Wirecard-Zeuge: Nicht genug Indizien für Entlassung Marsaleks
In den Monaten vor der Wirecard-Pleite konnte sich der Aufsichtsrat des Konzerns nicht zu einer Entlassung des im Zentrum der Vorwürfe stehenden Vorstands Jan Marsalek durchringen.
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Das sagte der damalige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Klestil am Mittwoch als Zeuge im Münchner Wirecard-Prozess. "Das ist immer wieder diskutiert und überlegt worden", sagte der österreichische Unternehmer. Doch reichten die Indizien nach seinen Worten nicht aus: "Wir sind immer wieder zu dem Schluss gekommen, dass die Suppe zu dünn ist."
Ausschlaggebend war demnach unter anderem die Sorge, dass das Unternehmen eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung mit Marsalek verlieren könnte. "Achtung, das ist der Vorstand eines DAX-Konzerns, für den Schritt braucht ihr ordentlich Fleisch und Knochen", beschrieb Klestil seine damaligen Überlegungen.
Wirecard brach im Sommer 2020 zusammen. Marsalek ist seither untergetaucht. Vor Gericht stehen in München seit Dezember 2022 der frühere Vorstandschef Markus Braun, der früher in Dubai für Wirecard tätige Manager Oliver Bellenhaus und der ehemalige Chefbuchhalter. Hauptvorwurf ist gewerbsmäßiger Bandenbetrug. Sie sollen gemeinsam mit Marsalek und weiteren Komplizen Scheingeschäfte in Milliardenhöhe erfunden haben. Braun bestreitet sämtliche Vorwürfe.
Klestil stellte dem früheren Vorstandschef einerseits ein gutes Zeugnis aus: "Da gab es ein tiefes Vertrauen der institutionellen Investoren gegenüber Braun." Andererseits berichtete auch Klestil, dass die Kontrolle im Aufsichtsrat schwierig war, weil der Vorstand Informationen spät lieferte und Entscheidungen sehr kurzfristig getroffen werden mussten. Klestil begründete das damit, dass Wirecard sehr schnell gewachsen sei. "Da musste oft nachgezogen werden", sagte Klestil zur Unternehmensführung.
/cho/DP/jha
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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