Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Bei kurz laufenden Hellas-Bonds ist plötzlich wieder Musik drin

08.07.11 11:40 Uhr

Bei kurz laufenden Hellas-Bonds ist plötzlich wieder Musik drin | finanzen.net

Vielleicht war es ja nur ein Pyrrhussieg.

Doch als es Ministerpräsident Papandreou gelungen war, das neue griechische Sparpakte im Parlament durchzuboxen, atmeten die Anleger erleichtert auf. Seitdem haben die Umsätze in Hellas-Bonds wieder angezogen. Dabei sind sowohl Käufer als auch Verkäufer unterwegs. Letztere nutzten die anziehenden Preise vor allem dazu, Kursgewinne zu realisieren. Von den Käufern werden vor allem Titel mit kurzen Laufzeiten gesucht. Im besonderen Fokus des Interesses stehen dabei die folgenden griechischen Staatsanleihen: ein Bond mit Laufzeit August 2011 und einer Rendite in der Größenordnung von 35,8% (WKN A0GSUC), ein Bond mit Laufzeit August 2012 und rund 28,7% Rendite (WKN A0LN5U) sowie ein Bond mit Laufzeit August 2014 und 25,6% Rendite (WKN A0T56A).

Nach Absenkung der Bonität für portugiesische Langläufer auf „Non Investment Grade“ durch die Ratingagentur Moody’s rückt indessen auch für Lissabon die Aussicht auf ein zweites Hilfspaket näher. Die Märkte schickten portugiesische Bonds prompt auf Talfahrt. Und diese Entwicklung hat auf das Vorzeigunternehmen des Landes, Portugal Telecom, übergegriffen. So stehen Corporate Bonds von Portugal Telecom (u. a. WKNs A1APFE, A0D0PN, A0D0PP) derzeit eher auf den Verkaufslisten. Ein bis Februar 2016 laufender Bond der Gesellschaft (WKN A1GLZ3) mittlerweile mit 9,4%.

Hemmschuhe für die Privatisierungsbemühungen Athens

Die Probleme Griechenlands rühren unter anderem von der geringen Akzeptanz des Staates verbunden mit der Macht radikaler Gewerkschaften. Dies ist ein Gemisch, das Neuinvestoren davon abschreckt, sich an der Privatisierung des Landes zu beteiligen. Wer investiert schon gerne in einem Land, in dem der Wille zu überfälligen Reformen bei der Bevölkerung fehlt und die Unternehmen nur mit einer Radikalkur an das westliche Leistungsniveau herangeführt werden können? Die Politik ist gefordert, dem „kleinen Mann“ das Gefühl zu nehmen, alleine die Last der Misere tragen zu müssen. Die Privatisierung von Staatseigentum wird unter anderen Voraussetzungen nicht den gewünschten Erfolg haben. Die griechische Wirtschaft braucht Wachstum, denn nur so ist der Teufelskreis zu durchbrechen.

Es ist aus Sicht der anderen EU-Länder nicht nachvollziehbar, einem Staat unter die Arme zu greifen, der selbst nicht gewillt ist, seine Gesetze auch umzusetzen. Das erinnert inzwischen an Zwangsernährung wider Willen. Bereits im September wird sich die Frage nach einem erneuten Rettungspaket wiederholen. In solch schwierigen Phasen wäre eine Große Koalition wünschenswert, um im Zuge eines möglichst breiten Konsenses gemeinsam nach Lösungen zu suchen, auch wenn sie weh tun sollten. Dennoch eigentlich müssten doch die Bürger der anderen Euroländer und nicht die Griechen auf die Straße gehen. Die Euroländer selbst aber agieren nicht, sondern reagieren nur. Die Transferunion hilft Griechenland immer wieder und dennoch bereitet man sich auf den „unwahrscheinlichen“ Default Griechenlands vor. Und all das wird den Bürgern als Vorsorge-Bemühungen einer verantwortungsvollen Regierung verkauft.

