KTG Agrar: Jetzt beginnt die Erntephase
Landwirtschaft und Kapitalmarkt gingen vor Jahren eher getrennte Wege. Auf die börsennotierte KTG Agrar trifft dies jedoch nicht zu. Anlässlich der geplanten Anleiheemission führte Finanzen.net ein Interview mit Siegfried Hofreiter, dem CEO des Unternehmens.
Finanzen.net: An den Kapitalmärkten ist die seit fast sieben Jahren börsennotierte KTG Agrar SE wahrlich kein Newcomer. Mit KTG Energie haben Sie ein Tochterunternehmen an die Börse gebracht. Außerdem sind bereits zwei Anleihen von KTG Agrar und eine von KTG Energie handelbar. Bitte stellen Sie dennoch in zwei oder drei Sätzen das Geschäftsmodell von KTG Agrar kurz vor.
Siegfried Hofreiter: Wir sind in erster Linie Landwirte und erzeugen auf mehr als 43.000 Hektar in Deutschland und Litauen hochwertige Agrarrohstoffe - konventionell und ökologisch.
Einen Teil unserer Erzeugnisse setzen wir zur umweltfreundlichen Energieproduktion in eigenen Biogasanlagen ein. Damit profitieren wir bereits von den Megatrends wachsende Weltbevölkerung und steigender Energiebedarf. Mit der Erweiterung unserer Wertschöpfungskette um den Food-Bereich bieten wir jetzt Produkte über alle Produktionsschritte - vom Feld bis auf den Teller - aus einer Hand. Damit bedienen wir aktuelle Verbraucherwünsche nach mehr Regionalität und Transparenz.
Mitte des Monats haben Sie für 2014 eine erfolgreiche Erntesaison 2014 gemeldet. Welche Pflanzen waren in diesem Jahr besonders wichtig für KTG Agrar?
Wir haben im Osten Deutschlands und Litauen mehr als 100.000 Tonnen Roggen, Gerste, Raps & Co. eingefahren. Besonders zufrieden sind wir zudem mit der Soja-Ernte. Die Sojabohne ist proteinreich und hochgesund, die Nachfrage nach nachhaltig produzierten Sojaprodukten steigt ernorm. Zudem ist der Anbau aufgrund der vergleichsweise geringen Produktionskosten hoch profitabel, ganz zu schweigen von den agronomischen Vorteilen. Mit über 7.000 Hektar Anbaufläche sind wir bereits heute der größte Erzeuger von gentechnikfreien Sojabohnen in der EU. Und nicht zuletzt verlief auch die Kartoffelernte auf mehr als 1.000 Hektar erfolgreich.
Aber die Menge ist nur eine Seite der Medaille, die andere sind die volatilen Preise. Uns dagegen abzusichern, das machen wir seit 20 Jahren erfolgreich. Zum Jahresbeginn konnten wir uns das gute Preisniveau sichern und mehr als 50 Prozent der zu erwartenden Ernte verkaufen. Darüber hinaus haben wir ausreichende Lagerkapazitäten, um erst wieder im Winter verkaufen zu müssen und nicht in der Erntezeit - wenn die Agrarrohstoffpreise eher schwächer tendieren. Und letztlich bedeutet auch unsere neu etablierte Lebensmittelsparte mehr Sicherheit: Denn Soja und Kartoffeln werden wir praktisch vollständig selber weiterverarbeiten und so erheblich bessere Preise erzielen.
Ihre landwirtschaftlichen Anbauflächen liegen vor allem in Ostdeutschland und Osteuropa. Welche Risiken spielen für die Prosperität Ihres Landwirtschaftsunternehmens derzeit eine besonders große Rolle - geopolitische, meteorologische oder eher preisbedingte Unsicherheitsfaktoren?
