adidas-Aktie mit Kurssprung: adidas verzeichnet im ersten Quartal Nettoverlust - Ziele bestätigt
adidas hat im ersten Quartal operativ deutlich weniger verdient und unter dem Strich einen Verlust eingefahren.
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Der Umsatz von adidas sank nominal, währungsbereinigt war er etwa auf Vorjahresniveau. Die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigte der Sportartikelhersteller.
Derzufolge soll der Umsatz weiter währungsbereinigt im hohen einstelligen Prozentbereich zurückgehen sowie der maximale berichtete operative Verlust bei 700 Millionen Euro liegen, wenn alle Negativfaktoren im Zusammenhang mit den Yeezy-Restbeständen eintreten.
Im Zeitraum Januar bis März erwirtschaftete der DAX-Konzern einen operativen Gewinn von 60 Millionen Euro, deutlich weniger als die 437 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Die operative Marge verschlechterte sich auf 1,1 von 8,2 Prozent. Nach Steuern betrug der Verlust im fortgeführten Geschäft 24 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 310 Millionen ein Jahr zuvor. Je Aktie lag das Ergebnis bei minus 0,18 Euro nach plus 1,60 Euro. Nach Steuern und Dritten betrug der Verlust 39 Millionen Euro (Vorjahr 482 Millionen Euro). Der Umsatz sank nominal auf 5,274 Milliarden Euro von 5,3 Milliarden.
adidas sieht Lichtblicke im China-Geschäft
adidas hat in China im ersten Quartal weitere Umsatzrückgänge verzeichnet, sieht aber Lichtblicke. Zum einen war der Umsatzrückgang im Auftaktquartal mit 9,4 Prozent einstellig. Der Rückgang war das achte Quartal in Folge, aber in den vergangenen Quartalen war der Rückgang prozentual zweistellig gewesen, im vierten Quartal betrug er währungsbereinigt sogar 50 Prozent, im Gesamtjahr 2022 etwa 36 Prozent.
CEO Björn Gulden verwies ebenfalls darauf, dass adidas in China einen zweistelligen Umsatzzuwachs beim sogenannten "Sell-out" hatte, also beim Direktverkauf an die Endkunden, was sich in den eigenen Einzelhandelsgeschäften widergespiegelt habe. "Das war besser als erwartet und stimmt uns für den Rest des Jahres optimistisch", so Gulden. Zudem war China einer der Märkte, in dem es derzeit darauf ankommt, zunächst die Lagerbestände zu reduzieren. China ist den Angaben zufolge auch einer der drei Märkte, der durch Umsatzeinbußen infolge der Beendigung der Yeezy-Partnerschaft betroffen ist - neben Nordamerika und EMEA.
Im Vorjahresquartal hatte adidas wegen Umsatzeinbruchs in China im Zusammenhang mit coronabedingten Restriktionen die Margenprognosen für das Gesamtjahr gesenkt und die Erwartungen für Umsatz und Gewinn an das untere Ende der Prognosespannen heruntergeschraubt.
adidas mit kleinen Fortschritten beim Abbau der Lagerbestände
adidas macht kleine Fortschritte beim Abbau der Lagerbestände. Ende März betrug der Wert von adidas' Lagerbeständen rund 5,68 Milliarden Euro, nach 5,973 Milliarden Euro Ende Dezember und 6,33 Milliarden Euro Ende September. Allerdings lagen sie währungsbereinigt immer noch um 27 Prozent über dem Vorjahreswert von 4,54 Milliarden Euro. Im vierten Quartal hatte der Anstieg zum Vorjahr währungsbereinigt 49 Prozent betragen, nach 63 Prozent im dritten Quartal
Fortschritte beim Abbau der Lagerbestände sind entscheidend dafür, dann über den Verkauf der Produkte zum vollen Preis die Profitabilität wieder zu verbessern.
"Unsere Vorräte sind immer noch zu hoch, aber schon um 300 Millionen Euro niedriger als zu Beginn des Jahres", sagte CEO Björn Gulden. "Wir arbeiten weiter hart daran, unsere Lagerbestände im Laufe des Jahres zu normalisieren. Das ist von entscheidender Bedeutung für uns, um die Rabatte zu senken." Besonders Nordamerika und China sind von hohen Lagerbeständen betroffen - hier hat das Unternehmen besondere Initiativen zum deutlichen Abbau in die Wege geleitet.
Gründe für die hohen Bestände, die die gesamte Sportartikelbranche betreffen, sind vor allem die in der Vergangenheit gestörten Lieferketten, wodurch zunächst Waren fehlten, so dass die Sportartikel- und andere Hersteller die Waren früher bestellten, um zu wichtigen Terminen genug Ware vorrätig zu haben. Bei adidas kommt die Beendigung der Yeezy-Partnerschaft hinzu.
Zum Vergleich: Beim kleineren Wettbewerber Puma betrugen die Lagerbestände Ende März rund 2,15 Milliarden Euro, nach 2,25 Milliarden Euro Ende Dezember. Allerdings lagen sie immer noch um knapp 33 Prozent über dem Vorjahreswert von 1,62 Milliarden Euro.
Puma sieht CEO Arne Freundt zufolge das zweite Quartal durch die Lagerbestände noch belastet, sieht sich aber auf dem richtigen Weg, sie im weiteren Jahresverlauf zu "normalisieren", auch in den USA und China.
