Fremdwährungen

Interessante Währungen für Anleger

20.11.09 14:30 Uhr

Anleihen aus Schwellenländern bieten hohe Zinsen. Besonders attraktiv werden diese Bonds, wenn zusätzlich noch Währungsgewinne locken. Welche Währungen für Anleger interessant sind.

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von Euro-Redakteur Matthias Fischer

Jetzt sind wir nicht mehr zweitklassig“, jubelte Brasiliens Staatschef Lula da Silva, als Rio de Janeiro Anfang Oktober den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2016 bekam. Doppelte Freude: Zwei Jahre zuvor hatte die FIFA das Land als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 auserkoren. Zwei Auszeichnungen, die ein Land ehren, das sich in den letzten Jahren vom Underdog zur Wirtschaftsmacht gemausert hat: Mittlerweile nimmt Brasiliens Wirtschaft Platz neun unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt ein.

So viel Erfolg lockt Investoren. Schubkarrenweise tragen sie ihr Geld in das größte südamerikanische Land. Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres flossen 13 Milliarden US-Dollar aus dem Ausland an den Amazonas. Die Folge: Die Währung wertet stetig auf. Seit Anfang des Jahres hat der Euro zum Real 22 Prozent verloren. Deswegen will Brasilien jetzt Finanzinvestitionen aus dem Ausland pauschal mit zwei Prozent besteuern: „Wir wollen die exzessive Spekulation und eine weitere Aufwertung des Real verhindern“, begründet Finanzminister Guido Mantega den Schritt.

Ob das hilft? Zum einen bleiben Direktinvestitionen unbesteuert – und die dürften angesichts der sportlichen Megaereignisse reichlich fließen. Und: „Der Real wird weniger durch die Spekulation gestärkt, als durch anhaltend hohe Dollar­einnahmen aus den Rohstoffexporten“, glaubt der ehemalige Chef der brasilianischen Zentralbank, Carlos Thadeu de Freitas.

Damit könnte die Währung weiterhin an Stärke zulegen – zumindest so lange die Rohstoffpreise mitspielen. Für Anleger aus dem Euroraum ist dies ein attraktives Szenario, weil das Zinsniveau in Brasilien mit einem Leitzins von 8,75 Prozent ungleich höher liegt als in Euroland mit einem Prozent. Käme noch ein Währungsgewinn hinzu, triebe dies die Rendite weiter nach oben.

Was aber, wenn der Real fällt? Verliert er nur leicht an Wert, ist eine Investition wegen der deutlich höheren Zinsen immer noch renditeträchtiger als eine vergleichbare Euro-Anlage. Aktuell beträgt der Kurs des Real 2,60 Euro. Innerhalb von drei Jahren könnte er bei gleich bleibenden Zinssätzen bis auf 3,27 Euro fallen (kritischer Wechselkurs), ohne dass die Euro-Anlage an Vorteil gewönne. Auf Real lautende Anleihen gibt es über verschiedene Laufzeiten von Emittenten bester Bonität. Allerdings werden die Bonds kaum gehandelt. Alternative: das Real-Zinszertifikat der RBS, das aktuell einen Zinssatz von 8,2 Prozent bietet.

Der Rubel rollt

Ebenso wie die brasilianische Wirtschaft hängt die russische Ökonomie stark von Rohstoffen ab, insbesondere vom Erdöl. Und weil Rohöl zuletzt immer teurer wird, hangelt sich auch die russische Ökonomie aus der Rezession. Das Wirtschaftsministerium schätzt, dass im dritten Quartal das Bruttoinlandsprodukt um rund 0,6 Prozent gewachsen ist. Entsprechend hat auch der im Zuge der Finanzkrise an den Märkten stark unter Druck geratene Rubel wieder an Wert zugelegt und zum Euro knapp 3,5 Prozent aufgewertet. Die russische Zentralbank nutzt die sprudelnden Einnahmen, um ihre Reserven aufzufüllen.

