondsmanager des Fonds Artus Mittelstands-Renten HI Fonds. Nach der Insolvenz hätten die Anleihegläubiger eventuell keinen Zugriff auf diese Töchter, so Hoerner.