Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Washington sollte Standard & Poor's Schuss vor den Bug als Chance begreifen

26.04.11 08:56 Uhr

Washington sollte Standard & Poor's Schuss vor den Bug als Chance begreifen | finanzen.net

Es klingt wie Majestätsbeleidigung. Da hat die Ratingagentur Standard & Poor's tatsächlich ...

... den Mumm, der US-Regierung die Gelbe Karte in Sachen Kreditwürdigkeit zu zeigen. Erstmals wird damit die uneingeschränkte Bonität der USA öffentlich angezweifelt – eine Drohung, die für viele Kapitalmarktexperten eigentlich gar nicht so überraschend ist. So mancher hat längst darauf gewartet, nun hat sich endlich einer getraut, es auch auszusprechen. Die angedrohte Herabstufung der US-Bonität, die bisher immer noch ein Triple-A aufweist, ist in seiner kurzfristigen Wirkung vielleicht gar nicht so dramatisch, wie es sich zunächst anhört. Entscheidend aber ist die Symbolkraft, die von diesem Schuss vor den Bug der einst stärksten Volkswirtschaft ausgeht. Und so sollte dieser auch begriffen werden - als ein Signal, das die beiden zerstrittenen großen Parteien in Washington dazu bringt sich zusammenzuraufen und ihre gegenseitige Blockadehaltung aufzugeben. Wenn er es geschickt anstellt, ist die Drohung von Standard & Poor's für Präsident Barack Obama gerade recht gekommen, um wieder ein Stück Handlungsfreiheit zurückzugewinnen. Es ist so etwas wie die letzte Warnung, aber auch eine historische Chance, um die politischen Akteure in Washington wachzurütteln. Dazu bedarf es zunächst einer nochmaligen Erhöhung der Schuldengrenze, wozu US-Finanzminister Timothy Geithner den Kongress bereits aufgefordert hat, bevor es dann ans Eingemachte gehen muss. Und das können nur glaubwürdige Perspektiven sein, wie man dem Abwärtssog einer galoppierenden Verschuldung entrinnen will.

Ob Standard & Poor's die Boniät der USA auch tatsächlich herabstufen wird, wird sich zeigen. Ebenso, ob die anderen Ratingagenturen dem Schritt folgen werden. Dann könnte den Schuldenländern der PIIGS-Staaten Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien noch ein weiterer hinzu gefügt werden, gemäß der Rechnung USA + PIIGS = UPIIGS.

Natürlich gibt es auch Profiteure der angedrohten Abstrafung der USA durch Standard & Poor's. Da sind die anderen rund 20 Staaten zu nennen, die weltweit noch ein Triple-A-Rating genießen - an allererster Stelle davon die Bundesrepublik Deutschland, deren Staatsanleihen einen Markt darstellen, der zunächst groß genug ist, um aus den USA abfließenden Geldern eine neue Heimat zu bieten. Nicht von ungefähr waren nach Bekanntwerden des Urteils von Standard & Poor's deutsche Staatsanleihen stark gefragt. Hier spielt sicher auch eine Rolle, dass die Märkte noch am ehesten der Schuldenpolitik in Deutschland trauen, das bisher als einziger Staat immerhin eine Schuldenbremse ins Grundgesetz hat einbauen lassen. Dies gibt zumindest den Anschein einer soliden Haushaltspolitik. Und dennoch, sollte bei einer anhaltenden Schwächung der Vertrauenswürdigkeit der USA der Euro weiter erstarken, würde dies auf die Exportwirtschaft vor allem der PIIGS-Staaten drücken – mit der Folge einer Verschärfung der Euro-Krise. Und das wäre die andere Seite der Medaille für den Krisenprofiteur Deutschland.

Nun müssen die Griechen doch zum Friseur

Lange wurde es dementiert und auch jetzt steht noch kein endgültiger Termin fest. Aber die Anzeichen verdichten sich immer mehr, dass Griechenland den Weg zum Friseur antreten muss. Die Frage lautet nur noch wann ist der Termin und um wie viel wird gekürzt. Kommt es zum Kurzhaarschnitt oder zur Vollglatze? Ängstliche Politiker, die sich scheuen, namentlich erwähnt zu werden, geben diesen Spekulationen den entsprechenden Nährboden und verunsichern sowohl die Bürger Griechenlands als auch die Investoren. Es wird auf Zeit gespielt, wobei sich die Rhetorik verändert hat. So spricht sich der Leiter der europäischen Finanzstabilitätsfazilität (EFSF), Klaus Regling, inzwischen nicht mehr gegen eine Umschuldung aus, sondern weist darauf hin, dass er keinen Anlass für eine schnelle Umschuldung erkennen kann. Hinter den Kulissen wird sicherlich schon gebastelt und diskutiert. Zu einer Umschuldung Griechenlands wird sicherlich auch niemand Stellung nehmen, bis alle Details geklärt sind. Ob Griechenland den Gang zum Friseur noch durch Privatierungserlöse verhindern kann, muss abgewartet werden.

Finnen, das Zünglein an der Waage?

Der Wahlausgang in Finnland hat am vergangenen Wochenende den kürzlich beschlossenen Stabilitätspakt wieder in Frage gestellt. Die Märkte sind beunruhigt, da die Zustimmung aller 17 Euro-Mitglieder erforderlich ist, um Hilfen zu beschließen. Bereits im Wahlkampf wurde deutlich, dass die rechtspopulistische Partei nicht für die „Fehler anderer“ zahlen will. Der Chef der Partei Wahre Finnen, Timo Soini, will mehr Härte gegenüber Europa zeigen und hat nach einem starken Wahlergebnis im Falle einer Regierungsbeteiligung sicherlich auch die Möglichkeiten. Somit steht wieder alles auf dem Prüfstand und die Schuldenkrise wird weiterhin alles überschatten. Die Probleme in Portugal, Griechenland, Irland und Spanien werden aktuell von der Warnung an den einstigen Musterschüler USA, dem das Rating AAA nicht mit der „Geburt“ für immer und ewig verliehen wurde, übertüncht.

Chinas Wirtschaft kommt aus dem Schwitzen nicht heraus

Die chinesische Regierung sitzt auf einem Pulverfass. Die offizielle Steigerung der Verbraucherpreise lag im März bei +5,4%. Allerdings sind die Nahrungsmittel um +11,7% im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Solche Zuwachsraten sorgen für Unmut in der Bevölkerung und machen den Kampf gegen die Inflation zur größten Herausforderung der chinesischen Regierung. Trotz mehrfacher Erhöhungen der Leitzinsen und der Mindestanforderungen an das Bankenkapital hält der Wirtschaftsboom an. Immobilien stehen weiter hoch im Kurs. Trotz der Bemühungen, Liquidität abzuschöpfen, wurden in Wohnungen sogar über 30% mehr investiert als im Vorjahresquartal.

Bei steigenden Zinsen, hoher Inflation und einem Wirtschaftswachstum von fast 10% stellt das alles eine höchst explosive Mischung dar.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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