AIXTRON mit stärkstem Auftaktquartal seit 2011 - Aktie mit heftigen Kursschwankungen
Der Halbleiterindustrie-Ausrüster AIXTRON blickt dank einer fortgesetzten Nachfragebelebung optimistischer auf das Gesamtjahr.
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Der Halbleiterindustrie-Ausrüster AIXTRON blickt dank einer fortgesetzten Nachfragebelebung optimistischer auf das Gesamtjahr. Umsatz und operatives Ergebnis werden nun am oberen Ende der im Februar genannten Spanne erwartet, wie das TecDax-Unternehmen am Donnerstag in Herzogenrath bei Aachen mitteilte.
Der Umsatz von AIXTRON dürfte angesichts des Ausblicks näher an der oberen Marke von 260 Millionen Euro als beim Minimum 230 Millionen Euro liegen, hatte AIXTRON erklärt. Beim operativen Gewinn (Ebit) sollen davon 5 bis 10 Prozent hängen bleiben, das ergibt eine Bandbreite von 11,5 bis 26 Millionen Euro. Dabei hatte das Unternehmen ursprünglich schon einen Wechselkurs von 1,20 US-Dollar je Euro zugrunde gelegt. Die Aufwertung des Euro zum Dollar in den vergangenen Monaten dürften also ein geringeres Risiko darstellen als bei vielen anderen deutschen Unternehmen.
Gründe für die Zuversicht liefern Zuwächse zum Jahresstart. "Die ersten drei Monate 2018 waren für AIXTRON das stärkste Auftaktquartal seit 2011", sagte Vorstand Bernd Schulte laut Mitteilung. Der Spezialanlagenbauer profitiert von Trends wie der Elektromobilität, autonomem Fahren und immer raffinierteren Smartphones. Egal ob Gesichtserkennung durch Smartphones oder Umfeldabtastung durch Pkw - die Lasertechnik dafür wird mit Maschinen von AIXTRON hergestellt.
Diese Ausrichtung liefert dem lange Zeit kriselnden Konzern nach dem Sprung in die Gewinnzone im vergangenen Jahr jetzt weiter Rückenwind. Der Auftragseingang stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent auf 78,6 Millionen Euro. Ende März standen alleine Anlagen im Wert von knapp 115 Millionen Euro im Orderbuch.
Beim Umsatz gab es ein Plus von 16 Prozent auf 62,4 Millionen Euro und das operative Ergebnis verbesserte sich auf 7,9 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Minus zu Buche gestanden hatte. Anders als noch im ersten Viertel 2017 blieb dieses Jahr auch unter dem Strich ein Gewinn übrig: 12,3 Millionen Euro.
Das ist zwar weniger als halb so viel wie im Schlussquartal 2017, doch da hatte der Verkauf des Geschäfts mit Anlagen zur Fertigung von Speicherchips dem Unternehmen einen Sondergewinn beschert. Die Veräußerung war Teil der Neuausrichtung von AIXTRON. Forschungs- und Entwicklungskosten sollten dauerhaft sinken.
Im Zuge der Neuausrichtung sucht AIXTRON auch nach Partnern für das OLED-Geschäft. Ende Februar hatte es noch geheißen, dass über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit der OLED-Tochter Apeva mit Interessenten aus der Industrie und Finanzwelt verhandelt werde. Neuigkeiten dazu gab es bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag nicht. Die Suche gehe weiter, sagte ein Unternehmenssprecher.
Heftige Kursschwankungen und schnelle Gewinnmitnahmen
Die Aktien von AIXTRON haben sich am Donnerstag auf eine Berg- und Talfahrt begeben. Auf Katerstimmung an den vergangenen Tagen folgte zeitweise Erleichterung wegen guter Zahlen und eines optimistischen Ausblicks, dann aber kippte die Stimmung wieder schlagartig. Nach einem frühen Kurssprung um über 10 Prozent büßten sie zuletzt im TecDAX mehr als 5 Prozent ein.
Zunächst sorgte es für große Freude, dass der Ausrüster für die Halbleiterindustrie seinen Umsatz und das operative Ergebnis im Gesamtjahr nun am oberen Ende der im Februar genannten Spanne erwartet. Denn die Anleger hatten sich zuletzt Sorgen gemacht, dass der Schwung in der Chipindustrie nachlässt. In den vergangenen fünf Tagen war es deswegen um bis zu 15 Prozent nach unten gegangen.
Harald Schnitzer von der DZ Bank bescheinigte dem Unternehmen nun am Donnerstag in einer ersten Einschätzung ein "starkes erstes Quartal" über den Erwartungen. Lob gab es am Markt vor allem für die gestiegene Profitabilität und die starken Auftragseingänge des Unternehmens. In den Augen von Thomas Becker von der Commerzbank haben letztere "die Markterwartungen deutlich übertroffen."
Dann aber nutzten einige Akteure offenbar die Gunst der Stunde um Kasse zu machen. Womöglich hätten einige beim Ausblick auf mehr gehofft als nur eine Präzisierung nach oben, vermutete ein Börsianer. Analysten von der Baader Bank und Warburg Research zeigen mit ihren unveränderten Verkaufsempfehlungen ebenfalls Skepsis. Beide liegen mit 10-Euro-Kurszielen deutlich unter dem aktuellen Kursniveau.
Größere Kursschwankungen sind bei dem lange Zeit kriselnden Unternehmen ohnehin nichts ungewöhnliches: Seit dem Fall bis auf rund 3 Euro Ende 2016, als der Übernahmeversuch eines chinesischen Investors gescheitert war, hatte sich der Aktienwert in der Spitze mehr als verfünffacht. Die Neuausrichtung und die auch damit verbundene Geschäftserholung hatte die Aktien im März noch bis auf fast 20 Euro getrieben. Seither ist die Rally aber ins Stocken geraten.
HERZOGENRATH (dpa-AFX)
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