Als Landwirte kommt den klimatischen Bedingungen zunächst die zentrale Rolle zu. Die Anzahl der Regentage und damit die Bodenqualität sind in Europa und insbesondere im Osten ideal. Was die geopolitischen Rahmenbedingungen angeht, sind neben der Erreichbarkeit für uns zudem Rechtssicherheit und die Finanzierbarkeit im Land klare Kriterien für ein Investment. BRIC-Staaten bieten etwa große Chancen, aber auch höhere Risiken für Unternehmen. Über unsere Beteiligung an der TKS Union AG sind wir in Russland mit hochmodernen Betrieben in der Fleischproduktion aktiv. Um die Planungssicherheit zu gewähren und das unternehmerische Risiko zu kontrollieren, haben wir 18 Millionen Euro in die TKS investiert - ein Betrag, den wir im absoluten Notfall bewältigen könnten. Doch die Geschäfte laufen hervorragend. Da sich die Preise in der inländischen Ernährungsindustrie in der jüngeren Vergangenheit verdoppelt haben, wird die TKS weiterhin profitabel wachsen, bestehende Kredite tilgen und in den Bau zweier weiterer Betriebe investieren.
Blickt man auf die Umsätze, hat sich KTG Agrar in den vergangenen Jahren geradezu prächtig entwickelt. Die Ergebnisse schwankten hingegen sehr stark. Welchen geschäftlichen Ausblick können Sie Börsianern und Anleiheinvestoren gegenwärtig in Aussicht stellen?
In den vergangenen Jahren haben wir dynamisch in Agrarland, Immobilien wie Getreidesilos, in Biogas sowie den Aufbau unserer Food-Sparte investiert und damit den Grundstein für unser zukünftiges Umsatz- und Gewinnwachstum gelegt. Jetzt beginnen wir mit der Ernte: über steigende Erträge erhöhen wir die Eigenmittel und die Cashflows. Wir werden in den folgenden Geschäftsjahren nachhaltig positive Zahlungsströme generieren. Dass wir hier gut unterwegs sind, zeigt unser Halbjahresergebnis: Wir haben den Konzernumsatz um rund 48 Prozent auf 100 Millionen Euro, das Ebitda um 45 Prozent auf 24,7 Millionen Euro und das operative Ergebnis um 46 Prozent auf 17,5 Millionen Euro gegenü̈ber dem Vorjahr steigern können. Der Halbjahresüberschuss ist mit 4,4 Millionen Euro viermal höher als im Vorjahr, der operative Cashflow bereits zum 30. Juni positiv. Und nach der sehr guten Ernte ist jetzt schon klar: Beim Umsatz werden wir bis Dezember 2014 die 200-Millionen-Euro-Marke deutlich knacken und auch bei Gewinn und Cashflow rechnen wir mit weiteren deutlichen Steigerungen.
Einige Ihrer geernteten Agrarprodukte verarbeiten Sie selbst zu Lebensmitteln. In welchen Bereichen hat sich die Wertschöpfungskette verlängert und in welchem Umfang haben sich dadurch die jeweiligen Gewinnmargen verbessert?
Die Food-Sparte spielt langfristig für die KTG Gruppe eine strategische Rolle. Denn neben volatilen Agrar- und Energiemärkten ist der Bereich Lebensmittelverarbeitung eine sinnvolle Ergänzung hin zu einem integrierten und vertikal aufgestellten Agrarkonzern - wir realisieren zusätzliche Synergien und hohe Skaleneffekte. Statt etwa die Kartoffeln zu niedrigen Preisen zu verkaufen, verarbeiten wir sie zu leckeren Pfannengerichten und Puffern und liefern direkt an den Handel - das bedeutet im Vergleich zur Rohware eine teils zehnfach höhere Wertschöpfung. Wir haben viel investiert und vereinen heute starke Marken wie Frenzel Tiefkühlkost, Bio-Zentrale oder Die Landwirte unter unserem Dach. Damit liefern wir regional erzeugte Lebensmittel von der Kartoffel über Fertiggerichte und Müslis bis zu gentechnikfreiem Soja-Öl in die Supermarktregale. Der Kurs ist klar: den Food-Bereich weiter optimieren und eine höhere Marktdurchdringung erreichen. Unsere Strategie "vom Feld bis auf den Teller" spiegelt sich immer mehr auch im Ergebnis wider.
Anleger können voraussichtlich bis zum 13. Oktober Ihre neue Unternehmensanleihe zeichnen. Handelt es sich um eine reine Anschlussfinanzierung?
Mit dem Erlös des KTG Biowertpapiers III wollen wir die Refi¬nanzierung unserer ersten Unternehmensanleihe, des KTG Bio¬wertpapiers I, frühzeitig in die Hand nehmen. Denn in der jetzt beginnenden Ertragsphase werden wir uns allein auf organisches Wachstum konzen-trieren. Bei sinkenden Aufwendungen für Investitionen und weiterhin steigenden Erträgen erhöhen wir die Eigenkapitalquote und werden auch die Finanzstruktur optimieren. Eine sichere mittelfristige Finanzierung hat für uns erste Priorität.
