Infineon-Aktie: Was Infineon-Chef Ploss so optimistisch macht
Der Münchner Chipkonzern Infineon bewältigt die Folgen der Pandemie und die Integration des milliardenschweren Kaufs von Cypress Semiconductor besser als erwartet. Chef Reinhard Ploss stellt für 2021 eine deutliche Erholung in Aussicht.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Es war die Bilanz für ein besonderes Jahr, die Infineon-Chef Reinhard Ploss auf der virtuellen Pressekonferenz präsentierte. Im Frühjahr hatte der Chipkonzern den milliardenschweren Kauf des amerikanischen Konzerns Cypress Semiconductor in trockene Tücher gebracht. Während der Integration ihrer mit rund neun Milliarden Dollar bisher größten Übernahme bekamen die Bayern die Auswirkungen der Pandemie deutlich zu spüren. Den Konzern traf es vor allem in seiner Automobilchipsparte, die etwa 45 Prozent der 8,6 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr zum Ende September einfuhr.
Erholung in der Autobranche
Wegen der Belastungen soll die Dividende auf 22 von 27 Cent pro Aktie gekürzt werden. Unterm Strich bewältigt Infineon die außergewöhnlichen Herausforderungen jedoch besser als erwartet. Der Aktienkurs zog bereits während der vergangenen Wochen an und setzte den Trend nach der Vorlage von Bilanz und Ausblick fort. Für das neue Geschäftsjahr ist Konzernlenker Ploss "vorsichtig optimistisch". Einige der wichtigsten Märkte, vor allem die Autobranche, erholten sich seit Sommer in Europa stärker als erwartet. In China, auf dem größten Automarkt der Welt, sei die Erholung besonders stark, "fast V-förmig", so Ploss. Positiv sei der jetzt auch in Europa starke Trend zu alternativen Antrieben mit Elektro- und Hybridmotoren. Hier ist Infineons neue Technologie mit Chips aus Siliziumkarbid statt aus Silizium besonders gefragt. Diese benötigen weitaus weniger Energie.
Infineon profitiert dabei weniger von der Anzahl der verkauften Autos als vom steigenden Anteil der Halbleiter und Sensoren in den neuen Modellen. Das gilt sowohl bei den alternativen Antrieben als auch bei Fahrassistenzsystemen und dem langfristig angestrebten autonomen Fahrmodus.
Der Konzern ist ein Gewinner des Wandels im Automobilsektor. Mit Mikrocontrollern, programmierbaren Steuereinheiten und Speicherbausteinen von Cypress hat der Konzern sein Arsenal für die Branche erweitert und ist nach der Übernahme des Konzerns aus dem Silicon Valley nun die globale Nummer 1 der Chipzulieferer für die Autobranche. Infineons Aufstellung in den Wachstumsmärkten dieses Segments machte sich im Schlussquartal des Geschäftsjahrs mit einem Umsatzsprung um 21 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro bemerkbar. Das operative Ergebnis legte ähnlich stark zu.
Allerdings läuft das Geschäft des breit aufgestellten Konzerns woanders noch schleppend. Viele Märkte zeigen Schwäche, etwa Chips für Fabrikautomatisierung, für Zugantriebe oder das Geschäft mit Sicherheitschips für Dokumente wie Ausweise und Reisepässe. Hier sei man "noch ein gutes Stück weit von einer Erholung entfernt‘‘, mahnt der Konzernlenker.
Trotz dieser Unsicherheiten erwartet Infineon für 2021 mit 10,5 Milliarden Euro Umsatz 23 Prozent Wachstum. Der operative Gewinn soll, auch dank Cypress, um 40 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro steigen.
Weitere Turbulenzen in der globalen Chipbranche könnte nach Einschätzung von Branchenkenner Ploss indes der Handelskonflikt zwischen den USA und China verursachen. Auch unter dem neu gewählten US-Präsidenten Joe Biden seien "wesentliche Änderungen" nicht zu erwarten,. Washington werde weiter versuchen, Peking bei Chiptechnologien auf Distanz zu halten. Infineons hoher Umsatzanteil mit China - es sind rund 30 Prozent - ist aus Sicht des Unternehmenslenkers jedoch kein höheres Risiko für den DAX-Konzern.
Widerstand: Das Autochipgeschäft läuft, andere Bereiche
dürften nachziehen. Hürde bei
28 Euro überwindbar. Attraktiv.
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