Rentenmarkt im Fokus

Starinvestoren Bill Gross & Bill Ackman warnen vor drohender Rezession im Schlussquartal

02.11.23 23:42 Uhr

Starinvestoren Bill Gross & Bill Ackman warnen vor drohender Rezession im Schlussquartal | finanzen.net

Die letzten Monate waren an den Aktienmärkten von großer Volatilität geprägt. Hintergrund sind die hohe Inflation, die steigenden Zinsen, Konjunktursorgen sowie die aktuellen geopolitischen Spannungen. Dennoch kamen jüngst vermehrt Hoffnungen auf, die US-Notenbank könnte trotz straffer Geldpolitik eine weiche Landung herbeiführen. Anders sehen das die beiden Starinvestoren Bill Gross und Bill Ackman. Sie rechnen jeweils mit einer Rezession und das schon im vierten Quartal.

• Zahlreiche Belastungsfaktoren drücken auf die Aktienmärkte
Rendite für langfristige US-Staatsanleihen mit Höhenflug
• Bill Gross und Bill Ackman beenden Wetten auf fallende Bondpreise



Zahlreiche Belastungsfaktoren wirken derzeit auf die US-Aktienmärkte. So ist die Inflation weiter erhöht, die US-Notenbank Fed hält weiterhin an ihrer restriktiven Geldpolitik fest und warnt, dass weitere Zinsanhebungen im Bereich des Möglichen liegen, was wiederum zu Sorgen führt, dies könne zu einem Rückgang der Wirtschaft führen. Auf der anderen Seite haben geopolitische Spannungen in der Welt weiter zugenommen. All dies trägt zu einer erhöhten Volatilität an den Aktienmärkten bei und sorgt für Unsicherheit unter Anlegern.

Dies lässt sich auch an den US-Anleihemärkten ablesen. So erreichten die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen mit über fünf Prozent erst kürzlich den höchsten Stand seit 16 Jahren. Im Umkehrschluss fallen die Preise für besagte Bonds immer tiefer. Da die Rendite von zehnjährigen US-Bonds als wichtiger Indikator für die Bewertung von Finanzinstrumenten gilt, gerät der Rentenmarkt besonders in den Blick von Marktexperten.

Bill Gross und Bill Ackman beenden Wetten auf fallende Bondpreise

Die beiden Starinvestoren Bill Gross und Bill Ackman hatten den Fall der langfristigen US-Bonds vorausgesehen und sich dementsprechend short positioniert. Damit ist es nun aber vorbei. Beide Starinvestoren gehen mittlerweile davon aus, dass die Renditen ihren Höhepunkt erreicht haben und Bondpreise wieder steigen dürften. So geht der PIMCO-Mitgründer Gross mittlerweile davon aus, dass sich die Lücke zwischen den Renditen von zwei- und zehnjährigen Anleihen sowie zwischen zwei- und fünfjährigen Bonds bis zum Jahresende ins Positive verkehren dürfte, wie er auf dem Kurznachrichtendienst X verkündete.

Er riet daher seinen Followern, in diese Kurve zu investieren. Er selbst habe mittlerweile in kurzfristige Zins-Futures investiert. Hintergrund dieser Ratschläge ist die Annahme des Marktkenners, dass die US-Wirtschaft im vierten Quartal 2023 in eine Rezession abgleiten dürfte. Damit positioniert sich Gross entgegen der allgemeinen Hoffnung am Markt, dass trotz höherer Zinsen doch noch eine weiche Landung gelingen könnte. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2023 ist das US-BIP im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,4 Prozent gewachsen. Verglichen mit dem Vorquartal ging es derweil 2,1 Prozent aufwärts.

Bill Gross: Rezession voraus

Gross begründet seine bärische Einstellung zum einen mit den großen Schwierigkeiten mit denen sich zahlreiche US-Regionalbanken Anfang dieses Jahres herumschlagen mussten und die zu mehreren Insolvenzen führten. Zum anderen bezieht sich Gross auf US-Daten, die aufzeigen, dass zahlreiche Amerikaner mit den Zahlungen für ihre Autokredite in Rückstand geraten. Wie Bloomberg News mit Verweis auf Daten von Fitch berichtete, sei die Zahl von Subprime-Autokrediten mit mehr als 60 Tagen Zahlungsverzug im September auf 6,11 Prozent gestiegen - der höchste Wert seit 1994. Ursächlich sind auch in diesem Fall die höheren Leitzinsen, die die Aufnahme neuer Kredite teurer machen, was es Millionen von Autobesitzern erschwert, ihre Zahlungen zu stemmen.

Gross selbst schrieb auf X, dass er ernsthaft darüber nachdenke, in die gebeutelten Aktien der gestrauchelten Regionalbanken zu investieren.

Auch Bill Ackman sieht Wirtschaftsabschwung voraus

Auch Bill Ackman hat jüngst seine Wetten auf fallende Preise der langfristigen US-Anleihen aufgegeben und dies mit der Sorge vor einer anstehenden Rezession in den USA begründet. So postete er auf X: "Die Wirtschaft kühlt sich schneller ab als es die jüngsten Daten suggerieren". In einem weiteren Post warnte er, dass es "zu viel Risiko in der Welt gäbe", um weiter auf fallende Bonds zu setzen.

Wie Fortune mit Verweis auf Ackman erklärt, würden es zunehmende geopolitische Spannungen sowie eine sich abschwächende Wirtschaft unwahrscheinlich machen, dass die Inflation und die Renditen langfristiger Bonds weiterhin erhöht blieben. Die Renditen würden lediglich erhöht bleiben, wenn die US-Notenbank weiterhin an den angezogenen Zinsen festhielte. Dies sei jedoch unwahrscheinlich, wenn die Konjunktur sich tatsächlich merklich abkühle, was angesichts der globalen geopolitischen Spannungen in jedem Fall eher ungünstig wäre. Aus diesem Grund habe er seine Short-Positionen auf 30-jährigen Staatsanleihen aufgegeben.

Nun bleibt nur abzuwarten, ob die beiden Marktkenner Recht behalten und den USA schon bald ein Wirtschaftsabschwung bevorsteht.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Figge Photography/Janus Capital Group, Bryan Bedder/Getty Images for The New York Times