Schwellenländer-Anleihen: Argentinien - das ewige Sorgenkind
Steigende Zinsen in den USA setzen den Emerging Markets kräftig zu. In Argentinien befürchten Investoren nun eine neue Finanzkrise.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Acht Mal ist Argentinien seit 1827 pleitegegangen. Zuletzt konnte das Land 2014 seine Staatsschulden nicht mehr bedienen. Drei Jahre später emittierte der südamerikanische Staat eine Anleihe mit 100-jähriger Laufzeit - und die Investoren aus aller Welt rissen ihm den Dollar-Bond aus den Händen, der verheerenden Bonitätshistorie zum Trotz.
Nun wird wieder gezittert. Vergangene Woche hat die argentinische Regierung beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Finanzhilfen gebeten. Sie reagiert damit auf die massive Abwertung des argentinischen Peso.
Gelder fließen ab
Angesichts steigender Zinsen in den USA ziehen immer mehr Investoren ihre Gelder aus Schwellenländern ab, wobei Argentinien besonders stark betroffen ist. Das schwächt den Peso, der allein seit Anfang Mai rund zehn Prozent gegenüber dem Dollar verloren hat.
Die Abwertung ist aus zwei Gründen problematisch. Argentinien importiert mehr Waren und Dienstleistungen, als es exportiert. Ein schwacher Peso verteuert diese Einfuhren, was wiederum die ohnehin hohe Inflation - für 2018 erwartet der IWF eine Teuerung von annähernd 23 Prozent - anheizt.
Zudem wird der Schuldendienst schwieriger, da sich das Land vor allem in Dollar verschuldet hat. Ein Problem, das auch andere Schwellenländer haben. Letzteres könnte im Extremfall dazu führen, dass Argentinien erneut zahlungsunfähig wird. Das soll mit den Finanzhilfen des IWF, die laut Nachrichtendienst Bloomberg 30 Milliarden Dollar betragen sollen, verhindert werden.
Um weitere Kapitalabflüsse zu stoppen, hat die argentinische Notenbank ihren Leitzins vergangene Woche von 27,25 auf 40 Prozent angehoben. Dies stoppte den Währungsverfall zwar kurzzeitig. Dennoch sind weitere Panikverkäufe, die zur Abwertung des Peso führen würden, nicht auszuschließen.
Die Anleihemärkte sind ebenfalls unter Druck. Der 100-jährige Dollar-Bond verlor seit Mitte April circa zehn Prozent. Auch die Kurse von Anleihen mit deutlich kürzerer Laufzeit kamen unter die Räder.
Hohes Risiko
Für einen Einstieg ist die Lage zu brisant. Inhaber argentinischer Anleihen sollten einen Verkauf ihrer Papiere in Erwägung ziehen. Zwar ist die Regierung um Staatspräsident Mauricio Macri bemüht, die Krise in den Griff zu bekommen, beispielsweise mit Haushaltskürzungen in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar. Doch vor allem das hohe Leistungsbilanzdefizit und die sich daraus ergebende Schuldenproblematik sind ein Risiko, das nicht unterschätzt werden sollte.
Von hohen Renditen sollten sich Anleger nicht blenden lassen. Denn mit steigenden US-Zinsen könnte es für die argentinische Regierung immer schwieriger werden, ihre Auslandsschulden zu bedienen.
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