Euro am Sonntag-Anleihecheck

Anleihe auf Boeing: Wie groß ist der Schaden?

30.03.19 10:00 Uhr

Anleihe auf Boeing: Wie groß ist der Schaden? | finanzen.net

Nach zwei Abstürzen des Flugzeugmodells 737 Max steht der US-Konzern Boeing vor ungewisser Zukunft. Was das für Anleiheanleger bedeutet.

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von Julia Groß, Euro am Sonntag

Der Absturz der indonesischen Lion-Air-Maschine im vergangenen Oktober sah noch nach einem Einzelfall aus. Fünf Monate später ist ein weiteres Flugzeug verunglückt, 346 Menschen sind gestorben, und vieles deutet darauf hin, dass Software- und Konstruktionsfehler von Boeing für die Tragödie verantwortlich sind.



Alle 370 Boeing-Jets vom Typ 737 Max müssen mittlerweile am Boden bleiben. Das bedeutet nicht nur einen gewaltigen Reputationsschaden für den US-Konzern und ungewisse Kon­sequenzen für das zukünftige Geschäft. Fluggesellschaften werden auch ihre Ausfälle von Boeing zurückfordern. Norwegian Air Shuttle etwa, die in Europa über eine der größten 737-Max-Flotten verfügt, kostet das Flugverbot nach Berechnungen der Bank DNB pro Tag bis zu 1,5 Millionen Euro.

Dauert die Luftraumschließung nicht länger als drei Monate, wie vor sechs Jahren nach Bränden bei dem 787 Dreamliner, dürfte Boeing mit rund einer Milliarde Schaden davonkommen. Zumal die Amerikaner Produktrisiken versichert haben, zum Beispiel bei Talanx, Munich Re und Swiss Re.

Strafzahlungen möglich

Viel schwerer könnten eventuelle Stornierungen der mehr als 5.000 Bestellungen für 737-Max-Jets wiegen. Ob das Modell überhaupt weitergebaut wird, erscheint zumindest im Moment fraglich. Während die Max auf dem altgedienten 737-Modell aufsetzte, würde eine vollständige Neuentwicklung viel Zeit und Geld verschlingen. Wettbewerber wie Airbus und die chinesische Comac warten nur darauf, Boeing Marktanteile abzujagen. Dazu kommt ein erhebliches Risiko für Strafzahlungen. "Die Besonderheit der tragischen Abstürze ist der offensichtliche Designfehler und damit eine Produkthaftung des US-Herstellers Boeing", erklärte der Jurist und Luftfahrtexperte Elmar Giemulla gegenüber der Zeitung "Die Welt". Damit sei nach US-Recht ein Schadenersatz mit Bestrafungscharakter wahrscheinlich. "Es ist insgesamt von einem mehrfachen Milliardenschaden auszugehen", so Giemulla.

Allerdings trifft es mit Boeing einen extrem finanzstarken Konzern. Der freie Cashflow belief sich im vierten Quartal 2018 auf 13,6 Milliarden Dollar und damit fast auf der Höhe der Gesamtverschuldung von 14 Milliarden Dollar. Entsprechend sehen die Ratingagenturen bisher keinen Anlass, Boeings Investment Grade herabzustufen.



Dass Anleger eine Pleite des zweitgrößten US-Rüstungskonzerns für undenkbar halten, zeigt auch die relativ moderate Reaktion der Anleihekurse. Wen mögliche Turbulenzen nicht abschrecken, der findet bei dem bereits 2023 fälligen Bond eine recht ordentliche Rendite von rund drei Prozent.

Abgewogen: Boeing ist ein äußerst finanzstarker Konzern. Die aus den Flugzeugabstürzen resultierenden finanziellen Risiken sind erheblich, sollten Bondanleger jedoch nicht um den Schlaf bringen.







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Bildquellen: Ken Wolter / Shutterstock.com, Jordan Tan / Shutterstock.com

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