Wie erwartet

US-Inflationsrate sinkt im Dezember deutlich

12.01.23 16:30 Uhr

US-Inflationsrate sinkt im Dezember deutlich | finanzen.net

Der Inflationsdruck in den USA hat im Dezember deutlich nachgelassen.

Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, sanken die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent und lagen um 6,5 (Vormonat: 7,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Dies ist der sechste Monat in Folge, in dem sich die jährliche Inflationsrate, die im Juni einen Höchststand von 9,1 Prozent erreicht hatte, abgeschwächt hat.

Die Kernverbraucherpreise (ohne Energie und Lebensmittel) stiegen um 0,3 Prozent auf Monats- und um 5,7 (Vormonat: 6,0) Prozent auf Jahressicht. Alle Daten stimmen exakt mit den Prognosen von Ökonomen überein, die von Dow Jones Newswires im Vorfeld befragt worden waren.

In den vergangenen Wochen haben mehrere Fed-Notenbanker eine bestimmte Preiskategorie hervorgehoben, nämlich die "Kerndienstleistungen ohne Wohnungsbau", und zwar zum einen, weil sie im Warenkorb für den Kernindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE) am stärksten gewichtet ist, und zum anderen, weil die Preisinflation in dieser Kategorie tendenziell beständiger ist und mit dem Lohnwachstum zusammenhängt.

Die US-Notenbank favorisiert den PCE-Preisindex für die Beurteilung der Inflation. Bisher hat die Inflation bei den "Kerndienstleistungen ohne Wohnungsbau" keine eindeutigen Anzeichen für einen Abwärtstrend gezeigt, insbesondere bei der PCE-Preismessung, die im Laufe dieses Monats veröffentlicht wird.

Im Dezember hat die Fed das Tempo ihrer geldpolitischen Straffung verlangsamt und die Zinssätze um 50 Basispunkte angehoben; davor hatte sie den Leitzins in einer beispiellosen Serie vier Mal in Folge um 75 Punkte erhöht. Für die nächste Sitzung am 1. Februar dreht sich die Frage darum, ob der Leitzins um 25 oder 50 Punkte steigen wird.

US-Realeinkommen steigen im Dezember

Die Realeinkommen in den USA sind im Dezember gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent gestiegen. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, hatte es im November eine Stagnation gegeben. Das durchschnittliche Wocheneinkommen betrug den Angaben der Behörde zufolge im Dezember saison- und inflationsbereinigt 377,62 US-Dollar nach 377,38 Dollar im Vormonat.

Ökonomen-Stimmen zur Inflationsentwicklung in den USA

Die Inflation in den USA befindet sich weiter auf dem Rückzug. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Im November hatte die Rate noch bei 7,1 Prozent gelegen. Ökonomen hatten diese Entwicklung im Schnitt erwartet. Es ist der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge.

Einschätzungen von Experten zur US-Inflation im Überblick:

Bernd Weidensteiner und Christoph Balz, Volkswirte Commerzbank:

"Für die Fed ist es zweifellos eine willkommene Nachricht, dass die Inflationsrate wieder deutlich unter ihrem Gipfelpunkt liegt und sich vor allem weiter in die richtige Richtung bewegt. Dies dürfte die Ansicht stützen, dass die Fed jetzt mit kleineren Zinsschritten auskommt. Für die Fed ist dies wohl ohnehin nicht mehr die entscheidende Frage, ihr kommt es jetzt eher auf den Zinsgipfel an und nicht, ob dieser eine Sitzung früher oder später erreicht wird. Ob die Fed auf der Sitzung Anfang Februar noch einmal 0,50 Prozentpunkte nachlegt oder den Zinsschritt auf 0,25 Prozentpunkte verkürzt, hängt wohl auch vom Arbeitskostenindex ab."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:

"Die Inflationsraten werden über die kommenden Monate hinweg weiter einen fallenden Trend aufweisen. Es wird zunächst relativ zügig bis in den Bereich der 4 Prozent gehen. Vor allem der zu erwartende geringere Mietpreisanstieg wird die Inflationsraten erheblich nach unten drücken. Das Thema Inflation verliert also an Brisanz und die Fed kann damit weiter einen Gang zurückschalten. Auf der nächsten Zinssitzung wird die Fed für einen Zinsschritt von 'nur' noch 0,25 Prozentpunkte votieren. Auf der dann folgenden Sitzung werden dann nochmals 25 Basispunkte lanciert. Auf der Zinssitzung Anfang Mai wird die Fed dann von weiteren Zinsanhebungen absehen."

Dirk Chlench, Volkswirt Landesbank Baden-Württemberg:

"Der US-Konsumentenpreisindex ist im Dezember um 0,1 Prozent im Monatsvergleich gesunken. Dieser Rückgang ist vornehmlich auf die gefallenen Preise an den Zapfsäulen zurückzuführen. Der ohne die volatilen Komponenten für Energie und Nahrungsmittel berechnete Index legte im Dezember erwartungsgemäß um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Die Betrachtung einzelner Komponenten zeigt das aus den Vormonaten schon bekannte Muster. Der Preisauftrieb für Güter lässt infolge des Überwindens der Lieferkettenschwierigkeiten spürbar nach, beispielsweise sind die Neuwagenpreise im Dezember leicht gesunken. Der Preisauftrieb bei Dienstleistungen setzt sich indes unvermindert fort."

Bernd Krampen, Volkswirt NordLB:

"Mittlerweile scheinen sich also erfreulicherweise Anzeichen für eine gewisse Entspannung an der Preisfront zu manifestieren. So müsste bei der übernächsten FOMC-Sitzung am 22. März - und nach zwei weiteren Berichten zur Inflation - tatsächlich ein Abwarten der Fed angesagt sein. An dem Thema Konsequenzen einer so restriktiven Geldpolitik wird sich die Fed aber ohnehin beschäftigen müssen: Neben den unisono auf unter 50 Punkten abgetauchten ISM PMIs sowohl in der Industrie als auch im Service-Sektor zeigen zudem die Bereiche Immobilien, Einkommen und bereits Konsum klar rezessive Tendenzen auf. Das von der Fed angestrebte 'Soft Landing' ist schon jetzt ein herausforderndes Ziel!"

WASHINGTON (Dow Jones)

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