German Pellets: Die große Pellets-Pleite
Der Brennstoffhersteller ist insolvent, mehrere Hundert Millionen Euro sind verbrannt. Rund 10.000 Anlegern droht der Totalverlust.
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Seit vergangenen Mittwoch hat bei German Pellets der vorläufige Insolvenzverwalter das Sagen. Gründer Peter Leibold wollte sich noch in eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung retten, um den Brennstoffhersteller mit dem Restrukturierungsexperten Frank Günther von One Square Advisors an der Seite selbst sanieren zu können. Das Amtsgericht Schwerin hat den Antrag aber abgelehnt und Bettina Schmudde von der Kanzlei White & Case zur vorläufigen Insolvenzverwalterin bestellt. Damit ist der bisherigen Geschäftsführung der Zugriff aufs noch vorhandene Vermögen des Unternehmens entzogen.
Das Insolvenzverfahren soll in drei Monaten, Anfang Mai, eröffnet werden. Erst dann können betroffene Anleger - Verbraucherschützer schätzen die Zahl auf rund 10.000 - ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden. Sollte bei einer Gläubigerversammlung bis dahin ein gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger gewählt sein, übernimmt er die Anmeldung der Forderungen.
German Pellets hat drei Anleihen mit Nennwert von insgesamt 224 Millionen Euro ausstehen. Zudem gibt es einen börsengehandelten Genussschein über 14 Millionen Euro und weitere nicht handelbare Genussrechte. Hinzu kommen Anleihen über 547 Millionen Dollar, die in den USA begeben wurden.
Deren Emittenten gehören formal zwar nicht zur German-Pellets-Gruppe, das Wismarer Unternehmen hat den US-Firmen aber umfangreiche Garantien gegeben. Die US-Gläubiger dürften sich deshalb mit den hiesigen Gläubigern um das streiten, was noch aus dem Unternehmen herauszuholen ist.
Was das für betroffene Anleger genau heißt, ist unklar. Eine Analyse im Vorfeld der für Mittwoch geplanten, aber kurzfristig abgesagten Gläubigerversammlung zeigt jedoch, dass sie sich auf das Schlimmste einstellen sollten. Die Kanzlei CMS Hasche Sigle und die Investmentbank Houlihan Lokey rechnen für die Anleihen mit einer Insolvenzquote von 0,4 Prozent, für die Genussscheine mit dem Totalverlust.
Die Papiere wurden zunächst vom Handel ausgesetzt. Am vergangenen Freitag wechselten sie dann für wenige Prozent den Besitzer - im Januar wurden sie noch zu Preisen von über 90 Prozent gehandelt.
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Bildquellen: German Pellets, Jag cz / Shutterstock.com