Zins? Gefunden bei Otto!
09.07.16 08:00 Uhr
Der Handelskonzern Otto hat das Online-Zeitalter nicht verschlafen, die Zukunft als Familienfirma gesichert - und eine Durststrecke überwunden.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Ja, den dicken Katalog mit 1.000 Seiten gibt es auch noch, 68 Prozent des Einzelhandelsumsatzes macht Otto aber online. Und am meisten Gewinn erzielt die Gruppe gar nicht mit dem Einzelhandel, sondern mit der Finanzsparte um den Inkassodienst EOS. Anleger, die sich für die neue Anleihe der Hamburger interessieren, können einiges Interessantes entdecken.
Etwa, dass die Mehrheit an der Otto Group eine Stiftung hält, der Rest ist im Besitz der Familie. Der Aufsichtsratsvorsitzende und frühere Vorstandschef Michael Otto, dessen Vater Werner 1949 den Grundstein für den Konzern legte, gab seine Anteile vor gut einem Jahr an die Stiftung ab, um Otto als Familienunternehmen zu erhalten. Diese soll gemeinnützige Zwecke fördern, der Stiftungsrat unter Vorsitz von Michael Otto kann die Gewinne aber auch im Unternehmen belassen, damit sich die Gruppe weiterentwickeln kann.
Erster Verlust der Firmengeschichte
Kurz nach Einbringen der Anteile in die Stiftung meldete Otto indes erstmals in der Firmengeschichte rote Zahlen: 2014/15, das Geschäftsjahr endet im Februar, gab es einen Verlust von 196 Millionen Euro. Das Russland-Geschäft war eingebrochen, andere Auslandstöchter belasteten ebenfalls. Otto reagierte und trennte sich etwa von den Büroartikelanbietern Otto Office und JM Bruneau sowie dem Modehändler Alba Moda - und investierte. In IT und Logistik, aber auch in neue Geschäftsmodelle wie das Portal Aboutyou, mit dem Otto junge Kunden locken und Zalando Konkurrenz machen will. Unterm Strich stand 2015/16 ein Verlust von 190 Millionen; darin sind aber Abschreibungen aus aufgegebenen Geschäftsfeldern von 280 Millionen enthalten - im fortgeführten Geschäft gab es 90 Millionen Gewinn.Den Turnaround geschafft
Der Umsatz kletterte um gut fünf Prozent auf 12,1 Milliarden. Den Löwenanteil steuert die Sparte Einzelhandel über Internet, Katalog und Läden bei - mit Marken von Otto, Bonprix und Schwab über Sportscheck, Mytoys und Manufactum bis Aboutyou, Mirapodo und Limango. In der zweiten Sparte sind die Finanzdienstleistungen gebündelt, ein stabiler Gewinnbringer. Im dritten Segment der Service, etwa mit dem Logistiker Hermes, der die Pakete ausliefert.Vorstandschef Hans-Otto Schrader will im laufenden Geschäftsjahr den Umsatz um vier Prozent steigern und das Ergebnis weiter verbessern. Als Zielgröße dient der Vorsteuergewinn, der auf "deutlich über 200 Millionen" klettern soll, 2015/16 waren es 187 Millionen.
Die Anleihen bieten Anlegern bei vertretbarem Risiko eine hübsche Rendite. Eine Alternative zur 2023 fälligen neuen Anleihe ist die ältere, bis Ende 2019 laufende Anleihe (ISIN: XS 084 708 771 4), die mit einem Kupon von 3,875 Prozent zum aktuellen Börsenkurs eine Rendite von 2,02 Prozent pro Jahr verspricht. "Gefunden auf Otto.de", heißt es in der Werbung. Und das gilt nicht nur für Bikinis - sondern auch für Zins in Niedrigzinszeiten.
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Bildquellen: Otto Group