Vom Bondmarkt geliehenes Geld treibt die Aktienmärkte
Und wieder pumpt die US-Notenbank Fed ...
... Geld in die Märkte. 600 Mrd. Dollar sollen es bekanntermaßen bis Juni 2011 sein, mit denen die Fed weitere US-Staatsanleihen aufkaufen will. Ungeachtet des geldpolitischen Sinns oder Unsinns dieser Maßnahmen wird hiermit der Kern für neue Blasen geschaffen - etwa die für Rohstoffe oder europäische Aktien. Denn das erneute Signal der Fed, die Politik des billigen Geldes noch weiter betreiben und damit die Zinsen auf Rekordtiefständen halten zu wollen, hat die Neigung der Anleger verstärkt, sich rentableren, aber eben auch risikoreicheren Assetklassen zuzuwenden. Die Aktienhausse wird also getrieben von Geld, das vom Bondmarkt nur geliehen ist.
Nicht von ungefähr war der Deutsche Aktienindex im September nach oben ausgebrochen, als die Fed eine weitere Flutung der Märkte mit frischem Geld angedeutet hatte. Deshalb muss jedem bullish eingestellten Investor in Aktien oder Rohstoffen bewusst sein, dass zumindest ein Teil des Kapitals, das derzeit diese Märkte mit hoch treibt, nur aus Verlegenheit dort investiert ist. Denn am Rentenmarkt fehlen in Anlagen mit guten Bonitäten die renditeträchtigen Alternativen. Anders bei High Yields, also Anleihen mit guten Renditen, aber oft schwachen Ratings, die weiterhin gesucht sind. Und so gilt die Annahme, dass die künstlich geschaffene Nachfrage durch die Notenbanken die Aktienmärkte befeuert, auch für die High Yields oder Hybridanleihen.
Auch Chinas helfende Hand lässt Anleger bei Portugal-Anleihen kalt
Auch in dieser Woche standen die Rentenmärkte ganz im Zeichen der Spreadveränderungen bei den Staatsanleihen von Griechenland, Portugal und Irland. Über die Situation in Griechenland herrscht weiterhin so große Unsicherheit, dass sich auch Privatinvestoren bei Neuinvestitionen zurückhalten.
Die ursprünglichen Hoffnungen Portugals in Sachen Kapitalbeschaffung wurden in dieser Woche nicht erfüllt. Und so mussten bei der letzten Emission in diesem Jahr deutlich höhere Zinsen akzeptiert werden. Bei der sechsjährigen Anleihe beträgt die Emissionsrendite 6,156% nach 4,371% im August diesen Jahres und die zehnjährige Anleihe rentierte bei 6,806% nach 6,252% im September. Auch die Ankündigung Chinas, eventuell als Retter in der Not zu fungieren, hat sich auf die Marktkonditionen nicht positiv ausgewirkt.
Auch Irland kämpft weiterhin mit den Folgen der geplatzten Immobilienblase und den daraus resultierenden Folgen für die Bankenbranche. Somit kommen sich die Händler irischer Staatsanleihen tagein tagaus vor wie auf einer Achterbahn mit Doppellooping. Gefreut hat man sich kurzzeitig über das Grüne Licht aus Brüssel, denn dort wurden die Verlängerungen der irischen Staatsgarantien bis zur Mitte des nächsten Jahres genehmigt.
Hybridanleihen kommen in Mode
Der Handel mit Unternehmensanleihen präsentiert sich im Moment lethargisch. So bestimmen geringe Umsätze das Bild am Sekundärmarkt. Dennoch bleibt der Markt für Neuemissionen aktiv.
Der staatlich dominierte französische Stromversorger Electricité de France (EdF) emittierte zwei Tranchen mit 15- und 30- jähriger Laufzeit und einem Volumen von jeweils 750 Mio. Euro. Dafür muss das Unternehmen 4% bzw. 4,5% Zinsen zahlen. Die EdF ist mit Aa3/A+ geratet. Wegen der Mindeststückelung von 50.000,- Euro und der langen Laufzeit ist die Emission für Privatanleger nur mäßig interessant. Kein Wunder also, dass die Anleihe fast ausschließlich bei Endinvestoren platziert wurde.
Hybridkapital ist derzeit vor allem bei Versorgern sehr beliebt. Der holländische Strom- und Gasnetzbetreiber Alliander NV sammelte 500 Mio. Euro Hybridkapital ein und verzinst das Nachgangkapital mit 4,875%. Hybrid- bzw. Zwitteranleihen besitzen teilweise Eigenkapitalcharakter und werden im Insolvenzfall erst nachrangig bedient. Dieses Risiko lassen sich die Investoren mit einer höheren Rendite vergüten. Da klassische Versorgertitel derzeit kaum Rendite abwerfen, finden Hybridanleihen momentan einen hohen Anklang bei Investoren. Immerhin können Anleger mit einer um rund 2,5% höheren Rendite rechnen als zu klassischen Anleihen des gleichen Emittenten.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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