Goldman Sachs-Strategin: Um Anleihen mache ich mir mehr Sorgen als um Aktien
Während immer mehr Experten einen Bärenmarkt am Horizont sehen, glaubt Abby Joseph Cohen, Seniorinvestment-Strategin bei Goldman Sachs, den Bondmarkt in gefährlicheren Gewässern.
In den 90er Jahren gehörte Cohen zu den Analysten, die den kommenden Bullenmarkt vorhersagten. Entsprechend hellhörig werden Marktteilnehmer, wenn sich die Expertin der US-Investmentbank Goldman Sachs zur aktuellen Marktlage äußert.
Anleihen der größere Grund zur Sorge?
In einem Interview mit "Bloomberg" erklärte Cohen, dass sich Anleiheinvestoren auf schwierigere Zeiten einstellen sollten. "Ich mache mir mehr Sorgen um festverzinsliche Wertpapiere als um Aktien", betonte sie. Am mittleren und langen Ende sei bereits ein deutlicher Zinsanstieg zu verzeichnen. Für Anleger von festverzinslichen Papieren sei es "zunehmend schwieriger geworden, gut abzuschneiden".
Konkret prophezeite sie einen Renditeanstieg für 10-jährige US-Staatsanleihen bis auf 3,6 Prozent zum Ende des kommenden Jahres. Derzeit pendeln sie noch knapp unter der psychologisch wichtigen 3-Prozent-Marke. Zuletzt hatten US-Bonds im Jahr 2011 derart hohe Renditen verzeichnet.
Anleihenentwicklung schon länger im Fokus
Es ist nicht das erste Mal, dass Goldman-Experten eine drastische Entwicklung am US-Anleihenmarkt voraus sehen. Bereits im Mai warnte das Finanzhaus davor, dass die Renditeentwicklung der 10-jährigen US-Staatsanleihen bald für Unruhe an den Kapitalmärkten sorgen könnte.
Zuletzt hatte sich die Lage am Markt wieder etwas entspannt. Nach dem höchsten Stand seit sieben Jahren im Mai waren die 10-jährigen Renditen wieder unter die 3-Prozent-Marke gefallen.
Märkte vor dem Wendepunkt
Auch Aktienanleger sollten sich aber nicht auf der sicheren Seite fühlen. "Insgesamt nähern wir uns einem Wendepunkt", so Cohen im Interview. Das derzeit robuste Wirtschaftswachstum und die robuste Entwicklung der Gewinne wird sich ihrer Einschätzung nach verlangsamen, was besonders im Jahr 2019 sehr deutlich werden wird. "Manchmal erschüttert so etwas den Gesamtmarkt", warnt Cohen.
Dabei verwies sie insbesondere auf die Folgen eines möglichen Handelskrieges, der sich zum Risiko für den S&P 500 ausweiten könnte. "In den letzten ein, zwei oder drei Jahren wurden US-Aktien bedeutend aus Ländern nachgefragt, gegen die der US-Präsident jetzt erhebliche Strafzölle verhängen will", so Cohen weiter. Dies dürfe wohl nicht dafür sorgen, dass Investoren den Vereinigten Staaten wohlgesonnen gegenüber stehen.
Redaktion finanzen.net
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