Zinsen mit Genuss

Genussscheine: Welche Titel noch Toprenditen bringen

18.06.11 06:00 Uhr

Genussscheine brachten in den vergangenen Jahren Toprenditen. Nun schrumpft der Markt. Trotzdem gibt es noch vielversprechende Titel.

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von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag

Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Fast die Hälfte der rund 120 in Deutschland gehandelten Genussscheine haben ihre Endfälligkeit noch in diesem Jahr. Und nach den starken Kursgewinnen seit 2009 von oft 50 oder gar 100 Prozent haben sich die Anleger zurückgezogen. „Wir haben das Research eingestellt“, sagt Hartmut Preiß, Experte für Genussscheine bei der DZ Bank. Es gebe kaum Neuemissionen, und die alten Genussscheine seien kaum mehr handelbar.

Bislang kamen etwa 95 Prozent aller größeren Emissionen aus der ­Finanzbranche. Doch die hat sichaus dem Markt der Genussscheine verabschiedet. Schuld daran sind schärfere Eigenkapitalvorschriften, die Banken besser vor Pleiten schützen sollen. „Das deutet darauf hin, dass Genussscheine nicht mehr als haftendes Eigenkapital anerkannt werden“, erklärt Torsten Strohrmann, Portfoliomanager beim Fondshaus DWS.

Doch trotz der geänderten Großwetterlage gibt es immer noch gewinnträchtige Genussscheine. Bei ­einigen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit sieben oder acht Prozent Rendite im Jahr drin. Bei anderen ­erwarten risikofreudige Anleger enor­me Gewinnhebel mit einigen hundert Prozent Potenzial.

Zwischen Aktien und Anleihen. Genussscheine sind zwischen Aktie und Anleihe einzuordnen. Auf der einen Seite haben Anleger Anspruch auf eine jährliche Auszahlung und die Rückzahlung zum Nominalbetrag am Laufzeitende. Auf der anderen Seite können die Inhaber dieser Papiere am Verlust beteiligt werden. Schreibt ein Emittent in einem Jahr rote Zahlen, kann die Zahlung des Coupons ausfallen. Kommt es längere Zeit zu Verlusten, kann sogar die Rückzahlung gekürzt werden.

Hier gibt es allerdings doch einen Unterschied zu haftendem Eigenkapital. Denn viele Genussscheinen haben während der Laufzeit einen Nachzahlungsanspruch für ausgefallene Zinszahlungen. Und wurde der Rückzahlungsbetrag gestutzt, so wird dieser bei der Rückkehr des Emittenten in die Gewinnzone wieder aufgefüllt. „Früher haben die Emittenten auf jeden Fall versucht, ihre Genussscheine zu bedienen. ­Infolge der Finanzkrise wird die Auslegung der Bedingungen strenger ­gehandhabt“, erklärt Torsten Strohrmann. Die Folge: In den ­vergangenen Jahren fielen die Zahlungen häufiger aus.


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Spekulativ orientierte Anleger konnten hier allerdings kräftig abräumen. So drittelte sich beispielsweise im Krisenjahr 2009 der Kurs von Genussscheinen der Bayerischen Landesbank (siehe Tabelle). Dann zog die Notierung, als sich die Aussichten für die Finanzbranche aufhellten, um 200 Prozent an – die ­Bayern LB ging schließlich nicht pleite und bezahlt den Coupon. Zehn Prozent Rendite im Jahr bis zur Fälligkeit 2019 sind immer noch drin.

Rund sieben Prozent effektiv im Jahr bis zur Fälligkeit Ende 2014 sind bei den Edeka-Papieren zu erwarten. Am 30. Juni erfolgt die nächste Auszahlung. Mit einem Nominalbetrag von 50.000 Euro ist der Titel aber nicht jedermanns Sache.

Nicht nur der Coupon zählt. „Anleger sollten die Genussscheinbedingungen genau lesen, um negative Überraschungen zu vermeiden“, rät DZ-Banker Preiß. Und: Vermeintlich hohe Coupons führen wie bei An­leihen nicht selten bei Kursen über pari, also von über 100 Prozent, zu deutlich niedrigeren effektiven Renditen bis zur Fälligkeit. Richtig spannend könnte es noch beim Genussschein der Deutschen Pfandbriefbank Depfa, einer Tochter der verstaatlichten Pleitebank Hypo Real Estate, werden.

Meldete die ­Depfa vor einem Jahr noch, dass die Genüsse bis zur Endfälligkeit im Juli 2013 nahezu vollständig ausfallen würden, so erwartet die Bank nun nur noch einen ganz erheblichen Kapitalverlust. Risikofreudige Anleger spekulieren darauf, dass die Rückzahlung nicht im Bereich des aktuellen Kursniveaus von 20 Prozent, möglicherweise sogar noch zuzüglich hoher Couponnachzahlungen. Dann wären mehrere Hundert Prozent Gewinn drin.

Genüsse von konservativ bis spekulativ

Bay. Landesbank ISIN: DE 000 BLB 37M 5
Bertelsmann ISIN: DE 000 522 994 2
Defpa/Hyp. Real Estate ISIN: DE 000 546 325 1
EDEKA ISIN: DE 000 A0M 7FH 9
DWS Inter Genuss ISIN: DE 000 849 098 8