Bundesländer machen Primärmarkt kaputt
Während am Markt immer noch um die Details des Bund-Future-Crashs gerätselt wird, scheint das nächste Fass an einer anderen Ecke aufgemacht zu werden. Denn nicht nur Bunds kamen zuletzt unter erheblichen Druck, sondern auch Emissionen der einzelnen Bundesländer.
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Wobei es hier dem Vernehmen nach weniger um Strategiefragen hinsichtlich des allgemeinen Bewertungsniveaus geht, sondern um eine zunehmend Verärgerung und Abkehr der Investoren.
So wird konkret kolportiert, dass die Bundesländer in diesem Jahr ihren Primärmarkt schon nachhaltig durch ihr Verhalten geschädigt haben. Den Emittenten wird vorgeworfen, es nur noch auf möglichst preisgünstige Emissionen abgesehen zu haben. Das ist zwar an sich nichts Verwerfliches.
Käuferstreik bei Anleihen aus den Bundesländern
Doch wenn man dabei komplett den Sekundärmarkt aus den Augen verliert, wo sich ja dann das mittel- und längerfristige Geschehen in den Papieren abspielt, darf man sich nicht wundern, dass es zunehmend auch bei den Neuemissionen zu einem Käuferstreik kommt.
So sollen von den rund 25 Emissionen der Bundesländer, die bis Ende April in diesem Jahr an den Markt kamen, allenfalls 7 Deals von den Konsortialbanken als Erfolg gewertet worden sein. Bei allen anderen wurden zum Teil bis zu 60% bzw. 70% der Emission im Markt nicht abgenommen.
Platzierung ohne Rücksicht auf Verluste
Was damit zu tun hatte, dass die Länder meist die Konsortialbanken (Leads) auswählten, die es besonders billig machen wollten - im Durchschnitt 10 Basispunkte unter dem 3-Monats-Euribor.
Dabei sollen die meisten Banken faire Bewertungen eher bei 3 oder 4 Basispunkten unter dem Euribor gesehen haben. In solch einem Marktumfeld sind dauerhafte Kursverluste im Sekundärmarkt vorprogrammiert und dämpfen natürlich die Aufnahmebereitschaft der Marktteilnehmer bei weiteren Emissionen.
Unter dem Strich laufen die Bundesländer so Gefahr, dauerhaft ihren eigenen Markt kaputt zu machen. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Das Argument, dass man sich vor dem Rechnungshof fürchtet, dass dieser bei entsprechenden Angeboten eine teurere Platzierung bemängelt, wird aber von den wenigsten Marktteilnehmern ernst genommen.
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Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.
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