Bund-Kurse beim Bungee Jumping
Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag verkündet hatte, einen Teil ihrer Anleihekäufe von August auf Mai und Juni vorzuziehen, machte der richtungsweisende Euro Bund Future einen gewaltigen Sprung nach oben.
Er kletterte um über 100 Ticks auf 154,77% und näherte sich damit wieder der Marke von 155%, die vorerst den oberen Trendkanal bildet. Gleichzeitig führte die Perspektive verstärkter Anleihekäufe zu einem kräftigen Wertverlust beim Euro. Innerhalb kürzester Zeit kehrten also beide marktbeeinflussenden Faktoren - nach zwischenzeitlichen Fehlentwicklungen - wieder in das alte Fahrwasser zurück. Somit hat der Rentenmarkt seit Ende April ein Szenario durchgemacht, das an Bungee Jumping erinnert.
Von über 160 Punkten am 17. April war der Bund-Future auf ein Niveau von bis zu 152% am 13. Mai abgestürzt, bevor es wie am Bungee-Gummi wieder ein Stück weit nach oben ging. Die Stimmen, die aufgrund der Abwärtsbewegung und der damit verbundenen Zinserhöhung von einer Zinswende sprachen, sind inzwischen etwas ruhiger geworden. Eine echte Rückkehr zu alten Zinsniveaus ist auch auf lange Sicht nicht zu erwarten. Dennoch können derartige Ausschläge wie in der ersten Mai-Hälfte immer wieder auftreten. Eine Korrektur bis 140% ist grundsätzlich denkbar. Gegenüber einer Rendite für zehnjährige Bunds von 0,05%, wie sie Mitte April erreicht worden war, wäre dies natürlich eine gigantische Verwerfung und würde rund 2% Rendite bedeuten. Ein solches Horrorszenario würde allerdings anderer äußerer Einflüsse bedürfen, die zu einer dramatischen Umkehr der Kapitalströme führen könnten.
Noch ist es aber nicht soweit. Daher sollte man vorsichtig sein und nicht von einer Zinswende reden. Vielmehr wurde die Stabilität im Euroraum erschüttert und die europäischen Notenbanker wurden von der Heftigkeit der Marktreaktion überrascht. Das war ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen kann! Sicherlich braucht man sich auch in naher Zukunft keine Sorgen bezüglich der Rückzahlung deutscher Bundesanleihen zu machen, aber durch die Kursschwankungen, denen sie nun unterliegen, haben die "Bunds" ihren Status als kalkulierbare Anlage vorerst verloren.
EZB und Euro-Rettungsfonds basteln an Auffangnetz für Athen Wenn es stimmt, was das "Handelsblatt" berichtet, basteln die Europäische Zentralbank (EZB) und der Euro-Rettungsfonds bereits an einem Auffangnetz für Griechenland für die Zeit nach einer möglichen Staatspleite. Demnach würden die beiden Institutionen Hellas nicht sofort fallen lassen, sondern auch im Fall einer möglichen Staatsinsolvenz weiter unterstützen. Immerhin darf ja durchaus bezweifelt werden, ob Athen in der Lage sein wird, alle im Juni fälligen Kredite an den IWF zurückzahlen zu können.
So ist davon auszugehen, dass die EZB auch nach einem Zahlungsausfall von Athen die Versorgung griechischer Banken mit Ela-Notkrediten weiterhin dulden würde. Die Zentralbank müsste die Risikolage zwar neu bewerten, wäre aber nicht automatisch gezwungen, die sogenannte "Emergency loan assistance" (Ela) zu stoppen. Dass der EZB-Rat sofort den Stecker zieht und das griechische Finanzsystem ins Chaos stürzt, darf also bezweifelt werden. Der Ela-Rahmen für die griechischen Banken war zuletzt mit ca. 80 Mrd. €. ausgelastet. Nach einem Zahlungsausfall könnte die EZB, die nach jüngsten Erhebungen 33% der Staatsanleihen hält, die Abschläge erhöhen, die die griechischen Banken auf ihre Sicherheiten hinnehmen müssten.
Eine weitere Option wäre, dass der EFSF die an Griechenland vergebenen Kredite nicht sofort zurückfordert, sondern sich die Rückforderung für einen späteren Zeitpunkt vorbehält.
