Air Berlin: Airline am Boden

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Tiefer als erwartet ist die Fluggesellschaft Air Berlin im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht: Unterm Strich steht ein Verlust von 315,5 Millionen Euro. 2012 hatte Air Berlin - mit dem Verkauf des Vielfliegerprogramms an Großaktionär Etihad - noch ein winziges Plus geschafft.

Die Airline aus dem Golfemirat Abu Dhabi springt der kriselnden deutschen Firma nun mit einer Kapitalspritze bei: Sie zeichnet Wandelanleihen über 300 Millionen Euro. Diese haben eine unbegrenzte Laufzeit, deshalb darf Air Berlin sie zum Eigenkapital rechnen. Die ins negative gefallene Eigenkapitalquote soll so wieder auf - äußerst magere - fünf Prozent steigen.

Darüber hinaus will Air Berlin mit einer neuen bis 2019 oder 2021 laufenden Anleihe 150 Millionen Euro einsammeln. Den Gläubigern der 2014 und 2015 fälligen Anleihen bietet Air Berlin zudem den Tausch in einen neuen, bis 2019 laufenden Titel an: Für die 2014er-Anleihe gibt es 1,0325 neue Papiere, für die 2015 fällige Anleihe 1,0655 neue Bonds.

Damit soll die Zinslast sinken. Die bis 2014 laufende Anleihe hat einen Kupon von 11,5 Prozent, die 2015er- Anleihe einen von 8,5 Prozent; die neue Anleihe soll zwischen sechs und 6,75 Prozent bringen. Der Satz hängt vom Interesse der Investoren ab, um die Air Berlin derzeit buhlt. Die Umtauschfrist läuft bis 6. Mai.

Kleinanleger bleiben beim Tausch indes außen vor: Die Mindestannahmegröße der neuen Anleihe liegt bei 100 000 Euro. Grämen müssen sich Privatanleger darum aber nicht. Denn wie die anhaltenden Verluste von Air Berlin gestoppt werden sollen, bleibt weiter reichlich unklar.

Das Unternehmen ist allein schlicht nicht überlebensfähig - und vom Wohlwollen der Araber abhängig. Etihad ist vor allem an den Start- und Landerechten von Air Berlin interessiert, die Deutschen spielen eine wichtige Rolle als Zubringer für das Flugnetz der arabischen Airline.

Die drei ausstehenden Bonds von Air Berlin (ISIN: DE 000 AB1 00C 2, DE 000 AB1 00A 6, DE 000 AB1 00B 4) notieren nach einem durch die jüngste Unsicherheit ausgelösten Kurseinbruch Ende März wieder über pari. Vorsichtige Anleger nutzen die Gelegenheit, um sich an der Börse von den Bonds zu trennen.