Technologiespezialist Hörmann Finance begibt neue Anleihe

Finanzen.net: Können Sie bitte in wenigen Sätzen die wichtigsten Hauptgeschäftsfelder Ihres Unternehmens kurz vorstellen?
Johann Schmid-Davis: Die Aktivitäten der Hörmann Finance GmbH sind in drei Geschäftsbereiche aufgeteilt. Der größte Geschäftsbereich ist der Bereich "Automotive". Hier sind wir einer der führenden Zulieferer für zahlreiche große Lkw-, Bus-, Baumaschinen- und Landmaschinenhersteller in Europa, u.a. MAN, Daimler, Scania und Claas. Im Geschäftsbereich "Engineering" übernehmen wir weltweit die Generalplanung neuer industrieller Gebäude - von der Idee bis zum schlüsselfertigen Objekt. Schwerpunkt des Bereichs ist die boomende Logistikbranche, insbesondere die Planung und Realisierung von Hochregallagern. Namhafte Kunden sind z.B. Schenker und Evonik. Last but not least entwickeln und fertigen wir im Geschäftsbereich "Kommunikation" Systeme rund um die Kommunikations-, Sicherheits- und Sirenentechnik für Kunden wie beispielsweise die Deutsche Bahn, E.ON und RWE.

Wie haben sich in diesem Jahr Umsatz und Ergebnis entwickelt - wo läuft es rund und wo weniger?
Insgesamt konnte der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2016 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,6 Prozent auf 207,2 Mio. Euro gesteigert werden und lag deutlich über dem Plan. Das EBIT betrug 3,4 Mio. Euro. Diese solide Entwicklung schlägt sich auch in den Zahlen der einzelnen Geschäftsbereiche nieder. Alle drei Bereiche arbeiten profitabel.

Im Geschäftsbereich "Automotive" erzielen Sie derzeit den Löwenanteil Ihrer Umsätze. Welches Potenzial räumen Sie ihm für die kommenden Jahre ein und denken Sie möglicherweise über eine Stärkung der anderen Standbeine nach?
Im Bereich "Automotive" sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt. Hier konnten in jüngerer Vergangenheit weitere Neukunden gewonnen werden, z.B. DAF und Audi. Zudem werden die Auslagerung lohnintensiver Aktivitäten in die Slowakei und die angestrebte Effizienzsteigerung durch Automatisierung unserer deutschen Werke die Position unserer Nutzfahrzeugsparte weiter stärken. Einen bedeutenden Schritt zur Stärkung der Geschäftsbereiche "Kommunikation" und "Engineering" haben wir mit der beschlossenen, mehrheitlichen Übernahmen der Funkwerk AG und der VacuTec Messtechnik GmbH, die ohne zusätzliche Verschuldung realisiert werden, in die Wege geleitet. Die künftige Konsolidierung von Funkwerk wird das Umsatzniveau des Bereichs "Kommunikation" auf über 100 Mio. Euro anheben. Gleichzeitig wird die hochprofitable VacuTec in den Bereich "Engineering" integriert und dessen Umsatz- und Ertragsbasis erhöhen. Somit blicken wir mit drei starken Standbeinen optimistisch in die Zukunft.

Wie würden Sie das Risikoprofil der Hörmann Finance mit Blick auf die Absatzmärkte, die Absatzregionen und die Kundenstruktur beschreiben?
Wir konzentrieren uns im Bereich "Automotive" auf den europäischen Markt. Laut aktueller Studien wird für Europa in den nächsten 6 Jahren ein stabiles Marktwachstum von durchschnittlich über 5 Prozent p.a. erwartet und damit auch eine gute Entwicklung unserer Hauptkunden prognostiziert. Unabhängig davon erhöhen wir durch eine deutlich stärkere Automatisierung und Prozessoptimierung unsere Flexibilität in den Werken, um zukünftig besser auf eventuelle Marktrückgänge reagieren zu können. Rohstoffpreis- und Währungsrisiken haben wir dabei nicht. In den Bereichen "Engineering" und "Kommunikation" setzen wir auf ein sehr erfahrenes Projektmanagement und Projektcontrolling um Fehlentwicklungen schnellstmöglich zu erkennen. Internationale Projekte werden in Euro abgewickelt oder durch klassische Währungssicherungsinstrumente abgesichert. Die beiden letztgenannten Geschäftsbereiche werden durch die Übernahme von Funkwerk und VacuTec insbesondere ertragsseitig gestärkt, so dass hierdurch die Diversifizierung unseres Geschäftsmodells weiter erhöht wird.

Derzeit planen Sie zur Ablösung der 2013 emittierten Altanleihe die Emission einer Unternehmensanleihe im Anleihesegment Entry Standard der Frankfurter Börse. Mit welchen Konditionen ist sie ausgestattet?
Die neue Unternehmensanleihe (WKN: A2AAZG) hat ein Gesamtvolumen von bis zu 30 Mio. Euro und eine Laufzeit von 5 Jahren. Das Angebot steht unter der Bedingung, dass ein Mindestvolumen von nominal 25 Mio. Euro platziert wird. Der Zinssatz wird erst nach Ende des Angebotszeitraums, voraussichtlich am 17. November 2016, auf Basis des Bookbuilding-Verfahrens festgelegt. Zuvor wird, voraussichtlich bis zum 14. November 2016, eine Zinsspanne festgelegt. Die Anleihe wird mit einem Nennbetrag von je 1.000 Euro über Banken und Online-Broker an der Börse Frankfurt zu erwerben sein.

Wie funktioniert das Bookbuilding-Verfahren konkret und was war der Hauptgrund für diese Vorgehensweise?
Bei dem Bookbuilding-Verfahren werden alle Zeichnungsaufträge in einem Orderbuch zusammengefasst. Auf Basis dessen wird anschließend der Kupon der neuen Anleihe festgelegt. Der Grund für diese Vorgehensweise ist, dass wir die Investoren bei der Preisfindung mit einbeziehen wollen, um einen marktgerechten Kupon anbieten zu können.

Gehen Sie davon aus, dass der Kupon der neuen Anleihe signifikant unter 6,25 Prozent - dem Niveau der Altanleihe - liegen wird und wie hoch schätzen Sie die daraus resultierenden Einsparungen ein?
Seit der Begebung der ersten Anleihe haben wir bei Hörmann Finance viel in die Optimierung unserer Prozesse und Kostenstrukturen investiert. Darüber hinaus verfügen wir über eine solide Kapitalstruktur und Finanzlage, was uns auch Euler Hermes mit der jüngsten Heraufstufung unseres Unternehmensratings bescheinigt hat. Daher sind wir optimistisch, mit der aktuellen Neustrukturierung unserer Passivseite im derzeit günstigen Zinsumfeld unsere Finanzierungskosten senken zu können.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schmid-Davis.

Zur Person:

Johann Schmid-Davis, CFO der Hörmann Finance GmbH, ist seit 2001 in kaufmännischen und finanzwirtschaftlichen Leitungs- und Geschäftsführungsfunktionen der Hörmann-Gruppe tätig. Der Technologiespezialist Hörmann Finance erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2015 mit 2.283 Mitarbeitern einen Konzernumsatz von rund 435 Mio. Euro, ein operatives Ergebnis (EBIT) von 11,9 Mio. Euro und einen Konzerngewinn nach Steuern von 6,2 Mio. Euro.