Und wenn der Ölpreis wieder einknickt? „Selbst im Fall eines panikartigen Rückgangs hätte die Zentralbank gute Chancen, durch eine Mischung aus Interventionen und heimischer Liquiditätsverknappung Rückschläge des Rubels zu begrenzen“, sagt Antje Praefcke, Währungsexpertin bei der Commerzbank.

Andererseits glaubt sie nicht, dass der Rubel noch über großes Potenzial verfügt: „Die Zentralbank dürfte zur Unterstützung der Konjunkturerholung den Leitzins weiter senken“, meint Praefcke. Um so mehr, als die russische Regierung bereits mehrmals auf den starken Rubel hingewiesen hat. Also dürfte sich die russische Währung auf dem aktuellen Niveau halten, vorausgesetzt, der Ölpreis macht keine exorbitanten Sprünge.

Auch dies ist für Anleger aus dem Euro­raum eine attraktive Perspektive: So bieten auf Rubel lautende Anleihen, je nach Laufzeit, zwischen acht und zehn Prozent Rendite. Und das bei Bonds von Emittenten allerbester Bonität wie etwa der Weltbank oder der Europäischen Investitionsbank. Zum Vergleich: Auf Euro lautende, vergleichbare Titel rentieren zwischen drei und vier Prozent.

Lesen Sie, welche asiatischen Währungen attraktiv sind

Der Yuan ziert sich

Unabhängig von kurzfristigen Kursschwankungen gibt es auch einen langfristigen Anlagehorizont. Und da führt kein Weg an Schwellenländer-Währungen aus dem asiatischen Raum vorbei. „Viele Währungen haben ein langfristiges Aufwertungspotenzial“, sagt Alexander Kozhemiakin von der Investmentgesellschaft Standish Mellon Asset Management. Grund: Deren ökonomische Perspektiven sind viel besser als in den etablierten Industrienationen.

Was jetzt auch die Wirtschaftskrise ans Licht bringt: Während die Industriestaaten allesamt mehr oder weniger heftig in der Rezession stecken, zeigen die Asiaten wirtschaftliche Stärke. Allen voran China. Dort rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) für dieses Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) in Höhe von 8,5 Prozent, für 2010 sogar von neun Prozent.

Allerdings gibt es kaum Möglichkeiten, Anleihen zu kaufen, die auf chinesische Yuan lauten. Einheimische Institute wie die Bank of China oder China Construction Bank haben zwar schon Yuan-Anleihen in Hongkong emittiert. Und auch China hat Ende September dort erstmals einen auf Yuan lautenden Staatsbond außerhalb des Festlandes begeben.

Aber: Für Privatanleger aus Euroland lohnt der Kauf in Hongkong wegen der hohen Gebühren nicht. Immerhin will die chinesische Regierung den Yuan als frei konvertierbare Währung etablieren. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Yuan-Bonds an internationalen Börsen gehandelt werden.

Indien wächst nach IWF-Prognosen 2009 mit 5,4 Prozent und 2010 mit 6,4 Prozent. Damit nicht genug: Die Investmentbank Goldman Sachs glaubt, dass sich das Bruttoinlandsprodukt dort bis 2020 pro Kopf vervierfachen wird.

Und bis 2050 soll das Land sogar an den USA vorbeiziehen und nach China zweitgrößte globale Volkswirtschaft sein. Das kann aber nur funktionieren, wenn dem Land ausländisches Kapital zufließt. Schon heute werden auf Rupien lautende Anleihen an deutschen Börsen gehandelt – wie etwa der bis Mai 2017 laufende Bond der Inter-American Development Bank an den Börsenplätzen Stuttgart und Frankfurt. Allerdings sind die Umsätze gering. Das muss nicht so bleiben. Und übrigens: Schon jetzt wird in Indien diskutiert, ob sich das Land für die Olympischen Spiele 2020 bewerben soll. Ganz nach brasilianischem Vorbild.