Interview

Veganz Group: vegane Lebensmittel und Klimaschutz fürs Wertpapierdepot

27.01.20 08:00 Uhr

Veganz Group: vegane Lebensmittel und Klimaschutz fürs Wertpapierdepot | finanzen.net

Die auf die Entwicklung und Vermarktung veganer Lebensmittel spezialisierte Veganz Group emittiert aktuell ihre erste Unternehmensanleihe. Aus diesem Grund führte finanzen.net ein Interview mit Jan Bredack, dem CEO der Gesellschaft.

Finanzen.net: Die am Kapitalmarkt bislang nicht in Erscheinung getretene Veganz Group dürften viele Anleger möglicherweise noch nicht kennen. Könnten Sie bitte Ihr Unternehmen und dessen Geschäftsmodell in zwei oder drei Sätzen kurz vorstellen?

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Jan Bredack: Die Menschen in Europa und zunehmend auch darüber hinaus, die sich ganz oder teilweise vegan ernähren, kennen uns dafür bestens, denn wir haben uns als eine der führenden Marken für vegane Ernährung etabliert. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Entwicklung und den Vertrieb eigener veganer Produkte unter unserer Marke Veganz. Dabei bieten wir als eines von weltweit wenigen Unternehmen ein komplettes Sortiment an veganen Lebensmitteln an, das vom Frühstück bis zum Abendessen reicht: von Süßwaren über Fleisch-, Fisch- und Käsealternativen bis hin zu pflanzlichen Proteinen und Frühstücksartikeln mit veganen Milchsäurekulturen.

Ihr Produktsortiment ist mit über 150 Produkten relativ groß. Was sind deren wichtigste Features und Vorteile gegenüber der veganen Konkurrenz?

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Es ist ein sehr wichtiger Baustein unseres Erfolgs, ein Vollsortimenter zu sein. Das ist auch ein zentrales Unterscheidungskriterium im Vergleich zu anderen Anbietern. Für unsere Produkte verwenden wir ausschließlich hochwertige Zutaten überwiegend in Bio-Qualität. Die Qualität unserer Produkte wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Lebensmittelsicherheit, Wasser- und Umwelthygiene, der Stiftung Warentest und den Healthy Living Awards.

Und was uns zusätzlich von anderen Anbietern unterscheidet: wir sind mit unserer Marke Veganz im Bereich der pflanzlichen Lebensmittel als Vorreiter groß geworden und dadurch authentisch. Nachhaltigkeit ist bei uns nicht nur eine Floskel. Wir machen sie sichtbar und bedienen uns dazu des eaternity Score, der die CO2-Bilanz und den Wasserverbrauch der Produkte ermittelt und mit aktuell 100.000 Produkten vergleicht, woraus ein Score abgeleitet wird. Also kein "weiches" Siegel, sondern harte Fakten. Wir setzen auch nachhaltige Verpackungen ein, wie kompostierbare Innenfolie um Schokoladen oder Papierverpackungen bei einigen unserer Frischeprodukte.

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Der Lebensmittelsektor gilt als extrem wettbewerbsintensive Branche. Wie sieht ihr Vertriebskonzept konkret aus?

Der Vertrieb unserer Produkte erfolgt über die beiden Kanäle Wholesale und Retail. Das Kernstück bildet dabei das Markenartikelgeschäft im Wholesale, das die Entwicklung und den weltweiten Vertrieb von Produkten unter der Marke Veganz umfasst. Veganz-Produkte sind heute schon in 26 Ländern bei Top-Adressen, wie Edeka, REWE, Rossmann, Coop und Spar, an über 15.000 Verkaufsstellen erhältlich.

Der Retail-Bereich beinhaltet den Vertrieb über unsere drei eigenen Supermärkte in Berlin. Darüber hinaus werden unsere Produkte auch online über unseren Kooperationspartner vekoop auf https://vekoop.de/veganz angeboten.

Sie verkaufen ihre Produkte in eigenen Geschäften sowie in großen Supermarktketten. Welcher Bereich spielt mit Blick auf den Umsatz- bzw. Ergebnisbeitrag für Ihr Unternehmen die wichtigere Rolle?

