Anleihen auf Discovery Communications: Zins auf dem Schirm

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Wegen gravierender Pro­bleme bei der Live-Übertragung von Spielen der Fußball-Bundesliga hat der Fernsehsender Eurosport in den vergangenen Wochen den Zorn der Fans auf sich gezogen. Der Spartenkanal gehört seit 2015 komplett zum US-Medienkonzern Discovery Communications. Dieser hat im Juli den Wettbewerber Scripps Networks Interactive für 11,9 Milliarden Dollar gekauft, die Übernahme soll Anfang 2018 vollzogen sein. Für die Finanzierung der Transaktion hat Discovery vor wenigen Tagen mit mehreren Anleihen insgesamt 6,3 Milliarden Dollar eingesammelt.

Fernsehrechte für Olympia

Der Discovery Channel ging 1985 mit ersten Dokumentationen in den Vereinigten Staaten auf Sendung, seit 2008 ist Discovery Communications mit seinen Aktien an der Börse notiert. 2015 erwarb das Unternehmen die europäischen Fernsehübertragungsrechte für die nächsten vier Olympischen Spiele. 2016 sicherte sich die Tochter Eurosport erstmals die Rechte, einige Spiele der Bundesliga ab der gerade begonnenen Saison live zu zeigen. Hierzulande gibt es neben dem Sportkanal noch weitere Sender des Konzerns, mit DMAX etwa einen fürs männliche Publikum gedachten. Auch den Discovery Channel gibt es für zahlende Kunden auf Deutsch.

In vielen Ländern präsent

Das Unternehmen ist in mehr als 220 Ländern vertreten und erreicht jährlich nach eigenen Angaben insgesamt drei Milliarden Zuschauer. Ein Drittel der Umsätze wird inzwischen außerhalb der Vereinigten Staaten erzielt. Viele Programminhalte werden selbst produziert und sie können wie etwa die Dokumentationen problemlos in verschiedenen Ländern ausgestrahlt werden.

Mit der Übernahme von Scripps gehören künftig eine Reihe weiterer Sender wie der Travel Channel zum Konzern. Damit steht er nun für knapp 20 Prozent des US-Markts für Bezahlfernsehen. Ziel von Konzernchef David Zaslav ist es, die Reichweiten in den USA und international auszubauen, die Kosten zu senken und auch die Verhandlungsposition mit den Pay-TV-Betreibern zu stärken, in deren Paketen ein Teil der Discovery-­Kanäle letztlich an den zahlenden Zuschauer gebracht werden muss. Der Konzern hat treue Kunden, deren Abonnements auch für Einnahmen sorgen, wenn die Werbeerlöse schwächeln.

Konkurrenz durch Streaming-Dienste

Die milliardenschwere Übernahme ist dennoch auch vor dem Hintergrund des Kampfs der traditionellen Fernsehsender gegen die wachsende Internet-­Konkurrenz zu sehen. Online-Anbieter wie Netflix und Amazon locken mit ihren Streaming-Diensten verstärkt die Zuschauer, die deren Filme und Serien auf Fernsehschirm, Computer, Tablet oder Smartphone verfolgen.

Die nun emittierten Anleihen haben Laufzeiten von zwei bis 30 Jahren und bieten jährliche Zinssätze von 2,2 bis 5,2 Prozent. Interessant scheint etwa der bereits in zwei Jahren fällige Kurzläufer (ISIN: US 254 70D AN9 3). Alle Bonds haben privatanlegerfreundliche Stückelungen von 2.000 Dollar.

Die Agentur S & P bewertet die Anleihen mit "BBB-", Moody’s hat ein "Baa3" vergeben. Beide Noten befinden sich am unteren Rand des Invest­ment-Grade-Bereichs, in dem Anleihen als relativ ausfallsicher gelten. Euro-Anleger sollten sich aber des Wechselkursrisikos bewusst sein, das mit Dollar-Bonds verbunden ist.