EZB, was nun

Am heutigen Donnerstag ist es wieder soweit. Mitten in der Euroland-Krise sitzen sowohl die Notenbanker der Europäischen Zentralbank als auch der Bank von England zusammen, um über die weitere Zinspolitik zu entscheiden

In England dürfte vorerst nach Meinung der Experten noch alles beim Alten bleiben. Leitzins und Volumen es Wertpapierportfolios zu bestätigen, wird wohl die Maxime der Banker sein. Weiterhin steht dieses Verhalten nicht im Einklang mit der außerordentlichen Inflation, aber die wirtschaftliche Lage lässt keine andere Entscheidung zu.

In Euroland scheint man allerdings gewillt, die zweite Zinserhöhung nach dem Ende der Rezession zu verkünden. Die Kommentare der Ratsmitglieder der EZB lassen diesen Schluss zu. Der neue Hauptrefinanzierungssatz wäre dann bei 1,50% und mit Spannung würde man den Worten des bald scheidenden EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet lauschen. Im Rahmen der sich anschließenden Pressekonferenz wird sicherlich auf die Wahrung der mittelfristigen Preisstabilität verwiesen. Die Inflation wird allerdings weiterhin aufwärts gerichtet sein. Dass die Erhöhung des Leitzinses zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für die krisengeschüttelten Staaten Griechenland, Irland und Portugal kommt, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber eines wird sicherlich auch auf dieser Pressekonferenz deutlich werden. Die Rhetorik wird sich mäßigen. Somit ist vorerst mit keinen weiteren Zinsanpassungen zu rechnen. Es bleibt also Zeit, sich mit neuesten Erkenntnissen zur Inflation und Wirtschaftslage im Rahmen der anstehenden Liquiditätsversorgung der Banken im September wieder konkreter zu äußern

Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Staatsanleihen weiterhin wechselseitig auf entsprechende Meldungen zu haushaltspolitischen Situationen reagieren.

Weiße Rosen aus Athen lösen Emissionswelle aus

Die Nachricht von der Bewilligung des griechischen Sparpakets wirkte auf den Primärmarkt wie die Reaktion auf die Zusendung von weißen Rosen aus Athen, löste sie doch zahlreiche Neuemissionen aus.

Der weltweit viertgrößte Tabakanbieter Imperial Tobacco refinanzierte sich mit 850 Mio. Euro und einer Laufzeit bis 2018. Die jährliche Verzinsung beträgt 4,5%. Das Unternehmen wird mit Baa3 benotet.

Der französische Medienkonzern Vivendi emittierte zwei Tranchen mit Laufzeit 2015 und 2021. Das Gesamtvolumen beträgt 1,75 Mrd. Euro, unterteilt in 1 Mrd. und 750 Mio. Die Kupons der beiden Anleihen betragen 3,5% und 4,75%. Das Firmenrating wird mit Baa2/BBB eingestuft.

Mit Schneider Electric SA wurde ein weites französisches Unternehmen am Primärmarkt aktiv. Der Elektronikkonzern sammelte 750 Mio. Euro zu einem Zinssatz von 3,75% ein. Die Schuldverschreibung wird in 2018 getilgt. Mit einem Rating von A3 ist Schneider Electrics ein solventer Schuldner.

Ihr Debüt am Primärmarkt gab die Amadeus IT Holding SA mit einer 750 Mio. Euro großen Anleiheemission. Der führende Anbieter von IT-Lösungen für die Reisebranche zahlt einen Kupon von 4,875%. Die Anleihe wird in 2016 zurückgezahlt und befindet sich mit einer Bewertung von Baa3/BBB- im unteren Investmentgradebereich.

Der italienische Autohersteller emittierte zwei Tranchen mit 2014 und 2018 Fälligkeiten. Das Gesamtvolumen für beide Anleihen beträgt 1,5 Mrd. und verzinst sich mit 6,125% bzw. 7,375%. Das Rating von Fiat befindet sich mit Ba1/BB+ im „Ramsch“-Bereich.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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