Rickmers-Anleihen: Schiffsbond in Seenot
Die Gläubiger der Reederei sollen auf Forderungen verzichten, um den Untergang zu vermeiden. Anleihe-Besitzern drohen herbe Einbußen.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Durch schwere See schippert Rickmers seit Langem. Nun hat die Reederei SOS gefunkt: Die Schulden sollen restrukturiert werden, um den Untergang abzuwenden. Wie groß der Schnitt für die Inhaber des von Rickmers emittierten Bonds ausfallen wird, ist unklar. Der unter Wasser stehende Kurs zeigt aber, dass Anleger mit Schlimmem rechnen.
Geködert werden die Anleihegläubiger damit, dass bei ihrer Zustimmung zu den Restrukturierungsplänen der hohe Zins von 8,875 Prozent im Juni gezahlt wird. Gedroht wird damit, dass bei ihrer Ablehnung eine Pleite unausweichlich ist. Die Kanzlei Brinkmann & Partner hat eine Insolvenzquote von 2,8 bis 6,7 Prozent errechnet - selbst im besten Fall wäre diese geringer als die Zinszahlung, die bei einer Insolvenz entfällt.
HSH wird zuerst bedient
Nach den Plänen soll der bisherige Eigner Bertram Rickmers 75,1 Prozent des Unternehmens an ein Luxemburger Finanzvehikel namens LuxCo abgeben, auch die Schulden, etwa aus der Anleihe, gehen auf LuxCo über. Formal wird die Anleihefälligkeit auf 2027 verschoben, die Zinsen für alle kommenden Jahre würden erst bei Tilgung fällig. Vorgesehen ist aber, binnen drei Jahren einen Investor zu finden, der die 75,1 Prozent von LuxCo übernimmt.
Vom erzielten Preis hängt es ab, was Anleihegläubiger dann bekommen. Zunächst muss eine vorrangige Schuld bei der HSH Nordbank über 54,1 Millionen Dollar bedient werden. Vom Rest sollen die Anleihegläubiger mindestens 57,6 Prozent erhalten, die HSH weitere mindestens 36,1 Prozent, etwaige andere Gläubiger bis zu 6,3 Prozent.
Infos bei Telefonkonferenz
Anleihegläubiger sind vom 8. bis 10. Mai zur Abstimmung ohne Versammlung über die Pläne aufgerufen. Bei der ersten Runde müssten 50 Prozent des Kapitals teilnehmen und mit Dreiviertelmehrheit zustimmen. Scheitert das an der Resonanz, genügen bei einer zweiten Runde 25 Prozent des Kapitals, um Beschlüsse zu fassen. Bei der Versammlung soll ein gemeinsamer Vertreter gewählt und ermächtigt werden, das endgültige Konzept auszuhandeln.
Für das Amt hat Rickmers die Raschke von Knobelsdorff Heiser Dienstleistung GmbH vorgeschlagen. Sie bietet Gläubigern am 4. Mai, 11 bis 12.30 Uhr, eine Informationstelefonkonferenz an. Um teilzunehmen, müssen sich Bondbesitzer bis 3. Mai per Mail anmelden und einen Depotauszug ihrer Bank mitschicken (dienstleistung@rkh-law.de).
Für Kritik sorgt, dass der Vertreter der Gläubiger vom Schuldner ausgesucht wurde, am Restrukturierungsplan mitgearbeitet hat und von Rickmers schon als "designierter gemeinsamer Vertreter" bezeichnet wird.
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