Bilfinger: Ramsch am Bau

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Seit Kurzem ist die Anleihe des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger offiziell Ramsch. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) stufte die Note Ende Juni um eine Stufe auf "BB+" ab, der Ausblick bleibt negativ. Die neue ­Bonitätsnote markiert den oberen Rand des Non-­Investment-Grade. Papiere in diesem Bereich werden als High-Yield-Bonds oder wegen ihres höheren Ausfallrisikos auch wenig schmeichelhaft als Ramschanleihen bezeichnet.

S & P reagierte mit der Ratingentscheidung auf die Meldung von Mitte Juni, dass in der Sparte Power unerwartet hohe Verluste drohen und das Kraftwerksgeschäft, das seit Längerem als Sorgenkind des Konzerns gilt, verkauft werden soll. Die strategische Entscheidung von Bilfinger, hier mit der Trennung die Notbremse zu ziehen und sich aufs Industrie- und Baugeschäft zu konzentrieren, kam nur wenige Wochen nach dem Amtsantritt des neuen Konzernchefs Per Utnegaard.

Schwachstellen identifiziert

Analysten gehen davon aus, dass die wesentlichen Schwachstellen im Unternehmen nun identifiziert sind. Sie rechnen nicht mehr mit größeren Überraschungen, wenn die Ergebnisse der noch laufenden strategischen Überprüfung veröffentlicht werden. Diese sind für Oktober avisiert. Vorher werden im August noch die Zahlen fürs zweite Quartal vorgelegt. Das Kerngeschäft, das fortgeführt wird, dürfte wie vom Markt erwartet gelaufen sein. Und mit Blick in die Zukunft verweisen Analysten darauf, dass mit einem Verkauf der Power-Sparte der Anteil des risiko­behafteten Projektgeschäfts sinkt.

Die sechste Gewinnwarnung binnen eines Jahres ließ die Bilfinger-Aktie Mitte Juni abstürzen. Auch die noch bis 2019 laufende Anleihe des Konzerns verlor mit der Unternehmensmeldung kräftig an Boden. Der Kurs der Anleihe rutschte mit der Ratingherabstufung durch S & P Ende Juni weiter ab.

Kaufgelegenheit für Risikobereite

Vor der Gewinnwarnung wurde der Bond noch zu einem Preis von annähernd 104 Prozent gehandelt, Ende des Monats waren es dann zeitweise weniger als 94 Prozent. Seither konnte sich der Börsenkurs stabilisieren, zuletzt wechselte die Anleihe für 97,5 Prozent den Besitzer. Bei einer Laufzeit bis Dezember 2019 bedeutet das eine Rendite von drei Prozent per annum. Zum weit höheren Preis von Mitte Juni hatte die Anleihe nur einen jährlichen Ertrag von circa 1,5 Prozent versprochen.

Wer die Anleihe im Depot hat, sollte sich nicht davon trennen. Und risikobereite Anleger können auf dem aktuellen Kursniveau auch neue Positionen aufbauen. Sie müssen sich allerdings darüber im Klaren sein, dass der Anleihekurs schwankungsanfällig bleibt.

Bilfinger-Bond
Mit drei Prozent für viereinhalb Jahre verspricht der Schuldtitel mutigen Anlegern einen attraktiven Ertrag bei ver­tretbarem Risiko.