Alan Greenspan: "Frage der Zeit", bis negative Zinsen auch die USA erreichen
Nachdem in vielen Teilen der Welt bereits negative Zinsen Einzug erhalten haben, dürften auch die USA nicht mehr lange davor sicher sein, befürchtet der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan.
• Negative Zinsen mittlerweile fast überall auf der Welt
• Auch USA seien nicht vor dieser Entwicklung geschützt
• Anleger suchen nach sicheren Häfen
Negative Zinsen bald auch in den USA
Geht es nach dem früheren US-Notenbank-Präsidenten Alan Greenspan, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis auch US-Staatsanleihen mit negativen Zinssätzen gehandelt werden. "Man sieht es so ziemlich überall auf der Welt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch in den Vereinigten Staaten so ist", erklärte der Finanzexperte vergangene Woche gegenüber CNBCs "Squawk on the Street". Er rät Investoren daher, die Rendite 30-jähriger Anleihen im Blick zu behalten, die kürzlich gar einen historischen Tiefststand erreicht hätte.
Wie Greenspan weiter erklärte, steckten derzeit mehr als 16 Billionen US-Dollar auf der ganzen Welt in Fremdkapitalinstrumenten, die eine negative Rendite lieferten, heißt es bei CNBC. Ein Grund dafür seien die Notenbanken mit ihrer Lockerung der Geldpolitik, um auf diese Weise der schwächelnden Weltwirtschaft entgegenzuwirken.
Da sich das Wirtschaftswachstum in Europa und Asien aber bereits verlangsame, handelten 10-jährige Staatsanleihen in Belgien, Deutschland, Frankreich und Japan bereits mit negativen Kursen, gab der ehemalige Fed-Chef CNBC gegenüber weiter zu bedenken. Denn Anleger würden in sichere Häfen wie Gold & Co. flüchten: "Die Menschen suchen im Grunde nach Ressourcen, von denen sie wissen, dass sie in 20 Jahren einen Wert haben werden, oder in 30 Jahren, wenn sie altern. Das ist eindeutig eine grundlegende Kraft, die den Markt antreibt", zitiert MarketWatch Greenspan.
Zwar bewegten sich die Renditen der US-Anleihen derzeit noch deutlich im positiven Bereich, doch könne sich das schnell ändern, warnt der Experte im Hinblick auf die vergangene Zinssenkung der Fed sowie die bevorstehende Sitzung Ende des Monats, bei der mit einer weiteren Senkung des Leitzinses gerechnet wird. "Wir sind so an die Idee gewöhnt, dass wir keine negativen Zinssätze haben, aber wenn man eine signifikante Änderung in der Einstellung der Bevölkerung erhält, suchen sie nach einem Coupon", zitiert CNBC Greenspan. "Infolgedessen gibt es eine Tendenz, die Tatsache zu ignorieren, dass sich dies auf den Nettozins auswirkt, den sie erhalten."
Naht die Rezession?
Ob es in diesem Umfeld aber auch tatsächlich zu einer Rezession kommen wird, bleibe abzuwarten, so der Finanzexperte. "Seltsamerweise wird es zu einem großen Teil von der Börse abhängen. Wir unterschätzen den Vermögenseffekt auf die Wirtschaft und diese Art von volatilen Börsenbewegungen hat eine Wirkung, die wir meiner Meinung nach nicht vollständig verstehen und auch nicht richtig messen können", zitiert ihn Money & Markets. Die Bemühungen der Zentralbanken könnten durch die volatilen Aktienmärkte demnach behindert werden, gibt MarketWatch Greenspans Einschätzung wieder. "Wenn wir größere Börsenanpassungen bekommen, werden wir es in der Wirtschaft spüren, mit einer sehr kurzen Verzögerung."
Redaktion finanzen.net
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