Der Anlegerbrief Holger Steffen

Anleihen: Die große Zeitenwende

22.07.15 12:22 Uhr

Anleihen: Die große Zeitenwende | finanzen.net

Die Schlussphase der Griechenland-Turbulenzen wäre der ideale Zeitpunkt für ein Comeback deutscher Bundesanleihen gewesen. Doch die Gegenbewegung war ein vergleichsweise laues Lüftchen.


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Game over

Die satte Korrektur hat im Sentiment der Anleger deutliche Spuren hinterlassen - es riecht nach Trendwende. Im Frühjahr hat die 10-jährige Bundesanleihe nach einer beeindruckenden Rally einen Jahreshöchstkurs von 108 Euro markiert. Die vorherige Kaufwelle trotz der Minirenditen resultierte aus dem angekündigten Kaufprogramm der EZB, das eine nahezu risikolose Gewinnerzielung in Aussicht stellte. Banken deckten sich mit Staatsanleihen ein, um die Papiere nach dem Start der Notenbankkäufe an diese weiterzureichen. Offenbar wurde von dieser Option mehr als reichlich gebraucht gemacht. Denn obwohl die EZB die Aktivitäten im März tatsächlich gestartet hat, kam es im Anschluss schnell zu einem Angebotsüberhang, der den Kurs der 10-jährigen Anleihen im Juni unter die Marke von 95 Euro drückte.

Überhitzung abgebaut

Ein Kursverlust von mehr als 10 % in wenigen Wochen bei Papieren, die eigentlich als Hort der Stabilität gelten. Ein Paukenschlag, der die Anleger nachhaltig verschreckt hat. Die Kaufbereitschaft ist auch nach dem Abschluss der ersten Konsolidierungswelle gering geblieben. Das kann eigentlich nicht verwundern, denn trotz des Renditeanstiegs auf aktuell knapp unter 0,8 % sind das immer noch historisch niedrige Werte, die ein hohes Kursverlustrisiko bergen, wenn sich die Lage weiter normalisiert. Lediglich für den Fall, dass Deutschland und Europa tatsächlich in eine Deflation mit dauerhaft sinkenden Preisen abdriften, wären 10-jährige Bundesanleihen auf dem aktuellen Niveau wieder attraktiv.

Fazit

Wir haben aber den Eindruck, dass das Deflationsszenario, das immer noch möglich ist (vor allem für den Fall, dass sich der Abschwung in China weiter verschärft), im Moment nicht gespielt wird. Stattdessen könnten die Marktteilnehmer auf eine weitere Normalisierung der deutschen Zinsen im historischen Kontext setzen, was weitere Kursverluste im Bund-Future bedeuten würde.
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