Zins vs. Dividende

Dividendenaktien oder Anleihen - Was lohnt sich jetzt noch für Investoren?

03.12.19 22:40 Uhr

Dividendenaktien oder Anleihen - Was lohnt sich jetzt noch für Investoren? | finanzen.net

In der aktuellen Niedrigzinsphase hört man häufig den Satz: "Dividenden sind die neuen Zinsen". Doch inwiefern lassen sich niedrige Zinseinnahmen mit Dividenden ausgleichen und welche Risiken bringen diese für Investoren mit sich?

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• Mit Dividenden aus der Nullzinsfalle
• Mehr Risiko zahlt sich aus
• Dividendenaristokraten können Bonds ersetzen

Der Satz: "Dividenden sind die neuen Zinsen" macht nur wenig Sinn, das wird spätestens dann klar, wenn man die beiden sehr unterschiedlichen Kapitaleinkünfte genauer betrachtet. Denn während es sich bei Dividenden um einen Teil des Gewinns, den ein Unternehmen an seine Aktionäre ausschüttet, handelt, sind Zinsen der Preis oder die Gegenleistung, welche ein Schuldner seinem Gläubiger für das zeitlich begrenzte Überlassen von Kapital bezahlen muss. Folglich handelt es sich hierbei um zwei völlig unterschiedliche Ertragsquellen, welche sich ebenfalls stark in ihrem Chancen-Risiko-Verhältnis unterscheiden.

Eigenkapital vs. Fremdkapital

Mit einer Aktie besitzt ein Investor einen bestimmen Anteil an einem Unternehmen und wird somit Miteigentümer des Konzerns. Dementsprechend ist ein Aktionär unmittelbar am Eigenkapital der Gesellschaft beteiligt. Mit dem Erwerb einer Anleihe hingegen stellt der Investor dem Unternehmen oder dem Staat lediglich Fremdkapital zur Verfügung. In dieser Position fungiert er also nicht als Aktionär oder Anteilseigner, sondern als Gläubiger.

Ein höheres Risiko verspricht bessere Renditen

Im Gegensatz zu einem Aktionär erwartet der Besitzer einer Anleihe lediglich fristgerechte Kuponzahlungen und eine vollständige Rückzahlung seines Kredites. In der Konsequenz können ihm, sofern die Bonität des Schuldners nicht in Gefahr gerät, die operativen Geschäfte bzw. Quartalsergebnisse und Umsatzentwicklungen des Unternehmens relativ egal sein. Der Aktionär achtet hingen sehr genau auf derartige Kennzahlen, da er, im Gegensatz zum Gläubiger, seine Rendite ausschließlich mit der Wertsteigerung des Unternehmens oder einer Dividendenzahlung generieren kann. Folglich trägt der Aktionär ein wesentlich höheres Risiko im Gegensatz zu dem Besitzer einer Anleihe. Aus diesem Grund gelten Aktien grundsätzlich als riskante Kapitalanlage, wohingegen Anleihen mit guter Schuldnerqualität zu den eher konservativen Geldanlagen zählen.

Risiko und Rendite weisen am Kapitalmarkt eine positive Korrelation auf, das zeigt auch die langfristige Entwicklung von US-Aktien im Unterschied zu US-Staatsanleihen. Während es amerikanische Aktien im Zeitraum von 1900 bis 2010 auf eine inflationsbereinigte Rendite in Höhe von 6,3 Prozent pro Jahr bringen, sind es bei US-Staatspapieren im gleichen Zeitabschnitt nur 1,9 Prozent.

Dividendenaktien - Die Rettung in der Niedrigzinsphase

In der aktuellen Niedrigzinsphase, in welcher Anleihen kaum noch eine Rendite abwerfen, können Dividendenaktien oder gar Dividendenaristokraten eine lohnenswerte Alternative darstellen. Gerade die sogenannten Aristokraten, also Unternehmen, die ihre Gewinnausschüttungen über 25 Jahre steigern konnten, bringen dem Investor regelmäßige und relativ gut planbare Kapitalrückflüsse. Des Weiteren können die Unternehmen beispielsweise aus dem DAX zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit einer Dividendenrendite von über drei Prozent punkten, während der Durchschnitt der festverzinslichen deutschen Staatspapiere eine negative Verzinsung in Höhe von 0,5 Prozent aufweist. Dementsprechend schütteten die DAX-30-Konzerne im Jahr 2019 einen Rekordwert in Höhe von rund 38,6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus.

