Trotz Krise: So legen Sie sicher an!?
Deutsche Pfandbriefe: Langweiler oder letzter Rettungsanker!?
Die Verunsicherung an den Börsen ist mit den Händen zu greifen. Kein Wunder: Die europäische Schuldenkrise ist zur Endlosschleife geworden, was der Unfähigkeit und Ahnungslosigkeit der Politik zu verdanken ist.
Da wird die Suche nach krisensicheren Kapitalanlagen schon fast existenziell.
EZB-Präses Trichet goss vor Tagen noch ein wenig Öl ins Euro-Feuer, in dem er düster warnte, die Krise stelle „die gesamte Wirtschafts- und Finanzstrategie aller entwickelten Volkswirtschaften infrage.“ Auch deutsche Politiker überschlagen sich in Horrorszenarien.
Was soll der Anleger in dieser Situation tun?
Ich rate dazu, die Ruhe zu bewahren. Zwar glaube ich nicht daran, dass die Junckers und Barrosos es schaffen werden, die Märkte kurzfristig wieder zu beruhigen – dennoch bin ich der Ansicht, wir haben es „nur“ mit vorübergehenden Verwerfungen zu tun.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die richtigen Folgerungen gezogen werden. Derzeit agieren die Insolvenzverwalter in Athen so hilflos und chaotisch wie ihre selbsternannten Retter. Ein Ende mit Schrecken, ein Schuldenschnitt der Pleite-Griechen, ist meines Erachtens aber unvermeidlich geworden. Langfristig darf auch das Ausscheiden der größten Euro-Schuldensünder kein Tabu mehr sein.
Wer das offen ausspricht, bekommt immer wieder dieselbe stereotype Antwort zu hören: „Scheitert der Euro, so scheitert Europa“. Als hätte es vor dem Euro nicht über 50 Jahre erfolgreiche, europäische Politik gegeben. Das wird ignoriert. Weiß man es nicht besser?
Zurück zum Thema: Was also ist jetzt zu tun? Tatsächlich gibt es für Anleger auch in turbulenten Zeiten wie diesen noch Inseln der Glückseligkeit. Deutsche Pfandbriefe sind solche Inseln. Sie trotzen auch dem stärksten Sturm, gelten als Witwen- und Waisenpapiere. Nicht ohne Grund: Seit über 100 Jahren – exakt seit 1899! – stehen sie für verlässliche Zinszahlungen.
Viele Pfandbriefe sind an der Börse notiert
„Pfandbriefe? Kann man die überhaupt handeln?“, höre ich einige von Ihnen schon ungläubig fragen. Man kann! Die meisten Pfandbriefe werden an einer Börse notiert und können dort auch börsentäglich ge- und verkauft werden. Darüber hinaus bieten viele deutsche Banken Pfandbriefe als Festpreisgeschäft an und nehmen sie bei Verkaufswunsch des Kunden auch wieder zurück. „Ich glaube an den deutschen Pfandbrief“, bekannte Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Ich kann dem durchaus folgen.
Was macht Pfandbriefe – nicht alle, dazu komme ich noch! – aber so bombensicher, obwohl sie ihrer rechtlichen Natur nach eigentlich doch ganz normale Anleihen sind?
Von konventionellen Schuldverschreibungen unterscheiden sich Pfandbriefe, weil ihre Besicherung nicht ausschließlich von der Bonität des Emittenten abhängt. Sie beruht zu maximal 60 Prozent auf dem Beleihungswert von Immobilien. Dieser Wert liegt 10 bis 20 Prozent unter dem Marktwert der Immobilie, bildet so also einen wichtigen Puffer.
Das wird dann wichtig, wenn der Schuldner, also die Hypothekenbank, zahlungsunfähig zu werden droht. Zusätzlich zu diesen Qualitätsmerkmalen dürfen Pfandbriefe nur bis zu 98 Prozent der Deckungsmasse ausgegeben werden, was die Sicherheit noch deutlich erhöht.
Zudem zeichnen sich Pfandbriefe auch durch ein besonders hohes Maß an Transparenz aus, so dass sich Investoren ein Bild über deren Qualität verschaffen können. Das Pfandbriefgesetz verpflichtet die Emittenten dazu, quartalsweise Berichte über die Zusammensetzung der Deckungsmassen zu veröffentlichen. Zusätzlich weisen fast alle Pfandbriefe ein Rating von mindestens einer großen Ratingagentur auf. Die Bestnote Triple A ist hier die Regel.
