Lufthansa-Aktie: "Chefpilot" Spohr gibt das Signal zum Aufbruch
Die Fluglinie wirbt mit Kostendisziplin und deutlich verbesserten operativen Perspektiven für ihre Kapitalerhöhung. Diese soll auch Auflagen beenden.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Carsten Spohr gibt das Signal zum Aufbruch. "Wir verlassen den Krisenmodus und schalten in den Transformationsmodus", sagt der Lufthansa-Chef. Der Anlass: Die Airline wirbt vor Analysten für ihre anstehende Kapitalerhöhung. Bis zu 5,5 Milliarden Euro hat die Hauptversammlung im Mai genehmigt, die Kölner wollen wohl etwa drei Milliarden Euro einsammeln.
Ein Ziel dabei ist es, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und die Staatshilfen abzulösen. Bund und Länder hatten dem Konzern in der Krise rund neun Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Die tatsächliche Nettoschuldenposition der Airline liegt wegen erfolgter Tilgungen deutlich niedriger. Nach der Kapitalerhöhung könnte die Kranich-Linie die Schuld begleichen und sich so von staatlichen Vorgaben befreien. Dividendenausschüttungen an Aktionäre oder Bonuszahlungen an Manager wären dann wieder möglich.
Die Finanzlage hat sich laut Spohr seit dem Tief der Krise deutlich verbessert. Dem Chefpiloten zufolge hat sich der "Cash drain", der Abfluss von Geld aus dem Unternehmen, im ersten Quartal auf 235 Millionen Euro halbiert. Im laufenden Quartal ist das operative Geschäft demnach im positiven Bereich, was den Cashflow betrifft.
Den größeren Bodenabstand hat der Konzern durch harte Bremsmanöver geschafft. Die Investitionen wurden um zwei Drittel gekürzt. Wurden 2019 noch 3,6 Milliarden Euro vor allem in den Fliegerpark investiert, so wird die Lufthansa hier künftig deutlich schlanker. Statt mit 800 Jets will der Carrier mit rund 650 auskommen. Die Investitionen werden ab 2021 zwar wieder leicht auf 1,5 Milliarden Euro klettern, diese Tendenz hält an. Bei 2,5 Milliarden Euro soll 2023 aber Schluss sein. Und: Der Konzern gibt sich mit deutlich weniger Modellen zufrieden. Prestigejets wie der A 380 wurden bereits ausrangiert, die Kranich-Flotte wird im "New Normal" statt aus 13 nur noch aus sieben Modellen rekrutiert.
Die Personalkosten bleiben laut Finanzchef Remco Steenbergen im Mittelpunkt, hier soll die Hälfte der bis 2024 anvisierten Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro herkommen. Rund 26.000 Jobs wurden schon abgebaut, knapp eine Milliarde Euro eingespart. Etwa 10.000 Jobs in Deutschland sollen noch wegfallen, durch freiwillige Maßnahmen oder auch Kündigungen.
Neue Bescheidenheit
"Unsere Kostenbasis ist der Schlüssel für unsere Zukunft", weiß Spohr, der als struktureller Krisengewinner hervorgehen will. Die Einsparungen sollen die operative Rendite bis 2024 auf mindestens acht Prozent liften. Noch aber sind Kostenkenngrößen wie etwa die Personalkosten pro verfügbarer Sitzplatzmeile mehr als viermal so hoch wie etwa beim irischen Discounter Ryanair - und auch die Pilotengewerkschaft Cockpit hat die Krise überlebt.
Spohr lenkt den Blick auf sinkende Inzidenzwerte, Corona-Lockerungen und die zurückkehrende Reiselust. Urlauber buchten zwar kurzfristig, aber sie buchten wieder deutlich mehr, auch die Geschäftsreisenden kämen zurück. Bis 2023 erwartet Spohr auch auf den Langstrecken den Aufbruch auf das Vorkrisenniveau.
Dämpfer: Die absehbar starke
Verwässerung künftiger Gewinne
macht Anleger trotz des Sparprogramms vorsichtig. Abwarten.
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