Welche Sicherheiten bieten Sie den Investoren an?
Zunächst ein seit 20 Jahren funktionierendes Geschäftsmodell, das von Megatrends wie wachsende Weltbevölkerung und steigender Energiebedarf profitiert. Dazu kommt das zunehmende Bedürfnis nach gesunder Nahrung und nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Dass sich dies auszahlt, wissen sowohl unsere Aktionäre als auch unsere Anleihegläubiger. Als börsennotierte Unternehmen sind wir am Kapitalmarkt erfahren und verlässlich. Den Zinsdienst für Kapitalmarktverbindlichkeiten bedienen wir immer fristgerecht und verfügen seit fünf Jahren über ein Investment-Grade-Rating. Nur so konnten wir in den vergangenen fünf Jahren durchgängig eine Rating-Note im Bereich Investment Grade erreichen. Darüber hinaus verfügen wir durch frühzeitig erworbenes Ackerland, Agrarimmobilien und unsere Anteile an der KTG Energie AG über erhebliche stille Reserven in Höhe von deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Dass wir diese jederzeit heben können haben wir Ende Juni gezeigt. Wir haben in Litauen Land mit einem Buchwert von 10 Millionen Euro für 20 Millionen Euro verkauft und langfristig zurückgepachtet.
Der Kupon der neuen Anleihe liegt mit 7,25 Prozent über dem Niveau des 2010 emittierten Papiers. Woran hat dies gelegen?
Zunächst haben wir die Emission als Umtauschanleihe ausgestaltet. Ein Jahr vor Ende der Laufzeit haben wir Inhabern des mit 6,75 Prozent verzinsten KTG Biowertpapiers I innerhalb der Umtauschfrist die Möglichkeit gegeben, ihre Stücke im Verhältnis 1:1 in die neue Anleihe zu tauschen. Unsere erste Inhaber-Teilschuld¬verschreibung zählt jedoch zu den Top-Performern am deutschen Markt für Mittelstandsanleihen. Seit Aufnahme in den Freiverkehr der Börse Stuttgart im Jahr 2010 notiert der Kurs durchschnittlich deutlich über 100 Prozent. Würden wir unseren treuen Anlegern den neuen Bond zum Kurs von 100 Prozent andienen, wäre dies kaum nachvollziehbar. Wir wollen das Vertrauen nicht verspielen, sondern stärken. Und das hat funktioniert, wir sind sehr zufrieden. Mit dem Kupon von 7,25 Prozent wollen wir aber auch Neu-Anleger für uns gewinnen und bieten eine im aktuellen Marktumfeld attraktive Rendite. Die Zeichnungsfrist beginnt ab dem 29. September. Weitere Informationen sind auf unserer Website zu finden.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hofreiter.
Zur Person:
Siegfried Hofreiter ist gelernter Landwirt und hat nach verschiedenen Positionen auf großflächigen Agrarbetrieben in den USA sowie in landwirtschaftlichen Marktfruchtbetrieben in den neuen Bundesländern 1995 mit dem Aufbau der heutigen KTG Agrar SE begonnen. Das erste börsennotierte Landwirtschaftsunternehmen Deutschlands gehört heute mit Anbauflächen von mehr als 43.000 Hektar zu den führenden Produzenten von Agrarrohstoffen in Europa. Als integrierter Anbieter erzeugt die KTG Gruppe hochwertige Agrarrohstoffe, erneuerbare Energie und gesunde Lebensmittel.
Bildquellen: KTG Agrar
Nachrichten zu KTG Agrar SE
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Analysen zu KTG Agrar SE
Datum | Rating | Analyst | |
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09.10.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
15.05.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
22.04.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
23.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG | |
09.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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09.10.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
15.05.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
22.04.2015 | KTG Agrar SE kaufen | DZ-Bank AG | |
23.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG | |
09.09.2014 | KTG Agrar SE buy | equinet AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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04.05.2010 | KTG Agrar kein Engagement | Performaxx-Anlegerbrief | |
11.09.2009 | KTG Agrar dabei bleiben | Focus Money |
Datum | Rating | Analyst | |
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