Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Investoren ignorieren Risiken beim Gipfelsturm auf die 8.000

06.05.11 14:25 Uhr

Investoren ignorieren Risiken beim Gipfelsturm auf die 8.000 | finanzen.net

Es ist die Angst, beim Gipfelsturm auf den wichtigsten deutschen ...

... 8.000er nicht dabei zu sein. Anders lässt sich die Ignoranz der Risiken seitens der Investoren kaum erklären. Natürlich will es keiner verschlafen haben, wenn der Deutsche Aktienindex die 8.000er-Marke knacken sollte. Rekordgewinne und die damit verbundenen steigenden Dividenden, die die Unternehmen derzeit präsentieren, sprechen ja auch für eine Aktienrallye. Dennoch sollten die strukturellen volkswirtschaftlichen Probleme angesichts der Unternehmensgewinne nicht ausgeblendet werden. So hängt über den Kapitalmärkten weiterhin das Damoklesschwert der enormen Schuldenkrise in den USA, Europa und Japan, die die gute Konjunktur abzuwürgen droht.

Denn es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Notenbanken dazu übergehen werden, sich von ihrer Niedrigzinspolitik zu verabschieden. Schließlich sollte es für Notenbanken immer noch um ihr wichtigstes Ziel gehen: Die Inflation zu bekämpfen. Kommt es zu weiteren Zinserhöhungen, so wird für die Staatsregierungen der Bewegungsspielraum bei Neuinvestitionen eingeengt. Am Ende droht den Kapitalmärkten eine gefährliche Kettenreaktion. Demnach ziehen weniger staatliche Investitionen rückläufige Aufträge für Unternehmen nach sich. Wird eine solche Entwicklung noch von höheren Steuern begleitet, besteht die Gefahr einer Abwärtsspirale für die Konjunktur.

Doch nicht nur bei Aktien, auch bei Corporate Bonds hat man derzeit den Eindruck, dass die Anleger die Risiken nicht besonders hoch einschätzen. Dies lässt sich auch an den I-Traxx-Indizes (siehe unten) ablesen, die im Wochenvergleich beide rückläufig waren. Die Investoren sind weiterhin auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, deren Rendite bei überschaubarem Risiko über das nach wie vor niedrige allgemeine Zinsniveau hinausragt. Dies zeigt sich auch am Markt für Euro-Bonds, wo immer wieder gezielt Anleihen der PIIGS-Staaten gesucht sind.

Die zwei Seiten der Euro-Medaille

Schuldenkrise hin oder her. Seit Wochen gewinnt der Euro an Wert und nähert sich der Marke von 1,50 US-Dollar. Gestern notierte die Gemeinschaftswährung in der Spitze auf einem Niveau von 1,4939 US-Dollar, was einem Wertzuwachs von rund 11% seit Jahresbeginn darstellt. Und dass die Stärke des Euro im Grunde nur die Schwäche des US-Dollar ist, gilt an den Märkten mittlerweile als Binsenweisheit. Die lasche Geldpolitik der US-Notenbank und die holprige Erholung der US-Konjunktur sind hierfür die Ursachen. Je mehr man der EZB zutraut, bald wieder den nächsten Zinsschritt zu wagen, umso attraktiver werden Euro-Anlagen. Starke Euro-Länder müssen dies nicht fürchten. Schließlich werden Rohstoffimporte dadurch billiger, Exporte aber verteuert. Verschärft wird dadurch die Situation von Schuldensündern wie Griechenland oder Portugal, die Dämpfer im Export nur schwer wegstecken können. Außerdem, und das ist vielleicht noch entscheidender, steigt durch Zinserhöhungen deren Schuldendienst, womit die Wackelkandidaten umso schwerer wieder aus der Bredouille herauskommen können.

Portugal vor der Rettung

Nach dreiwöchigen Verhandlungen ist es nun endlich soweit. Eine Verständigung auf ein Rettungspaket über 78 Milliarden Euro ist gelungen. Die Finanzhilfen werden von der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds innerhalb von drei Jahren zur Verfügung gestellt. Anscheinend sind die Konditionen für die Portugiesen humaner ausgefallen als für die Griechen und die Iren. Ob dies der politisch instabilen Situation in Lissabon geschuldet ist, ist nicht bekannt. Dennoch werden auch auf die Staatsbürger Portugals spürbare Veränderungen zukommen.

Damit Portugal in den Genuss der Hilfen kommen kann, müssen vorab noch die EU-Finanzminister dem Rettungsplan Mitte Mai zustimmen. Der Zeitplan ist eng, denn bereits am 15. Juni sind fünf Milliarden Euro am Kapitalmarkt endfällig und der finnische Segen für dieses Gesamtpaket steht auch noch aus. Nun ist also der Weg für drei Schuldensünder frei. Doch offen ist die Frage, warum die angeblichen Goldreserven Portugals unangetastet bleiben. Bei jedem Hartz IV-Empfänger wird im Vorfeld einer Unterstützung alles zu Geld gemacht, was zur Verfügung steht. Selbstverständlich sollten solche Mengen von Gold nicht unvermittelt verkauft werden. Aber als Sicherheit für die Gläubiger könnte das Gold durchaus dienen. Schonend zu verkaufen und somit die Schulden zu reduzieren, wäre auch eine Option. Denn vor der Hilfe sollte immer noch die Selbsthilfe stehen.

Diese Krisen erfordern also weiterhin eine ruhige Hand der Notenbanker. Weitblick ist gefragt und die Sammlung der Pros und Contras einer Umschuldung Griechenlands führen immer wieder vor Augen, auf welch tönernen Füßen die Probleme gelagert werden. Nach jüngsten Hochrechnungen würde eine Umschuldung Griechenlands die Steuerzahler Deutschlands bis zu 40 Milliarden Euro kosten. Da kommt die Ankündigung Chinas, weiterhin europäische Staatsanleihen zu kaufen, gerade zur rechten Zeit.

Bank of England spielt auf Zeit

Nach der königlichen Hochzeit kehrt auch in England wieder der Alltag ein und dieser wird insbesondere beim Monetary Policy Committee bei der Bank von England im Mittelpunkt stehen. Hohe Inflation und schwaches Wirtschaftswachstum geben die Rahmenbedingungen vor. Es muss bis zur endgültigen Klarheit in punkto Konjunktur auf Zeit gespielt werden. Eine Zinserhöhung nach dem Vorbild der Europäischen Zentralbank wäre Gift in Zeiten unsicherer Konjunkturausblicke. Bereits vor einem Monat waren die Lager gespalten. Einerseits wurde vereinzelt für eine Zinserhöhung und andererseits für eine Aufstockung des Anleihenrückkaufprogramms gestimmt. Die Mehrheit war aber für keine der beiden Varianten zu begeistern.

Die EZB hat es in dieser Hinsicht etwas leichter. Von ihr wird kein neuerlicher Zinsschritt erwartet. Allerdings werden die Worte des EZB-Präsidenten bei der anschließenden Pressekonferenz wieder genau analysiert werden. Denn aus der Wortwahl erhofft man sich Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung. Das Hauptaugenmerk der Notenbanker liegt weiterhin auf der Inflation und somit sind entsprechende Kommentare zu drohenden Zweitrundeneffekten zu erwarten. Aber auch die Haushaltspolitik, die Verstöße gegen die Maastricht-Kriterien und die noch nicht erfolgte finale Ausgestaltung des Rettungsschirmes sollten zur Sprache kommen.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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