Der Anlegerbrief Holger Steffen

Anleihen: Eine historische Anomalie?

11.07.16 13:25 Uhr

Anleihen: Eine historische Anomalie? | finanzen.net

Negative Anleihezinsen sind ein Novum in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Drohen jetzt japanische Verhältnisse hierzulande?


Eine Kolumne von Holger Steffen, Head of Research von Der Anlegerbrief.
Die Liquiditätsschwemme an den Märkten gepaart mit Risikoaversion und regulatorischen Zwängen führt zu immer absurderen Verhältnissen im Anleihensektor. Die Umlaufrendite in Deutschland ist deutlich unter die Marke von 0 % gerutscht. Von dieser extremen Ausgangslage gibt es eigentlich nur zwei mögliche Szenarien: Entweder eine Deflation à la Japan oder ein künftiger Crash, sobald die Inflation wieder anzieht.

Verlustgarantie bis Laufzeitende

Anleger suchen angesichts der Marktturbulenzen nach Sicherheit und werden bei Gold fündig - und immer noch bei Anleihen. Obwohl die Marktpreise mittlerweile absurde Züge angenommen haben. Eine Umlaufrendite von -0,3 % p.a. bedeutet, dass Investoren Verlust mit ihrem Engagement machen, wenn sie dieses bis zum Ablauf halten. Mit einem vorzeitigen Verkauf sind allerdings auch Gewinne möglich, nämlich dann, wenn die Rendite weiter fällt und der Kurs vice versa steigt. Das erinnert allerdings an ein Schneeballsystem. Wer die Papiere hält, wenn der Markttrend einmal drehen sollte, wird die Rechnung zahlen müssen.

Europa vor langer Deflation?

Eine Trendumkehr ist allerdings trotz der widersinnigen Anlageverhältnisse nicht sicher. Denn es scheint durchaus möglich, dass Europa aufgrund der ungelösten Schuldenproblematik und einer chronischen Wachstumsschwäche in einer Deflation nach japanischem Muster versinkt, das würde mit anhaltend niedrigen Marktrenditen einhergehen. Hat hingegen die EZB mit ihren Bemühungen um eine Reflationierung Erfolg, müssten irgendwann auch die Marktzinsen steigen, was vom aktuellen Bewertungsniveau aus mit einem Blutbad im Anleihensektor einhergehen würde.

Fazit zur Umlaufrendite

Wer einen Beleg sucht, dass sich die Finanzmärkte in einer akuten Schieflage befinden, muss nur einen Blick auf die Anleihen werfen. Negative Renditen für Langläufer waren noch vor wenigen Jahren undenkbar, jetzt sind sie Realität. Trotzdem muss das nicht zwingend zu einem Crash führen, auch eine Deflation und damit anhaltend hohe Kurse sind denkbar. Beide Szenarien werfen allerdings kein gutes Licht auf die künftigen Perspektiven für die Finanzmärkte.

Dieses Depot schlägt den DAX um Längen

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