DWS-Kolumne

Schwierige Wortwahl

06.08.13 10:16 Uhr

Schwierige Wortwahl | finanzen.net

Die Reaktionen auf Worte von Regierungen und Notenbankenverdecken den Blick auf das gute Umfeld.

Die richtigen Worte zu finden, ist manchmal nicht einfach. Fed-Chairman Ben Bernankes behutsamer Versuch, die Märkte mit dem Begriff Tapering auf ein baldiges Auslaufen des monatlichen, 85 Milliarden schweren Anleihekaufprogramms vorzubereiten, schlug fehl, der Wind an den Kapitalmärkten wurde rauer. Die Gewissheit, dass Tapering kommen wird, ließ die Rendite von 10-jährigen US-Treasuries innerhalb einer Woche von 2,19 auf 2,60 Prozent schnellen. Risikoaverse Investoren verabschiedeten sich auch aus Aktien und riskanteren Anleihesegmenten.

Wichtig ist: Tapering bedeutet nicht Tightening. Durch die Reduktion der Käufe wird nur weniger frisches Geld an die Märkte fließen. Einen Rückgang der Arbeitslosenquote von derzeit 7,6 Prozent auf 6,5 Prozent, ab dem Zinserhöhungen von der Fed in Erwägung gezogen werden, hält die Fed erst 2014 für möglich. Dass Tapering schon im vierten Quartal einsetzen dürfte, hat einen positiven Hintergrund: Der Aufschwung der US-Wirtschaft gewinnt an Breite. Zwar soll das Staatsdefizit weiter schrumpfen, was belastend wirkt, doch auf der Gegenseite geben viele Entwicklungen der US-Wirtschaft Auftrieb. So verbessert sich die Lage am Arbeitsund am Häusermarkt immer mehr. Der Schuldenabbau der Privathaushalte scheint ausgelaufen, die Inflation ist niedrig. Damit gewinnt der Konsum an Stärke. Insgesamt dürfte sich das US-Wachstum von 2,1 Prozent (2013) auf 3,0 Prozent im Folgejahr beschleunigen. Die sich abzeichnende Stärke des Dollars ist im Gegensatz zum Volatilitätsanstieg an den Kapitalmärkten für die Fed leicht zu akzeptieren. Der Greenback notiert handelsgewichtet immer noch nahe an seinem historischen Tief.

Strukturreformen vertagt

Nicht nur Bernanke hätte seine Worte rückblickend vielleicht anders gewählt, auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe löste mit seinen Äußerungen jüngst einen Volatilitätsanstieg aus. Investoren hatten sich mehr versprochen als vage Ankündigungen von Strukturreformen. Erst nach der Oberhauswahl Ende Juli dürfte die Diskussion über umfassende Strukturreformen wieder Fahrt aufnehmen, um die seit mehr als 20 Jahren andauernde Deflation zu beenden. Unterdessen hellt sich auch in Japan die wirtschaftliche Lage mehr und mehr auf. Der Einkaufsmanagerindex ist seit Januar gestiegen und notiert mittlerweile über 50 Punkten. Wesentliche Impulse erhält die Ökonomie des Inselreichs durch die Zentralbank. Dank ihrer im April getätigten Ankündigung, durch den Aufkauf von Staatsanleihen, Aktien und Reits die Geldbasis bis Ende 2014 zu verdoppeln, hat sich der Außenwert des Yen deutlich verringert. Das lässt den Export boomen. Hinzu kommen Nachfrageimpulse durch kreditfinanzierte Staatsausgaben.

Klare Worte

Mehr Marktreaktionen auf seine Rede Anfang Juni hätte sich dagegen wohl Mario Draghi gewünscht. Da seine Hinweise auf unkonventionelle Maßnahmen wirkungslos verpufften, legte er auf der EZB-Sitzung am 4. Juli nach. Dreimal betonte er, dass die EZB ihre Leitzinsen für „längere Zeit“ auf dem Rekordtief oder gar darunter halten will. Damit gab die EZB zum ersten Mal in ihrer Geschichte klare Hinweise auf ihre zukünftige Zinspolitik. Infolgedessen ließ die Nervosität an den Märkten nach, die Spreads gegenüber den Peripherieländern gingen zurück. Unterdessen ist zu beobachten, dass die Einsparungen und Strukturmaßnahmen der Regierungen allmählich zu fruchten beginnen. Die Leistungsbilanzsalden verbessern sich – ein Indiz für die zunehmende Konkurrenzfähigkeit von Italien, Spanien und Griechenland. Der Anstieg der Industrieproduktion und die freundlicheren Einkaufsmanagerindizes lassen erwarten, dass im zweiten Halbjahr die Erholung einsetzt. Vor allem Frankreich könnte positiv überraschen. Es gibt erste Anzeichen, dass die Regierung den Arbeitsmarkt weiter flexibilisieren und eine Rentenreform durchführen will. Hält sie Kurs, könnte die französische Wirtschaft mittelfristig wieder positive Wachstumsimpulse beisteuern. 2014 dürfte das BIP der Eurozone wieder ein moderates Wachstum von 0,7 Prozent erreichen und damit Anschluss an die Weltwirtschaft finden, deren Wachstum sich von 3,1 Prozent in diesem Jahr auf gut 3,7 Prozent beschleunigen könnte.

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*Quelle: BVI, Stand 31. Mai 2013, inkl. DB-Produkte

**Stand: 31. März 2012

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