Die Gedankenspiele werden immer wirrer!
Dass Politiker, wie unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande, auf rasche und deutliche Fortschritte in den Verhandlungen Griechenlands mit den Geldgebern dringen, kann man fast nicht mehr hören. Zumal bezweifelt werden muss, dass unsere Politiker uns stets die ganze Wahrheit sagen. Denn zu unterschiedlich sind die Lösungsansätze. Mal ist eine Einigung in Sicht, mal die Staatspleite unausweichlich und zu guter Letzt wird wieder über ein neues drittes Hilfspaket nachgedacht.
Fakt ist lediglich, dass beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs an diesem Donnerstag in Riga, auch ein Gespräch mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras stattfinden soll. Berlin und Paris wollen dann mit einer Stimme sprechen, um "eine tragfähige, langfristige Lösung" zu erreichen. Angeblich soll Athen inzwischen erstmals eine substanzielle Reformliste vorgelegt haben, die nach einer ersten Prüfung für deutlich weitreichender gehalten wird als alle vorherigen Entwürfe zusammen. Ob es stimmt, wird man spätestens Ende Mai wissen.
Fitch verteilt gelbe Karten an Eurobanken
Als erste der drei großen Ratingagenturen hat Fitch die Konsequenz aus der Erwartung gezogen, dass Banken bei einer Krise künftig kaum mehr auf staatliche Hilfe vertrauen können. Dutzenden von europäischen Banken wurde eine schlechtere Kreditwürdigkeit attestiert, wovon vor allem deutsche und österreichische Institute betroffen sind. So rutschte die Commerzbank um vier Stufen nach unten und wird nun mit "BBB" bewertet. Nur einen Notch besser wird die Deutsche Bank mit "A" eingestuft.
Aber nicht nur Banken wurden bewertet, sondern auch Staaten. So bestätigte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonitätsnote "BBB-" für Italien und hat damit von einer Abwertung auf Ramschniveau abgesehen. Unter anderem aufgrund des schwachen Euros und des Ölpreisverfalls sei Italiens Wirtschaft auf einem guten Wege, hieß es als Begründung.
Unverändert ließ Fitch auch die Bonitätsnote für Griechenland. Das mit "CCC" bewertete Land besitze auch weiterhin keinen Zugang zum Kapitalmarkt, was einen enormen Druck auf die staatliche Finanzierung ausübe, so die Argumentation von Fitch.
Wenn Bargeld nicht mehr lacht
Vielleicht muss die Redensart "Bargeld lacht" bald in "Bargeld lacht nicht mehr" umformuliert werden. Denn nachdem "Spiegel" und "Handelsblatt" in dieser Woche das Thema aufgegriffen haben, ist die Diskussion um die Abschaffung von Bargeld voll entbrannt.
Doch wem könnte die bargeldlose Welt nützen, wem schaden? Die Argumentation des Wirtschaftsweisen Peter Bofinger, damit Schwarzarbeit und Geldwäsche austrocknen zu können, mag auf den ersten Blick einleuchten. Doch spielt Bargeld im realen Wirtschaftsleben bereits heute kaum mehr eine Rolle. Wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ermittelt hat, werden in Europa nur noch 9% der Wirtschaftsleistung in Scheinen und Münzen erbracht.
Stimmen, die darauf verweisen, dass die Sparer ausbügeln sollen, was die Zentralbanken verbockt haben, gehen da schon eher in die richtige Richtung. Die Diskussion um die Abschaffung von Bargeld soll die Sparer dazu verleiten, ihr Geld in den Konsum zu stecken. Und um Negativzinsen durchsetzen zu können, muss die Flucht ins Bargeld verhindert werden. Mit Kredit- oder Bankomatkarten werden Verbraucher sicherlich sorgloser umgehen als mit Bargeld, aber Kreditkarten sind auch ein gutes Geschäft für die Banken. Aufgrund der Niedrigzinsphase könnte das sogar die Lösung sein.
Hinzu kommen die Möglichkeiten des "gläsernen Bürgers", dessen Transaktionen und Steuerehrlichkeit exakt überwacht werden könnten. Das sind Argumente, die ein jeder Finanzminister sicher gerne hört. Schwerer wiegen da auch auf Staatsseite die Gefahren eines virtuellen Angriffs oder eines Stromausfalls, die zur Löschung der Daten führen könnten. Wäre dann alles Geld weg?
