Logisch oder unlogisch?
Die Bonität der USA wird herabgestuft, trotzdem werden US-Staatsanleihen gekauft, die Renditen fielen.
Ein unlogischer Schritt der Märkte, oder doch ein logischer?
Von Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln
Die Nachricht kam nicht unerwartet, die Märkte waren lange darauf vorbereitet worden und trotzdem löste die Bonitätsherabstufung der USA eine Verkaufswelle an den Börsen aus. Die weltweiten Indizes verloren fast allesamt an Wert, Billionen Dollar an Aktienwerten lösten sich auf. Aber nicht alle Märkte zogen ins Minus.
Gold etwa bleibt einer der letzten sicheren Häfen, der Goldpreis steigt auf Rekordstände. Auch andere Rohstoffe gewannen an Wert und US-Staatsanleihen stiegen im Kurs. US-Staatsanleihen? Die Papiere des Staates, der gerade in seiner Kreditwürdigkeit herabgestuft wurde und der damit die Verkaufswelle an den Weltbörsen ausgelöst hatte?
Logik der Sicherheit
Ja, genau diese Papiere gewannen an Wert. Warum? Weil viele Marktteilnehmer sich darüber im Klaren sind, dass die Herabstufung zwar ein Signal, aber keine Zeitenwende ist. Die USA bleiben der stärkste und verlässlichste Handels- und Finanzpartner der Welt. Das muss nicht immer so bleiben, aber noch ist die Zeit der Ablösung nicht gekommen.
Deshalb sind heute US-Staatsanleihen noch immer sicherer, soweit dieser Begriff an den Märkten überhaupt Bestand hat, als die meisten anderen Papiere. Wer also Sicherheit sucht oder weniger Risiko auf sich nehmen möchte, ist mit den Anleihen des Staates, der fast zahlungsunfähig geworden wäre und dessen Bonität noch immer mit einem negativen Ausblick versehen ist, immer noch gut bedient.
Langfristige Folgen
„Noch“ ist dabei als absichtliche Einschränkung zu verstehen. Denn bereits heute stehen ja andere Staaten oder Wirtschaftsräume bereit, die Rolle als Stabilitätsanker zu übernehmen. China etwa hätte das ökonomische Potential, die vereinte asiatische Region oder auch eine Zusammenarbeit der BRIC-Staaten. Europa ist ein Stabilitätspfeiler und wird es nach Lösung seiner Probleme auch bleiben.
Entscheidend für den Einzelnen ist zu wägen, dass die Probleme der Staaten und Volkswirtschaften nicht kurzfristig gelöst werden können. Hier sind tiefgreifende Veränderungen notwendig – und die dauern. Deshalb ist es sinnvoll, seine eigene Anlagestrategie möglichst unabhängig zu halten von den kurzfristigen Trends und Verwerfungen.
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