Anleger sollten „Jumbos“ bevorzugen
Natürlich gibt es aber auch bei Pfandbriefen Qualitätsunterschiede. So kann die Bonität der Emittenten sehr unterschiedlich sein. Man muss unterscheiden zwischen öffentlichen und Hypothekenpfandbriefen. Einige öffentliche Pfandbriefe enthalten in ihren Deckungsstock auch Forderungen gegen Schuldner in Staaten wie Griechenland, Portugal oder Spanien.
Bei einer möglichen Staatsinsolvenz geht der Anteil an der Deckungsmasse verloren. Wegen Griechenland besteht aber kein Risiko für die Pfandbriefe, weil der Anteil der Forderungen an den griechischen Staat nur einen geringen Anteil an den jeweiligen Deckungsstöcken ausmacht. Außerdem muss die emittierende Bank dann zusätzliche Sicherheiten bereitstellen.
Brenzlig könnte es erst werden, wenn auch die emittierende Bank Insolvenz anmelden muss. Erst dann würden Experten zufolge Verluste anfallen. Eine Kombination von Katastrophen, die unwahrscheinlich ist. Aber warum überhaupt irgendein Risiko eingehen?
Besser man wählt Pfandbriefe, die mit Immobilien aus Deutschland besichert sind. Oder solche, die deutsche Staatskredite finanzieren. Mein Tipp: Investieren Sie dabei vorrangig in sogenannte Jumbos. Das sind Pfandbriefe mit einem Mindestvolumen von einer Milliarde Euro. Sie garantieren eine hohe Liquidität, die nahezu alle Laufzeitwünsche der Investoren erfüllt, bieten dafür eine etwas niedrigere Rendite als herkömmliche Pfandbriefe.
Neben der schieren Größe sorgt bei Jumbo-Pfandbriefen auch die Verpflichtung von mindestens drei Banken, laufend An- und Verkaufskurse zu stellen (Market Making), für Umsatz. Über 230 ausstehende Jumbo-Pfandbriefe mit einem Volumen von derzeit rund 400 Milliarden Euro und Restlaufzeiten von bis zu 15 Jahren stehen zur Auswahl.
Außerdem sollte man bei einem Investment das allgemeine Zinsniveau im Blick haben. Derzeit verharren die Zinsen nahe ihrer historischen Tiefststände. Steigen die Zinsen und sinken zugleich die Anleihen- und Pfandbriefkurse, wird durch den Verkauf vor Ablauf des Pfandbriefs aus der angepeilten Rendite schnell ein Minus.
Für Privatanleger empfiehlt es sich, Pfandbriefe mit relativ kurzen Laufzeiten zu bevorzugen oder in „Floating Rate Notes“ zu investieren, bei denen die Zinsen regelmäßig an das Marktniveau angepasst werden.
Wer sich nicht nur einen Pfandbrief zulegen will, fährt derzeit mit dem iShares eb.rexx (R) Jumbo Pfandbriefe (WKN: 263526) ganz gut: Der Fonds bildet das Segment der größten und liquidesten deutschen Pfandbriefe ab.
Für den Index qualifizieren sich grundsätzlich nur maximal 25 Jumbo Pfandbriefe mit einem ausstehenden Volumen von mindestens zwei Milliarden Euro und einer Restlaufzeit zwischen 1,5 und 10,5 Jahren. Die Performance der letzten drei Jahre kann sich durchaus sehen lassen: + 14,82 Prozent (Stand: 13.10.2011)
MEIN FAZIT:
- Mit ihrer durchweg exzellenten Bonität und attraktiven Zinsen sind die meisten Pfandbriefe gerade in Krisenzeiten eine interessante Alternative zu Anleihen verlässlicher Staaten und Unternehmen.
- Öffentliche Pfandbriefe und Hypothekenpfandbriefe sind auch für Privatanleger geeignet. Schiffs- und Flugzeugpfandbriefe nur bedingt.
- Schauen Sie sich die Zusammensetzung des Deckungsstocks an, etwa wie hoch der Anteil aus Peripherie- bzw. Problemländern ist. Diese Angaben werden gemäß Pfandbriefgesetz auf der Homepage des jeweiligen Emittenten veröffentlicht.
- Wer als Investor „Jumbos“ und kurze Laufzeiten wählt, geht auf Nummer sicher und läuft nicht in die Zinsfalle. Je kürzer die Restlaufzeit des Jumbo-Pfandbriefs, desto enger ist auch die empfohlene Spanne zwischen Geld- und Briefpreis.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.