thyssenkrupp-Aktie schließt in Rot: Betriebsrat verlangt baldigen Stahl-Richtungsentscheid - Stahlsparte plant wegen Kriegsfolgen Kurzarbeit
Die Zukunftspläne für die Stahlsparte von thyssenkrupp dürfen auf Sicht der Arbeitnehmervertreter wegen des Ukraine-Kriegs nicht ins Hintertreffen geraten.
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"Wir erwarten aus Essen eine klare Richtungsentscheidung noch in diesem Jahr", sagte der für die Duisburger Tochter zuständige Betriebsratschef Tekin Nasikkol. "Nichtstun ist keine Option. Abwarten auch nicht. Ich fordere Klarheit für den Stahl." Die Weichen dafür müssten bei der nächsten geplanten Aufsichtsratssitzung am 24. März gestellt werden.
thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte vor wenigen Tagen das Ziel eines ausgeglichenen Free Cashflow mit Verweis auf die Einbußen im Stahlgeschäft kassiert, die dort als Folge des Ukraine-Kriegs erwartet werden. Der sehr starke Anstieg der Rohstoff- und Energiekosten macht dem Konzern sehr zu schaffen, ebenso reduziert die Autobranche wegen Problemen mit der Lieferkette gerade die nachgefragten Stahlmengen.
Merz stellte vor diesem Hintergrund auch die geplante Verselbstständigung von thyssenkrupp Steel infrage: Eine Aussage zur Machbarkeit sei angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht möglich, ließ sie erklären.
Nasikkol forderte, die zugesicherten Investitionen hin zu einer klimaneutralen Stahlproduktion müssten umgesetzt werden, sonst verliere das Unternehmen den Anschluss. Auch den Bund nahm er in die Pflicht. Bis Ostern müsse die Ampelkoalition "ein Maßnahmenpaket auf dem Weg zu bringen, das Verbraucher und Unternehmen, insbesondere die energieintensiven Industrien, spürbar entlastet". Es dürfe nicht sein, dass Stahlwerke wegen hohen Energie- und Rohstoffpreise ihre Werke runterfahren müssten.
Für die konjunkturabhängige Stahlsparte wird seit einigen Jahren eine Lösung gesucht. Eine Fusion mit Tata Steel kam ebenso nicht zustande wie eine Übernahme durch Liberty Steel. Seit dem vergangenen Jahr untersucht der Vorstand nun, unter welchen Bedingungen thyssenkrupp Steel als eigenständiges Unternehmen mit Börsenzugang eine Lösung sein könnte.
thyssenkrupp-Stahlsparte plant wegen Kriegsfolgen Kurzarbeit
Um einen Stellenabbau in den Stahlwerken von thyssenkrupp angesichts des Ukraine-Kriegs zu vermeiden, setzt der Betriebsrat laut einem Medienbericht auf Kurzarbeit. Mit dem Vorstand sei eine Einigung zum Thema Kurzarbeit erzielt worden, sagte der Gesamtbetriebsratschef von thyssenkrupp Steel, Tekin Nasikkol, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ, Samstag). Die Vereinbarung stehe am 25. März im Arbeitnehmergremium zur Entscheidung.
Kurzarbeit werde im April kommen, "aber nicht sofort", sagte Nasikkol der Zeitung. Die Vereinbarung gelte für rund 17 000 Beschäftigte von thyssenkrupp Steel. Ausgenommen seien Tochterfirmen, darunter Electrical Steel in Gelsenkirchen sowie die Standorte Rasselstein und Hohenlimburg.
thyssenkrupp Steel bestätigte die Vereinbarung und bezeichnete sie als ein wichtiges Signal an die Mitarbeitenden: "Wir geben damit Stabilität und sichern Beschäftigung", hieß es in einer Stellungnahme. "Wir zeigen auch in dieser außergewöhnlichen Situation, dass wir schnell, verantwortungsbewusst und flexibel agieren."
Die geplante Vereinbarung sieht laut Nasikkol vor, dass das Kurzarbeitergeld vom Unternehmen in den ersten drei Monaten auf 85 Prozent des Gehalts aufgestockt werde, danach auf 90 Prozent. Zusätzlich sollen die Beschäftigten eine tägliche Pauschale erhalten. Die Pauschale soll bei 10 Euro in den ersten zehn Tagen und danach bei 15 Euro liegen.
Wie viele Beschäftigte bei thyssenkrupp Steel in Kurzarbeit gehen, sei noch nicht klar, sagte der Gesamtbetriebsratschef. Die Prüfung laufe noch. Wie lange angesichts des Krieges in der Ukraine Kurzarbeit erforderlich sei, lasse sich derzeit nicht seriös beantworten.
Der Stahl- und Industriekonzern thyssenkrupp hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass er infolge des Krieges in der Ukraine mit einer "Beeinträchtigung der Geschäftsentwicklung" rechnet. Es sei davon auszugehen, dass die globalen Störungen an verschiedenen Stellen der Lieferketten Folgen vor allem für die Stahl- und Autozuliefergeschäfte des Konzerns haben werden. Gegenläufige Entwicklungen im Werkstoffhandelsgeschäft, das von steigenden Rohstoff- und Materialpreisen profitiere, sowie eingeleitete Gegenmaßnahmen werden die Belastungen dem Unternehmen zufolge nicht voll kompensieren.
Die thyssenkrupp-Aktie verlor im XETRA-Handel zuletzt 1,94 Prozent auf 8,37 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones) / DUISBURG/ESSEN (dpa-AFX)
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