Bei Nike beliefen sich die Lagerbestände im vergleichbaren Quartal Ende Februar immer noch auf 8,9 Milliarden US-Dollar, 16 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Ende Dezember lagen sie bei 9,3 Milliarden US-Dollar, 43 Prozent höher als im Vorjahr. Ende August hatten Nikes Lagerbestände 9,7 Milliarden Dollar betragen.
So reagiert die adidas-Aktie
Besser als befürchtet ausgefallene Quartalszahlen haben die adidas-Aktien am Freitag auf den höchsten Stand seit Mitte August 2022 katapultiert. Bis zum XETRA-Handelsende gewannen sie mit großem Abstand an der DAX-Spitze 8,90 Prozent auf 170,34 Euro. Mit einem Kursplus von rund einem Drittel sind sie nach Rheinmetall seit Anfang des Jahres der größte Gewinner im 40 Werte umfassenden Leitindex. Analysten zeigten sich insgesamt positiv überrascht von den wichtigsten Eckzahlen, dem Umsatz im ersten Quartal und dem operativen Ergebnis.
Der Sportartikelhersteller sei zwar schwach ins Jahr gestartet, habe aber nicht so schlecht abgeschnitten wie befürchtet, schrieb etwa Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC sprach von einem "ermutigenden Quartal".
Noch positiver klang dies bei der Deutschen Bank oder auch beim Analysehaus Jeffries: Obwohl der Sportartikelhersteller mitten im Transformationsprozess stecke und ihn derzeit Nachfragesorgen in den USA und Europa belasteten, sind die Geschäfte laut James Grzinic besser gelaufen als es die Jahresplanung für das organische Umsatzwachstum erwarten lasse. "Konzernweit hat der Umsatz, außer in Nordamerika, die Erwartungen übertroffen", hob der Jefferies-Analyst hervor. adidas könnte daher 2023 die Prognose übertreffen.
Analyst Adam Cochrane von Deutsche Bank Research monierte nach den besser als erwartet ausgefallenen Zahlen sogar, dass die Jahresziele nur beibehalten und nicht angehoben wurden. Enttäuschend nannte er zudem die immer noch ausstehende Entscheidung zu den Lagerbeständen der Marke "Yeezy". Dies sei allerdings auch eine komplizierte Angelegenheit.
Optionen für Yeezy-Restbestand verengen sich
adidas ist dabei, die Optionen für den Yeezy-Restbestand einzugrenzen, hat aber CEO Björn Gulden zufolge noch keine Entscheidung dazu gefällt. Die Optionen verengen sich, er werde keine "Wasserstandsmeldungen" im Rahmen des Entscheidungsprozesses geben, sondern kommunizieren, wenn diese gefallen sei, sagte Gulden in der Medien-Telefonkonferenz. Er könne auch nicht sagen, ob die Schuhe zerstört würden oder nicht, letztendlich wolle der Konzern das vermeiden.
Im März hatte Gulden mehrere Optionen für den Restbestand der Yeezy-Design-Kollektion in der Telefonkonferenz erörtert. Ein Zerstören der Schuhe zum Beispiel durch Verbrennen würde Probleme in Bezug auf Nachhaltigkeit aufwerfen. Verschenken sei keine Option, da der Marktwert der Schuhe immens höher sei als der physische Wert.
Verkaufen und den Erlös spenden, sei eine Option. Bei einem Verkauf stehen allerdings - je nach Distributionskanal - dem Designer Kanye West (Ye) anteilige Lizenzgebühren zu, bei einer Zerstörung der Schuhe nicht. Um wieviel Paar Schuhe es sich handelt, wollte Gulden nicht sagen. Es gehe um einen Wert von 500 Millionen Euro. Die Schuhe seien nun alle "in der Nähe des richtigen Standorts".
adidas-CFO: Derzeit keine Rückstellungen für US-Sammelklagen nötig
adidas sieht CFO Harm Ohlmeyer zufolge "derzeit keine Notwendigkeit für Rückstellungen" für einen möglichen Rechtsstreit im Zusammenhang mit Sammelklagen von Aktionären in den USA. "Wir weisen alle diese unbegründeten Behauptungen ganz klar zurück und werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um uns energisch zu verteidigen", sagte Ohlmeyer in der Medien-Telefonkonferenz. Es gebe keine Notwendigkeiten für Rückstellungen in der GuV, "da wir glauben, dass wir hier gut aufgestellt sind. Es gibt also vorerst keinen GuV-Effekt", sagte Ohlmeyer.
adidas-Aktionäre haben in den USA mindestens eine Sammelklage eingereicht, sie werfen dem Konzern mutmaßlich irreführende Information der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit der nun aufgekündigten Geschäftsbeziehung zu Musiker/Designer Kanye West (Ye) vor, mit dem adidas zusammen die beliebte Yeezy-Design-Sneaker-Kollektion herausbrachte. adidas habe es versäumt, seine Investoren frühzeitig über Wests antisemitische Äußerungen und sein "extremes Verhalten" zu informieren. Zudem habe adidas es versäumt "sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um das negative finanzielle Risiko zu begrenzen, falls die Partnerschaft aufgrund von Wests Verhalten beendet werden sollte".
Der Sammelklage zufolge, die vor einer Woche beim US-Bezirksgericht in Oregon eingereicht wurde, waren der frühere adidas-CEO Kasper Rorsted sowie CFO Ohlmeyer beteiligt an der Verbreitung falscher und irreführender Aussagen über die Beziehung von adidas zu West, der seinen Namen in Ye geändert hat.
FRANKFURT (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX Broker)
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