Anleihe auf Otto Group: Breit aufgestellt
Die Onlinestrategie des Hamburger Versandhändlers Otto Group mit seinen zahlreichen Plattformen ist erfolgreich - und die neue Anleihe einen Blick wert.
Werte in diesem Artikel
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Im Dezember endet ein Stück deutscher Konsumgeschichte. Der Hamburger Versandhändler Otto wird dann zum letzten Mal seinen dicken Hauptkatalog versenden. Das Familienunternehmen hat sich längst zum Onlinehändler entwickelt. Und weil die Kunden immer seltener im Katalog blättern, verzichtet Otto künftig darauf. Das Unternehmen ist keine Aktiengesellschaft, aber regelmäßig mit Anleihen am Kapitalmarkt aktiv. So wurden im Juli mit einem Nachrangpapier 300 Millionen Euro eingesammelt. Die Hybridanleihe verspricht bei überschaubarem Risiko eine relativ hohe Rendite.
Hinter Amazon, aber klar vor Zalando ist Otto die Nummer 2 im Onlinehandel in Deutschland. Die Gruppe setzt auf eine Vielzahl verschiedener Plattformen für Zielgruppen von jungen "Digital Natives" bis zur älteren Generation der "Best Agers" und von preisbewussten bis zu betuchteren Kunden. Bonprix, Baur, Schwab, Neckermann, Quelle, MyToys, About You und SportScheck sind nur einige der zahlreichen Onlineshops, die zu Otto zählen.
Umsatz und Gewinn wachsen
Neben der Einzelhandelssparte gibt es eine Logistiksparte rund um den Lieferdienst Hermes sowie eine Finanzsparte rund um den Inkassodienst EOS und die Hanseatic Bank. Die Otto Group ist mit 52.000 Beschäftigten in über 30 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika sowie in Asien aktiv - wobei Deutschland für 61 Prozent und das restliche Europa für weitere 24 Prozent des Umsatzes sorgen. Die Erlöse sind im Geschäftsjahr 2017/18, das bis Februar lief, um 6,7 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro gestiegen. Von diesen Umsätzen entfielen 7,9 Milliarden Euro auf den Onlinehandel, der überproportional zulegen konnte. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) der Gruppe stieg um rund elf Prozent auf 405 Millionen Euro.
Finanzkennziffern sind solide
Die Nettoschulden lagen zum Ende des Geschäftsjahres beim 2,3-Fachen des Gewinns (Ebitda), die Eigenkapitalquote betrug 19,1 Prozent. Die Risiken halten sich beim Nachrangbond somit in Grenzen, die Besonderheiten von derlei Papieren sollten Anleger trotzdem kennen. So könnte der Kupon bei Problemen verschoben werden, er müsste aber nachgezahlt werden, wenn es wieder besser läuft. Bei einer im Fall von Otto sehr unwahrscheinlichen Pleite würden andere Gläubiger zuerst bedient, Besitzer der Nachranganleihen gingen wohl leer aus. Zudem ist damit zu rechnen, dass Otto die unendlich laufende Anleihe bei erster Möglichkeit 2025 kündigt, sicher ist es nicht. Wegen der Unwägbarkeiten gibt es beim Hybridbond eine höhere Rendite als bei normalen Anleihen des Unternehmens.
ISIN: XS1853998182
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