Es besteht aber immer noch die Möglichkeit, dass die Bürger selbst die Gefahren einer bargeldlosen Welt erkennen und somit erreichen, dass Bargeld auch künftig was zu lachen hat.
Trockenperiode am Primärmarkt
Trotz des regnerischen Wetters und den damit für den Süden Bayerns prognostizierten Überschwemmungen trocknet der Primärmarkt für Unternehmensanleihen weiter aus.
Doch auch in solchen Zeiten werden vereinzelt Unternehmen am Kapitalmarkt aktiv. So refinanzierte die US-amerikanische Fastfood Kette McDonald´s, von S&P mit BBB+ bewertet, zusätzlich zu einem Floater (A1Z14A) im Volumen von 600 Mio. € mittels einer Dualtranche nochmals 1,4 Mrd. €. Die erste Tranche (A1Z14B) im Volumen von 800 Mio. € bietet dem Investor als siebenjährige Anleihe mit Fälligkeit am 26.05.2022 eine jährliche Verzinsung von 1,125%. Der Bond wurde mit +55 bps über Mid Swap gepreist, was einem Reoffer von 99,526% entsprach. Die zweite Anleihe (A1Z14C) wurde mit einer Laufzeit von 12 Jahren (26.05.2027) begeben. Sie hat ein Volumen von 600 Mio. € und weist eine nominale Verzinsung von 1,875% auf. Der Bond wurde bei 99,925% gepreist, was einem Emissionsspread von +80 bps über Mid Swap gleich kam.
Animiert durch die Platzierung der Bonds von McDonald´s wagte sich ein weiteres US-Unternehmen aus der Deckung und trat am Primärmarkt in Erscheinung. So brachte das im Maschinenbau-Sektor tätige Unternehmen Illinois Tool Works Inc., von S&P mit A+ bewertet, ebenfalls zwei Bonds am Kapitalmarkt unter.
Die achtjährige Anleihe (A1Z16E) mit Fälligkeit am 22.05.2023 umfasst ein Emissionsvolumen in Höhe von 500 Mio. €. Dabei wird dem Investor ein jährlicher Kupon in Höhe von 1,25% gezahlt. Der Bond wurde bei +62 bps über Mid Swap emittiert und die Zuteilung erfolgte bei 99,239%.
Der zweite Bond (A1Z16D) mit einer Laufzeit von 15 Jahren (22.05.2030) ist 500 Mio. € schwer. Der Emittent zahlt dafür einen jährlichen Kupon von 2.125%. Die Anleihe wurde bei +100 bps über Mid Swap gepreist. Der Ausgabepreis lag somit bei 99,303%.
Allerdings wurden die fünf beschriebenen Neuemissionen mit einer Mindeststückelung von jeweils 100.000 € aufgelegt, was sie eher für institutionelle Investoren interessant erscheinen lässt.
Totgesagte leben länger
Viele Börsianer waren nach dem "Rentenschock", dem panikartigen Renditeanstieg in Deutschland, schier der Verzweiflung nahe. Abgesehen davon, dass ein solcher Kurseinbruch an nur einem Tag ein Novum darstellte, so ging eine solche Marktbewegung noch nie von Deutschland aus. Doch inzwischen ist das Rentenbarometer wieder zu Kräften gekommen und der Spruch "Sell in may and go away" wurde nur kurzzeitig bemüht. Seit fünf Handelstagen kennt der Euro-Bund-Future wieder nur eine Richtung, nämlich nach oben.
Dies ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass sich ein hochrangiger Vertreter der EZB, Benoit Coeure, zu einer Ausweitung der QE-Ankaufvolumina äußerte. Im Hinblick auf die nahende Urlaubszeit sollen Käufe vorgezogen werden, um den ruhigeren Sommermonaten Rechnung zu tragen.
