Euro am Sonntag-Tipp

Es gibt sie doch! Anleihen, die Rendite bringen

24.05.16 15:00 Uhr

Es gibt sie doch! Anleihen, die Rendite bringen | finanzen.net

Anleger, die Anleihen kaufen, um sie bis Fälligkeit zu halten und den Zins zu kassieren, haben es schwer in Niedrig­zinszeiten. Es gibt aber noch Anleihen, die Rendite bringen.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Gerade mal 0,25 Prozent jährlichen Zins hat die Deutsche Telekom im April für ihre neue, fünf Jahre laufende Anleihe bieten müssen. Die Investoren standen dennoch Schlange, um dem Konzern ihr Geld zu leihen. Für Privatanleger, die Anleihen kaufen, um sie in ihr Bankdepot zu legen, bis Fälligkeit zu halten und jedes Jahr den Zins zu kassieren, kommt solch ein Papier kaum in Betracht. Sogar für einige Tages- und Festgeldangebote gibt es mehr (siehe S. 17); und dafür sind nicht mal Gebühren fällig. Beim Anleihekauf berechnen Hausbank und Börse dagegen Gebühren, die den mageren Ertrag noch schmälern.



Die Zinsen sind auf Rekordtief. Auch wenn viele Analysten davon ausgehen, dass das Zinsniveau am Anleihemarkt bald etwas steigt - es dürfte auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben. Wer mit Anleihen eine einträgliche Rendite erzielen will, muss sich da schon etwas einfallen lassen. Höhere Erträge versprechen Anleihearten, die ein höheres Risiko bergen: Hochzins- und Nachrang­anleihen.

€uro am Sonntag erläutert die Besonderheiten dieser Anleihen, gibt Hinweise, worauf Anleger beim Kauf achten sollten, und nennt einige Papiere, die bei vertretbarem Risiko eine renditeträchtige Beimischung fürs breit aufgestellte Zinsportfolio aus Bankguthaben und Anleihen sind.

Auf Hochzinsanleihen setzen

Generell gilt, dass Anleger nicht zu viel Geld in Anleihen einer Firma stecken sollten. Wenn sie pleitegeht, ist der Großteil des Geldes verloren - eine Einlagensicherung wie bei Bankkonten gibt es bei Anleihen nicht.


Wichtiges Kriterium, um das Risiko einer Anleihe einzuschätzen, ist das Urteil der Ratingagenturen. Bei Noten von "AAA" bis "BBB-" gelten Anleihen als ­relativ sicher, das ist das Investment-­Grade. Darunter beginnt der spekulative Bereich mit Noten ab "BB+". Die Bonität ist geringer, das Ausfallrisiko größer - die Firmen müssen einen höheren Zins bieten, um Geldgeber zu finden.

Die ausgewählten Hochzinsanleihen (siehe Tabelle unten) sind von kleineren Firmen. Sie haben gar kein Rating oder eines von Creditreform. Um deren Noten mit denen großer Agenturen wie Standard & Poor’s vergleichen zu können, sollten Anleger zwei bis drei Stufen abziehen. Aus der Investment-Grade-Note "BBB" des Finanzdienstleisters Ferratum wird so eine Note im Non-Investment-Grade. Alle fünf Firmen haben sich positiv entwickelt und sind stabil. Ihre Aktien sind börsennotiert, das sorgt für ein Mindestmaß an Transparenz.


Beim Anleihekauf sollten Anleger stets ein Limit setzen, den maximalen Preis, den sie zu zahlen bereit sind. Dabei können sie sich am letzten Kurs und der damit verbundenen Rendite orientieren. Beim Kaufauftrag ohne Limit laufen Anleger Gefahr, mehr für die Anleihe zu zahlen, als sie wollten - und eine niedrigere Rendite zu akzeptieren.

Mit Nachranganleihen kassieren

Mit Nachranganleihen können sich Anleger hohe Renditen von bekannten Konzernen sichern (siehe Tabelle unten). Diese emittieren die auch Hybridanleihen genannten Papiere, um ihre Bilanzstruktur zu verbessern. Für den höheren Ertrag müssen Anleger einige Unwägbarkeiten in Kauf nehmen.

So können die Firmen die Zinszahlung ausfallen lassen, wenn das Geschäft lahmt, sie müssten den Zins jedoch nachzahlen, wenn sich das Geschäft erholt. Die Papiere laufen sehr lange oder unendlich, können aber von der Firma - nicht vom Anleger - zu bestimmten Terminen gekündigt werden. Dass die Unternehmen zum erstmöglichen Termin kündigen, ist sehr wahrscheinlich, aber nicht sicher. Bei einer Pleite müssen Besitzer von Nachranganleihen mit dem Totalverlust rechnen, da sich andere Gläubiger zuerst bedienen dürfen. Das Rating von Nachranganleihen ist wegen dieser Risiken stets etwas schlechter als die Note normaler Anleihen desselben Unternehmens.

Durch Laufzeitfonds breit streuen

Mithilfe von Fonds können Anleger mit einem einzigen Investment sehr breit in Anleihen investieren. Das bietet sich vor allem für jene an, die wenig Geld in die Hand nehmen und selbst kein ausreichend gestreutes Anleihe­portfolio zusammenstellen wollen.

Die Vorteile von Einzelanleihen mit ihrer festen Laufzeit und die Vorzüge von Fonds kombinieren Laufzeitfonds. Diese haben einen festen Auflösungstermin. Die Anleihen fürs Portfolio werden dabei so ausgewählt, dass ihre Fälligkeiten nahe am Endtermin des Fonds liegen. Letztlich macht ein Laufzeitfonds somit das, was ein Anleger auch mit Einzelanleihen macht: Papiere kaufen, Zinsen kassieren, bis Fälligkeit halten.

Zwischenzeitliche Kurseinbußen können den Besitzern der Fondsanteile ebenso egal sein wie den Besitzern von Einzelanleihen - am Ende der Laufzeit werden die Anleihen ja zu 100 Prozent des Nennwerts zurückgezahlt. Und etwaige einzelne Ausfälle sind in einem Portfolio mit rund 100 Anleihen wie beim Fonds von Oddo (siehe Tabelle) wesentlich leichter zu verschmerzen als bei einem selbst zusammengestellten Portfolio mit wenigen Papieren.

Die Anleiheauswahl übernimmt ein Investment-Profi. Er kann auch in Papiere investieren, die eine hohe Stückelung haben, also eine Mindestanlage­summe etwa von 100 000 Euro. Eine Garantie für die volle Rückzahlung bieten Laufzeitfonds allerdings nicht, auch eine bestimmte jährliche Ausschüttung ist nicht garantiert. Beides hängt wie beim Kauf einzelner Anleihen schließlich an der Bonität der Schuldner.

Beim Fondskauf sollten Anleger wie beim Kauf von Einzelanleihen auf die Kosten achten. Etwa darauf, dass die Hausbank nicht den vollen Ausgabeaufschlag kassiert; bei den Fonds in der Tabelle räumen Onlinebanken wie Comdirect einen Rabatt darauf ein. In Niedrigzinszeiten ist auch das ein wichtiger Aspekt, um Rendite einzufahren.
Im Überblick: Ausgewählte Anleihe-Investments in einzelne Papiere und breit gestreut in Rentenfonds (PDF)

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