Pragmatische EZB

15.04.25 08:46 Uhr

Wie die Märkte gehen auch wir davon aus, dass die Euro­päische Zentral­bank (EZB) im Anschluss an die Rats­sitzung am 16. und 17. April die Zinsen um weitere 25 Basis­punkte (Bp) senken wird. Anlass für diese Entschei­dung sind die unter den EZB-Mit­gliedern weit verbrei­teten Wachstums­sorgen, insbesondere nach den von Donald Trump am 2. April ange­kündigten aggressiven Zoll­erhöhungen (zusätzliche 20 % für die Euro­päische Union), die teilweise für 90 Tage ausgesetzt wurden (mit Ausnahme von China). Allerdings dürfte die EZB-Entscheidung die unterschiedlichen Meinungen der Tauben und Falken hinsichtlich der Inflationsrisiken widerspiegeln.

Unsere Erwartungen:

•  Der EZB-Rat wird den Einlagensatz erneut um 25 Basispunkte auf 2,25 % senken – eine Schwelle, ab der die europäische Geldpolitik nicht mehr als restriktiv angesehen werden kann.

•  Auf der Pressekonferenz dürfte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde angesichts der gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheit alle Optionen offen halten, um künftige geldpolitische Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung und in Abhängigkeit von den verfügbaren Daten, den Wirtschaftsprognosen und den Risikoeinschätzungen, die sich seit Mittwoch, dem 2. April, erheblich verändert haben, anzupassen. Der „Tag der Befreiung“, wie er von Donald Trump genannt wurde, hat die Besorgnis über eine anhaltende wirtschaftliche Abschwächung in der Europäischen Union wieder aufleben lassen, die trotz möglicher Gegenmaßnahmen die Preise stark belasten könnte.

•  Die EZB wird die Inflationsrisiken jedoch weiterhin als symmetrisch betrachten.

•  Obwohl die Zinssätze das wichtigste geldpolitische Instrument sind, wird Christine Lagarde betonen, dass die EZB im Falle von Finanzmarktstress über „nicht-konventionelle“ Instrumente verfügt (gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte – TLTRO, Transmissionsschutzinstrument – TPI, usw.).

Insgesamt dürfte die EZB ihre schrittweise Senkung der Leitzinsen (-25 Basispunkte) im April fortsetzen, da die Disinflation planmäßig verläuft und weitgehend mit den Prognosen der Zentralbank übereinstimmt. Sofern die Europäische Zentralbank keine Änderungen in ihrer Kommunikation vornimmt, dürften sich die Marktreaktionen nach der Sitzung in Grenzen halten.

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