Für uns als Markenartikler liegt der Fokus ganz klar auf dem Vertrieb über Lebensmitteleinzelhändler und Drogeriemärkte - und zwar weltweit. International werden wir 2020 weiter Vollgas geben und mit erfolgreichen Distributoren bspw. in UK, Südafrika, Australien, dem Nahen Osten und Japan unser Geschäft auf ein neues Level heben. Bereits in diesem Jahr wird unser Umsatzanteil außerhalb Europas voraussichtlich rund 10 % betragen - mit deutlich steigender Tendenz. Unsere drei Berliner Stores dienen in erster Linie dem Markenaufbau sowie Test von neuen veganen Produkten und Trends.

Anleger können Ihre Unternehmensanleihe noch bis zum 7. Februar zeichnen. Mit welchen Konditionen ist das Papier ausgestattet?

Die Anleihe bietet über die Laufzeit von fünf Jahren einen Kupon von 7,5 % p.a. Private wie auch professionelle Investoren können zu einer Stückelung von 1.000 Euro zeichnen - und zwar entweder direkt über die Veganz Group AG unter www.veganz.de/ir, über die Crowdinvesting-Plattform Seedmatch unter www.seedmatch.de/veganzanleihe oder über die Zeichnungsfunktionalität "DirectPlace" der Deutsche Börse AG.

Wofür werden Sie die neuen Mittel von bis zu zehn Millionen Euro konkret verwenden?

Im Fokus steht die Finanzierung unseres weiteren Wachstums. Dafür möchten wir mehr als die Hälfte der zufließenden Mittel verwenden. Um unser Geschäftsvolumen nachhaltig auszubauen, wollen wir unsere Flächenpräsenz durch zusätzliche Außendienstmitarbeiter verstärken sowie in Marketingmaßnahmen und Produktentwicklung bzw. -optimierung investieren. Darüber hinaus wollen wir unsere Finanzierungsstruktur verschlanken. Das hilft uns nachhaltig dabei, eine bessere Profitabilität zu erzielen.

Ihre potenziellen Anleiheinvestoren wollen wahrscheinlich nicht nur Gutes für die Umwelt tun, sondern auch Rendite generieren und dürften sich daher sehr stark für die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der Veganz Group interessieren. Wie haben sich Umsätze und Ergebnisse in der Vergangenheit entwickelt?

Veganz wurde zwar bereits 2011 gegründet, doch die Veganz Group AG besteht in dieser Form erst seit dem 25. April 2019. Deshalb bezieht sich unser Zwischenabschluss auf den Zeitraum vom 25. April 2019 bis 30. November 2019, beinhaltet jedoch keine Vorjahreszahlen. In diesen rund sieben Monaten haben wir einen Umsatz von 15,4 Mio. Euro erzielt. Das EBITDA lag bei -1,5 Mio. Euro.

Nachdem wir vor allem im nationalen Handel stark zulegen konnten, erwarten wir für das Gesamtjahr 2019 einen Gruppenumsatz von ca. 27 Mio. Euro, was einem Wachstum von 28 % entspricht. Im Geschäftsjahr 2020 soll der Gruppenumsatz auf rund 40 Mio. Euro zulegen. Ertragsseitig ist es unser Anspruch, 2020 auf EBITDA-Basis positiv zu werden und mittelfristig wieder einen positiven Jahresüberschuss zu erzielen, um nachhaltig profitabel zu wachsen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bredack.

Zur Person:
Jan Bredack begann seine Karriere in der Automobilindustrie und bekleidete innerhalb des Daimler-Benz-Konzerns verschiedene Top-Management-Positionen. 2011 gründete er in Berlin das Unternehmen Veganz, das als erste vegane Supermarktkette Europas bekannt wurde. Mit einer bunten und lebensbejahenden Unternehmensphilosophie schaffte es Veganz, die vegane Nische aufzubrechen und den pflanzlichen Ernährungstrend am Markt zu etablieren. Heute arbeitet das Unternehmen als Markenartikler unter anderem mit dm, Globus, Kaufland, Edeka, Müller, Rossman, Spar Österreich und Slowenien sowie Coop in der Schweiz zusammen.



Bildquellen: Veganz Group AG