Nobelpreisträger Shiller: Das macht mir bei der US-Wirtschaft Angst
Die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump möchte mehr Jobs schaffen. Doch Nobelpreisträger Robert Shiller warnt, dass aufgrund der fortschreitenden Automatisierung diese Jobs eine Illusion bleiben könnten.
Die US-Wirtschaft befindet sich aktuell auf einem gesunden Wachstumspfad. Das Bruttoinlandsprodukt nimmt zu, die Inflation ist kein Problem und die Arbeitslosenquote befindet sich unter ihrem langfristigen Durchschnittswert. Seit Ende der letzten Wirtschaftskrise im Jahr 2009 hat sich die Arbeitslosenzahl unter der Präsidentschaft von Barack Obama mehr als halbiert. Doch dem neuen Präsidenten Donald Trump reicht das offenbar nicht. Er hat angekündigt, mehr Jobs für Amerikaner zu schaffen. Um sein Ziel zu erreichen, will er gar dahinsiechende Wirtschaftszweige wieder reanimieren, so zum Beispiel die Kohleindustrie. In den letzten Jahren gingen hier reihenweise Großunternehmen in die Insolvenz und eine Reihe von Jobs verloren, doch dank Trump könnte sich das Blatt bald wieder wenden. Das beabsichtigte Jobwunder von Trump wäre allerdings eine Initiative, die gegen den weltweiten Trend ginge. Denn global gesehen heißt das Motto seit längerer Zeit: Automatisierung anstatt menschlicher Arbeitskraft.
Wirtschaftsguru Shiller hat Angst um die US-Wirtschaft
Robert J. Shiller, Wirtschaftsprofessor an der renommierten US-Eliteuniversität Yale, Nobelpreisträger, Bestsellerautor und Crashguru, warnt vor den Gefahren von Automatisierung, Robotik und künstlicher Intelligenz für den US-Arbeitsmarkt. Das berichtet das Finanzportal "Marketwatch".
Studien weisen darauf hin, dass ein Industrieroboter bis zu sechs Arbeiter den Job kosten könne. Selbst wenn diese Zahlen sehr hoch angesetzt wären, jeder Jobverlust wegen eines Roboters wäre fatal. Und das Schlimmste: Wohl kaum ein Industriezweig wäre davon ausgenommen. Nicht nur in der gebeutelten US-Autoindustrie könnten mehr Jobs wegfallen. In vielen anderen Branchen sind ebenfalls Jobverluste zu befürchten. Selbststeuernde Autos, Busse, Flugzeuge und Trucks könnten Millionen an Jobs kosten. Roboter übernehmen die Jobs von Chirurgen und Zahnärzten. Der Unterricht und die Vorlesungen werden per Video anstelle des Frontalunterrichts von Lehrern und Professoren abgehalten. Übersetzungen von Computern anstatt von ausgebildeten Übersetzern erledigt. Automatische Supermarktkassen erledigen die Arbeit von Kassierern: Eine schier endlose Palette an möglichen Einsatzfeldern von Robotern und künstlicher Intelligenz. Solange es genügend Strom gibt, arbeiten diese Kunstwesen wenn nötig Tag und Nacht, gründen keine Betriebsräte, werden nicht krank, machen keine menschlichen Fehler und kosten langfristig viel weniger als eine menschliche Arbeitskraft.
Ein erneuter Maschinensturm kann jedoch noch dauern
Der Austausch von hart arbeitenden Menschen gegen Maschinen führt seit jeher zu Spannungen und gipfelte bereits im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert im berühmten Aufstand von englischen Textilarbeitern gegen die eingeführten Maschinen. Diese Bewegung ging als "Maschinensturm" in die Geschichte ein und zeigte schon früh, wie die Arbeiterschaft auf einen zu exzessiven Maschineneinsatz reagieren könnte. Für Shiller kann es noch dauern, bis Roboter und künstliche Intelligenz zum Problem für die Arbeitsschaffenden werden. Er räumt sogar ein, dass es sich um ein Problem des 23. Jahrhunderts handeln könnte.
Shiller als Crash-Guru viel beachtet
Shillers Warnungen werden dennoch sehr ernst genommen. Bereits in den Jahren 2000 sowie 2007 hat er in seinen Büchern von einer deutlichen Überbewertung des US-Aktien- sowie US-Immobilienmarktes gesprochen. Kurz danach kollabierten ab dem Jahr 2000 der amerikanische Aktienmarkt sowie ab 2007 der US-Immobilienmarkt. Spätestens seit diesen Momenten gilt Shiller unter den Marktteilnehmern als Crashguru. Nun ist also einer der vielbeachtetsten Wirtschaftswissenschaftler in die Diskussion "Maschine vs. Mensch" eingestiegen. Für Trump und seine Illusionen vom Jobwachstum bedeutet das: Achtung vor zu viel Rückschritten in einer Welt des Fortschritts.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Wendy Carlson/Getty Images, justasc / Shutterstock.com