Euro am Sonntag

Indien: Kampf gegen die Krise

12.12.19 17:30 Uhr

Indien: Kampf gegen die Krise | finanzen.net

Mit beherzten Maßnahmen stemmt sich die Regierung des Subkontinents gegen den Abschwung. Das eröffnet Chancen für antizyklische Anleger.

Werte in diesem Artikel
Fonds

13,10 USD 0,01 USD 0,00%

Devisen

89,2689 INR 0,2927 INR 0,33%

86,5452 INR -0,0348 INR -0,04%

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Großer Andrang herrscht derzeit bei der Visa-Agentur MK Travel Service in Neu-Delhi. Ließen sich dort nach Angaben des Büroleiters Mohit Sharma noch 2017 nur etwa 100 Inder pro Jahr wegen Auswanderung beraten, sind es nun 100 im Monat. Vor allem junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte wollen emigrieren.

Wer­bung

Grund dafür ist, dass die bis vor Kurzem noch boomende Wirtschaft auf dem Subkontinent in eine Krise gerutscht ist. Im dritten Quartal stieg das BIP nur noch um 4,5 Prozent, für das Gesamtjahr werden 5,6 Prozent pro­gnostiziert. Für ein Land, das viele Jahre mit sieben Prozent und mehr jährlich wuchs, ist das wenig. Folge: Immer mehr junge Leute finden keinen Job. Die Arbeitslosenquote unter 20- bis 24-jährigen Indern beträgt über 30 Prozent.

Ende des jahrelangen Booms


Der Aufschwung der siebtgrößten Volkswirtschaft der Erde ist ins Stocken geraten. Das liegt nicht zuletzt an der kriselnden heimischen Autoindustrie. Dort sind seit April 350.000 Jobs verloren gegangen; indirekt hängen fast 35 Millionen Stellen von der Branche ab. Hauptgrund ist, dass viele Verbraucher keine Darlehen mehr für den Autokauf erhalten, weil zahlreiche Banken bereits unter faulen Krediten leiden.
Wer­bung

Eine hohe Arbeitslosigkeit von mehr als sechs Prozent dämpft zusätzlich die Konsumlust. Betroffen ist Indien auch davon, dass US-Präsident Donald Trump für 2.000 Produkte des Subkontinents Zollvergünstigungen gestrichen hat. Da die USA der wichtigste Exportmarkt für Indien sind, trifft das die Wirtschaft hart.

Die Regierung versucht, die Konjunktur anzufachen. Die Körperschaftsteuer für Unternehmen wurde von 30 auf 22 Prozent reduziert, sie liegt damit nun gleichauf mit der in Vietnam. Das soll Investitionen anziehen und zugleich Firmen die Chance geben, Schulden zurückzuzahlen, was zur Gesundung der Banken beitrüge. Zudem senkte die Zentralbank 2019 mehrfach die Leitzinsen bis auf das jetzige Niveau von 5,15 Prozent. Hilfsprogramme für Landwirte und kleine Einzelhändler sollen den Konsum stützen.

Wer­bung

Die Landeswährung indische Rupie (INR) verlor wegen der Krise an Vertrauen bei Investoren und gab gegenüber Euro und US-Dollar nach. Der bei den Wahlen im Mai bestätigten Regierung von Premierminister Narendra Modi sollte es durch weitere Zins- und Steuersenkungen sowie Konjunkturprogramme jedoch gelingen, die Wachstumsraten wieder zu erhöhen. Für antizyklische Anleger ist das eine Chance.

Mit dem Aberdeen Standard Indian Bond Fund, der in indische Staats- und Firmenanleihen investiert, die in INR notieren, profitieren mutige Anleger sowohl von der Erholung der Rupie als auch von Kursgewinnen der Bonds - bedingt durch Zinssenkungen. Die meisten Experten prognostizieren für 2020 über sechs Prozent BIP-Zuwachs.

Aberdeen Indian Bond Fund:
Derzeit sind rund 50 in Rupien begebene indische Staats- und Unternehmens­anleihen im Portfolio. Das Rating liegt im Durchschnitt bei "BBB-".


Bildquellen: Aleksandar Todorovic / Shutterstock.com, Santhosh Kumar / Shutterstock.com