Wo gibt es noch hohe Kupons?

Investoren, die im gegenwärtigen Marktumfeld noch Anleihen ausfindig machen möchten, die hohe Kupons bezahlen, müssen fast ausschließlich auf Schuldner mit niedriger Bonität und ohne Investment-Grade-Rating zurückgreifen. So bietet zum Beispiel ein diversifiziertes Engagement in auf US-Dollar laufende Schwellenlandanleihen und Quasi-Staatsanleihen gegenwärtig rund 4,9 Prozent Rendite. In solch einem breiten Portfolio sind jedoch mindestens 40 Prozent der Bonds nicht auf Investment-Grade-Level. Resultierend daraus muss bei derartigen Engagements auch mit vereinzelten Zahlungsausfällen gerechnet werden.

Anleger, die ihr Geld jedoch nicht an Länder wie China, Russland, Südafrika, Kuwait und Mexiko verleihen möchten, können ihr Kapital auch in Unternehmensanleihen investieren. Aufgrund der quantitativen Lockerung der EZB und der somit sehr mageren Renditen im Euroraum, sollten Anleihegläubiger eher auf US-Dollar notierte Bonds erwerben. Mit einem diversifizierten Engagement in Investment-Grade-Unternehmensanleihen auf US-Dollar können so Renditen von rund 3,5 Prozent erzielt werden. Zu den Schuldnern zählen in diesem Fall Großkonzerne wie zum Beispiel Goldman Sachs, AB InBev, Walmart und Vodafone.

Wo gibt es noch zuverlässige Dividenden?

Um regelmäßige Kapitalrückflüsse in Form von Dividenden zu generieren, empfiehlt es sich, in jedem Fall auf Dividendenaristokraten zurückzugreifen. Dabei gibt es auch in Europa einige Konzerne, die eine lupenreine Ausschüttungshistorie vorweisen können. So gelang es beispielsweise Unilever, Loréal, Fresenius, Roche und Essilor Luxottica ihre Ausschüttungen an die Aktionäre über 25 Jahre in Folge zu steigern. Mit einer makellosen Dividendensteigerungshistorie von immerhin noch 10 Jahren können beispielsweise auch die europäischen Konzerne Nestlé, British American Tobacco, Reckitt Benckiser und Novo Nordisk punkten.

Die wahren Könige der Dividende sind jedoch ausschließlich in den USA zu finden. So bringen es die US-Konzerne, wie zum Beispiel Coca-Cola, Colgate-Palmolive, Altria und Johnson & Johnson, auf eine Historie von über 50-jähriger Dividendensteigerungen. Solche Blue-Chips können von Investoren auch getrost als Ersatz für Anleihen angesehen werden. Denn Konzerne, die über einen Zeitraum von 50 Jahren ihre Ausschüttungen anheben können, haben sicherlich nicht alles falsch gemacht.

Sachwerte sind Trumpf

Die Frage, ob Aktien oder Anleihen die bessere Geldanlage darstellen, ist immer von der persönlichen Risikoneigung abhängig und kann folglich nicht pauschal beantwortet werden. Fakt ist jedoch, dass es sich bei Aktien, wie auch bei Edelmetallen und Immobilien, um Sachwerte handelt. Sollte es also in absehbarer Zeit dazu kommen, dass die Inflationsrate schlagartig ansteigt oder sich eine Währungsreform vollzieht, bleibt dem Anleihegläubiger, im Gegensatz zum Aktionär, nur ein Recht auf die Rückzahlung seines Geldes, welchem dann möglicherweise nur noch eine überschaubare Kaufkraft innewohnt. Für den Besitzer von Sachwerten wäre eine solches Krisenszenario hingegen kein Grund zur Sorge. Dementsprechend kann es sicherlich nicht schaden, den ein oder anderen zuverlässigen Dividendentitel in sein Portfolio aufzunehmen.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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