Doch das wird noch etwas dauern und zuvor richten sich die Blicke der Marktakteure auf die charttechnische Unterstützung bei 152,01% und den Widerstand bei 155%. Dies dürfte vorübergehend die neue Handelsrange im Juni-Kontrakt sein. Sollten allerdings - aus welchen Gründen auch immer - die alten Höchststände nochmals getestet werden, so werden auf einem Niveau über 157% Absicherungsaktivitäten stattfinden. Denn eines hat dieser "Minicrash" bewirkt: Es wird wieder nachgedacht und nicht nur stur in eine Richtung geschaut.
Frankreich und Spanien am Markt
Bevor in der kommenden Handelswoche in den USA neben den üblichen Geldmarkttiteln auch wieder 2-, 5- und 7-jährige T-Bonds aufgelegt werden, wurden in dieser Woche "lediglich" T-Bills für 93 Mrd. USD den Investoren zum Kauf angeboten. Den Schlusspunkt setzt heute allerdings die Aufstockung des 10-jährigen inflationsindexierten T-Bonds. Diese Form der Anleihe erfreut sich auch in den USA immer größerer Beliebtheit, was sich insbesondere auch im angedachten Volumen von 13 Mrd. USD widerspiegelt.
Wie groß die Unterschiede zwischen den USA und Euroland sind, zeigt sich allerdings darin, dass in dieser Woche alle Euroländer zusammen insgesamt Wertpapiere für ca. 16 Mrd. € am Kapitalmarkt begeben haben. Dieser Mittelaufnahme steht aber keine Fälligkeit gegenüber.
Aufgestockt wurden diverse Altemissionen Belgiens, der Niederlande und der Slowakei. Zu guter Letzt werden am heutigen Donnerstag Frankreich und Spanien um die Gunst der Investoren buhlen. Spanien wird eine neue 3-jährige Staatsanleihe (A1Z161) auflegen und Altemissionen aufstocken (A1ZLR2 / 2020 und A1ZXQ6 / 2030). Frankreich hingegen plant mit diversen Anleihen (A0TTPU / 2018 ; A1ZW41 / 2020 ; A1A18Z/ 2020 und A1GR5V / 2021) und Linker (A1GMH7 / 2027 ; 352709 / 2029 und A1ZKRV / 2030) insgesamt 10 Mrd. € zu refinanzieren.
Berg- und Talfahrt des Euro
Im Mai stehen im Fußball die wohl wichtigsten Spiele an, denn dieser Monat ist meist dafür bekannt, die Titelgewinner zu küren und über Auf- und Abstieg zu entscheiden. So langweilig das Meisterrennen auch war, so spannend geht es im Abstiegskampf zu, Ausgang ungewiss!
Nicht nur der Fußball bietet Spannung bis zum Schluss, auch am Devisenmarkt geht es ziemlich turbulent zu. Die europäische Gemeinschaftswährung zeigt sich in den vergangenen Tagen sehr anfällig und volatil. Noch zum Wochenausklang präsentierte sich der Euro in bester Verfassung und ging mit einem neuen Monatshoch bei 1,1466 USD aus dem Handel. Der Start in die neue Handelswoche fiel jedoch vollständig ins Wasser und die Einheitswährung wurde ordentlich nass gemacht. Das Ergebnis war ein neues Mai-Tief bei 1,1063 USD. Auslöser des relativ starken Kursverfalls waren Meldungen seitens der EZB, wonach die Anleihekäufe in den Monaten Mai und Juni forciert werden sollen, um die umsatzschwachen Sommermonate auszugleichen. Darüber hinaus sind noch einige Brennpunkte offen, die den Euro weiterhin in Atem halten, insbesondere die Causa Griechenland. Auch hier gilt: Ausgang ungewiss! Zur Stunde handelt die Währung der Euroländer um die Marke von 1,1125 USD.
Im Vergleich zur türkischen Lira konnte der Euro noch vor zwei Wochen glänzen und mit 3,0893 TRY eine neue Bestmarke in 2015 setzten. Aktuell handelt der Euro bei 2,85 TRY und somit deutlich unter seinem diesjährigen Bestwert.
Volatile Märkte bergen Risiken aber auch Chancen, so nutzten Privatanleger die aktuelle Marktlage und engagierten sich in Fremdwährungsanleihen. Zu den Favoriten gehörten Währungsanleihen auf US-Dollar, brasilianische Real, südafrikanische Rand und türkische Lira.
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