Neuemission: Lohnt der neue Vedes-Bond?
Der beginnende Sommer scheint die Emittenten am Mittelstandssegment wieder etwas mutiger werden zu lassen.
Mit dem Spielwaren- und Freizeit-Spezialisten Vedes kommt der inzwischen dritte Mittelstands-Emittent in nur wenigen Wochen an den Markt.
Vedes gehört dabei sicherlich einerseits zu den so genannten "Marken-Bonds", andererseits hat das Unternehmen bereits Erfahrungen am Kapitalmarkt sammeln können. Denn Ende letzten Jahres hatte man zur Finanzierung der Übernahme des Großhandelsgeschäftes der Firma Hoffmann GmbH & Co. KG (Hoffmann Spielwaren Deutschland und The Toy Company Hongkong) einen nur einjährigen Bond mit 8% Zinsen platziert.
Nur ein gutes halbes Jahr später macht man den Gläubigern ein Umtauschangebot in eine neue 5-jährige Anleihe, die mit 7,125% verzinst werden soll. Dass Vedes hier nachzieht, dürfte vor allem an den Integrationskosten liegen. Denn das Ergebnis des 1. Quartals hat gezeigt, dass hier einige Lasten zu tragen sind, die zusätzliche Finanzierungen benötigen.
So konnte Vedes zwar dank der Übernahme seinen Umsatz auf rund 35,6 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Doch die deutlich gestiegenen sonstigen betrieblichen Aufwendungen (plus 105%) und der gestiegene Personalaufwand (plus 103%) haben zu einem negativen EBITDA von 466 Tsd. Euro und einem negativen EBIT von 613 Tsd. Euro geführt. Ein deutlicher Rückschlag, nachdem das Unternehmen in den vergangenen 3 Jahren positive Zahlen melden konnte.
Aber ich will das nicht verdammen. Vedes hat die Chance auf einen signifikanten Wachstumsschub genutzt, was aber eben nicht zum Nulltarif zu haben ist. Die nun geplante neue Anleihe soll die nötige Zwischenfinanzierung bringen. Fraglich ist allerdings, in welchem Umfang. Das hängt davon ab, wie viele Gläubiger der einjährigen Anleihe den Umtausch mitmachen. Danach und nach dem letztlichen Platzierungsergebnis wird abgerechnet werden, was Vedes tatsächlich zur weiteren Unternehmensfinanzierung übrig hat.
Vedes geht mit einem Emissionsrating von BB durch Feri an den Start. Angesichts der Zahlen durchaus vertretbar. Der angebotene Kupon von 7,125% ist in dieser Hinsicht am unteren Rand der für solche Bonität üblichen Verzinsung, ist aber angesichts der bisherigen Historie nachvollziehbar. Hinsichtlich der weiteren Profitabilität des Unternehmens bleiben noch einige Fragen offen, da diese erst mit der erfolgreichen Integration des neuen Geschäftes beantwortet werden können.
Insgesamt halte ich den neuen Vedes-Bond aber durchaus für ein aussichtsreiches, wenngleich ebenso spekulatives Investment. Deshalb rate ich zum Zeichnen.
Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.
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