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"Money for nothing" - Schulden ohne Sühne!

05.08.16 09:27 Uhr

"Money for nothing" - Schulden ohne Sühne! | finanzen.net

Das hätte sich die britische Rockband Dire Straits auch nicht träumen lassen, dass es wirklich einmal "Money for nothing" - "Geld umsonst" - geben würde, zumindest bezogen auf die Refinanzierung der Staatsschulden.

Wir sind auf der Zinsseite am tiefsten Punkt einer 5.000-jährigen Geschichte an "Schulden und Sühne" angekommen, das ist schon länger bekannt. Dass negative Umlaufrenditen bei Staatsanleihen der Industriestaaten eher die Regel als die Ausnahme sind, auch. Denn tatsächlich sind Negativrenditen auf Staatsanleihen ein globales Phänomen.

Weltweit sind gegenwärtig Staatsanleihen im Wert von mehr als neun Billionen US-Dollar - knapp 39 % des Staatsanleihenuniversums der Industrieländer - mit einer negativen Rendite behaftet. Spitzenreiter ist Japan.

Ein Novum ist, dass ein Finanzminister in Europa mittlerweile sogar 10-jährige Staatsanleihen emittieren kann, ohne seinen Gläubigern einen Kupon zu zahlen, wie Mitte Juli erstmals geschehen. Tragisch nur: Es mag bei der Haushaltssanierung helfen, zu einem nachhaltigen Abbau des Schuldenberges führt dies aber nicht, wie unsere Studie "Der Abstieg vom Schuldengipfel" zeigt. Zumindest nicht, wenn es mittelfristig wieder zu einer Normalisierung der Renditen und damit der Refinanzierungskosten für die Staatsschulden kommt. Das Wirtschaftswachstum allein ist dann, selbst bei einem ausgeglichenen Primärhaushalt, einfach nicht stark genug, um ein Herauswachsen aus den Schulden zu bewirken. "Money for nothing" - Schulden ohne Sühne. Traum der Finanzminister, Albtraum der Sparer.

Während die Geldpolitik im Rahmen der G4 weiter expansiv bleibt und die US-Zentralbank den nächsten Zinsschritt immer weiter nach hinten verschiebt (ja selbst schon das "Helikopter Geld" aus Richtung der Federal Reserve Bank of Cleveland über den News-Ticker flimmerte), geht die Renditesuche der Investoren weiter.

Der August dürfte ein entspannterer Anlagemonat werden. Gleich zu Beginn offenbart die Bank of England, welchen Weg sie nach dem britischen Referendum einschlagen will. Die Präsidentschaftswahlen in den USA rücken erst langsam näher. Und die Konjunkturdaten müssen zeigen, ob sie die Erwartungen eines positiven Wachstumspfades weiter erfüllen. Hierbei sollten vor allem die europäischen Daten unter dem Aspekt der Post-Referendum-Unsicherheiten betrachtet werden.

Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research

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