EZB setzt auf unbegrenzte Anleihekäufe
Die EZB steht vor einer zweiten Runde von Anleihekäufen finanzschwacher Euroländer. Notenbankchef Mario Draghi kündigte ein entsprechendes Kaufprogramm an, das dem Volumen nach unbegrenzt sei.
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Die Europäische Zentralbank (EZB) ist bereit, Staatsanleihen südeuropäischer Länder zu kaufen, um die Zinsen dieser Papiere zu senken. Dazu müssten diese Länder aber bestimmte Voraussetzungen erfüllen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt. Zudem sei der Euro "unumkehrbar", so Draghi weiter. Der Beschluss, erneut Geld in die Hand zu nehmen, um klammen Staaten zu helfen, fiel nicht einstimmig – es gab eine Gegenstimme. "Wir werden nicht sagen, wer dagegen war. Sie können darüber spekulieren", so Draghi.
Die EZB werde jederzeit in der Lage sein, die Übertragung des geldpolitischen Signals sicher zustellen. Die EZB werde dazu "geldpolitisch motivierte Transaktionen" (monetary outright transactions) vornehmen. Der EZB-Präsident machte erneut deutlich, dass die EZB nur unter bestimmten Bedingungen zu einem solchen Markteingriff bereit sei. Mit dem Programm wird die Notenbank nach den Worten des EZB-Chefs nur Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren in ihre Bücher nehmen. Voraussetzung sei allerdings, dass sich die jeweiligen Ländern zunächst an den Euro-Rettungsfonds wenden. Dies kann entweder in Form eines sogenannten Vollprogramms geschehen, wie sie derzeit die Länder Griechenland, Irland oder Portugal durchlaufen, oder durch sogenannte vorsorgliche Kreditlinien des EFSF beziehungsweise des ESM.
KEIN BEVORRECHTIGTER GLÄUBIGERSTATUS Außerdem will die EZB künftig auf ihren Status als bevorrechtigter Gläubiger verzichten, wie Draghi erläuterte. Eine bevorrechtigte Stellung der EZB, die im Falle einer Staatsumschuldung private Schuldner stark benachteiligen würde, gilt unter Experten neben dem begrenzten Umfang als problematischster Punkt des ersten Kaufprogramms. In einer ersten Runde hatte die EZB seit Mai 2010 damit begonnen, Staatsanleihen Griechenlands und später Irlands sowie Portugals zu erwerben. Im Sommer 2011 kamen Käufe spanischer und italienischer Titel hinzu.Nach den jüngsten Stabsprojektionen wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums im laufenden Jahr um 0,2 bis 0,6 Prozent schrumpfen. Bislang war eine Spanne von minus 0,5 bis plus 0,3 Prozent genannt worden.
Für das Jahr 2013 wird nun eine Bandbreite für die BIP-Entwicklung von minus 0,4 bis plus 1,4 Prozent prognostiziert. Zuvor hatte die Spanne von einer Stagnation bis zu einem Wachstum von 2,0 Prozent gereicht.
Bei der Inflation unterstellen der EZB-Stabsexperten nun einen Anstieg der Verbraucherpreise im laufenden Jahr um 2,4 bis 2,6 Prozent, nach einer Prognose von 2,3 bis 2,5 Prozent zuvor. Für das Jahr 2013 wird mit einer Inflation von 1,3 bis 2,5 Prozent gerechnet, zuvor hatte die Spanne bei 1,0 bis 2,2 Prozent gelegen.
Im Falle Spaniens würde das bedeuten, dass das Land das Hilfsangebot seiner europäischen Partner annimmt und förmlich Hilfen des Euro-Rettungsfonds EFSF beantragt. Das könnte bereits nach einer Kabinettssitzung am Freitag geschehen. LEITZINSENTSCHEID Zuvor hatte der Rat der Europäischen Zentralbank seine Leitzinsen wie prognostiziert unverändert gelassen. Nach Mitteilung der EZB bleibt der Hauptrefinanzierungssatz bei 0,75 Prozent. Auch der Spitzenrefinanzierungs- und Einlagensatz wurden bei 1,50 beziehungsweise 0 Prozent belassen. Die EZB hatte ihren Hauptrefinanzierungssatz zuletzt im Juli auf das aktuelle Niveau von 0,75 Prozent gesenkt.
DJG/hab/apo Dow Jones Newswires