Anleihe auf Wüstenrot & Württembergische: Solide Schwaben

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Mit dem Neukundengeschäft im ersten Quartal zeigt sich der Vorstand des Bauspar- und Versicherungskonzerns Wüstenrot & Württembergische (W & W) zufrieden. Dass der Konzernüberschuss dennoch von 78,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 25 Millionen Euro in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gesunken ist, liegt an den Folgen der Corona-Krise.

Zum einen sind die Kurse von Anleihen und Aktien, die W & W im Bestand hält, deutlich gesunken, das Finanzergebnis im Mitte Mai vorgelegten Quartalsbericht ist entsprechend eingebrochen. Zum anderen zahlte W & W für Betriebsschließungen im Rahmen des sogenannten bayerischen Kompromisses mit Hotels und Gaststätten an versicherte Kunden 30 Millionen Euro als Kulanzleistungen.

Nachrangbond attraktiv

Fürs Gesamtjahr erwartet der Vorstand wegen der Pandemie nun einen Konzernüberschuss unterhalb des ursprünglich angestrebten Zielkorridors von 220 bis 250 Millionen Euro, eine genauere Prognose gibt es wegen der Unwägbarkeiten bisher nicht. Die Aktien des im SDAX notierten Unternehmens sind zu 66 Prozent im Besitz der gemeinnützigen Wüstenrot Stiftung, Helios-Kliniken-Gründer Lutz Helmig hält über die Horus Finanzholding zehn Prozent, der Rest ist in Streubesitz.

Für den 25. Juni plant W & W eine virtuelle Hauptversammlung, bei der eine im Vergleich zum Vorjahr stabile Dividende für die Aktionäre beschlossen werden soll, um auch in turbulenten Zeiten Stabilität zu beweisen. Auf die Solidität der Schwaben können auch Anleihefans bauen. Für sie besonders interessant ist der 2014 von der Württembergischen Lebensversicherung emittierte Nachrangbond.

Kündigung wahrscheinlich

Das Papier läuft formal bis 2044, allerdings ist wegen des regulatorischen Umfelds eine Kündigung der Anleihe durch das Unternehmen Mitte 2024 wahrscheinlich. Der Kurs der nachrangigen Anleihe hat sich vom massiven Einbruch im März etwas erholt, er ist aber noch weit von den davor gesehenen Notierungen entfernt.

Anleger können auf die weitere Kurserholung setzen oder die Anleihe bis zur Tilgung halten und bis dahin den Zins kassieren. Der jährliche Kupon beträgt 5,25 Prozent. Zum aktuellen Börsenkurs ergibt sich eine Rendite von vier Prozent per annum, wenn W & W die Anleihe wie erwartet 2024 zurückzahlt. Das Risiko ist dabei überschaubar, was sich auch im Anleiherating "BBB" von S & P spiegelt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Nachranganleihen behandeln die Banken den W & W-Bond derzeit nicht als PRIIP, Privatanleger können die Anleihe deshalb ohne Probleme ordern.

Gutes Rendite-Risiko-Profil: Formal läuft der Bond bis 2044, die Tilgung 2024 ist aber wahrscheinlich. Kündigt W & W in vier Jahren, bringt die Anleihe bis dahin bei geringem Risiko vier Prozent Rendite per annum.
ISIN: XS1064049767