Hongkonger Börse bläst Übernahme von Londoner Rivalen ab
Aus der Mega-Fusion der größten Börsenplätze Asiens und Europas wird nichts.
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Die Hongkonger Börse (HKEX) hat den Zusammenschluss mit der London Stock Exchange (LSE) auch wegen des Widerstands der Briten abgeblasen. Damit ist der Plan von einem weltweit führenden Finanzmarktkonzern geplatzt. Laut einer Mitteilung vom Dienstag sei es nicht gelungen, "mit dem Management der LSE zusammenzuarbeiten, um diese Vision zu verwirklichen". An den Kapitalmärkten wurde die Nachricht unterschiedlich aufgenommen. Während die Aktien der London Stock Exchange am Dienstag über 6 Prozent nachgaben, legten die Papiere der Hongkonger Börse am Nachmittag (Ortszeit) um mehr als 2 Prozent zu.
Die milliardenschwere Offerte hätte die London Stock Exchange mit 29,6 Milliarden britischen Pfund ohne Schulden (etwa 33 Milliarden Euro) bewertet. Völlig überraschend kommt die neueste Entwicklung allerdings nicht. Bereits kurz nach dem Übernahmeansinnen der Hongkonger im September hatte die LSE das Angebotzurückgewiesen. Dabei hatten die Londoner auf verschiedene Schwachstellen der Offerte hingewiesen, darunter strategische Aspekte und die Bewertung. LSE-Chef David Schwimmer hatte zudem erklärt, er bevorzuge direkten Zugang zum chinesischen Markt und brauche dafür die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong nicht. Außerdem hatte er auf die politischen Unruhen und mögliche regulatorische Probleme verwiesen.
Derzeit plant die LSE zudem die Übernahme des Datenanbieters Refinitiv mit einem Unternehmenswert von rund 27 Milliarden US-Dollar. Die HKEX hatte ihr Angebot für die LSE mit der Bedingung verknüpft, dass sie ihre Refinitiv-Übernahmepläne aufgebe. Dazu waren die Londoner nicht bereit. Die LSE bestätigte am Dienstag, dass sie auf dem Weg zur Übernahme gute Fortschritte mache. Die Transaktion solle in der zweiten Jahreshälfte 2020 abgeschlossen werden. Zum Rückzug der HKEX erklärte die Londoner Börse, sie nehme die Entscheidung zur Kenntnis.
Dazu kamen politische Bedenken. Die britische Regierung hatte betont, dass die Londoner Börse ein kritischer Teil des britischen Finanzsystems sei und ein solches Vorhaben daher genau untersucht werden müsse - vor allem im Hinblick auf mögliche sicherheitsrelevante Auswirkungen auf Großbritannien. So ist Hongkong eine Sonderverwaltungszone Chinas. Eine Übernahme der LSE durch die HKEX hätte aus Sicht von Marktexperten auch als Übernahme durch China gesehen werden können.
Die war indes überzeugt, mit einer Kombination der beiden Konzerne einen Weltmarktführer zu schaffen. Der Zusammenschluss sollte die Geschäfte auf beiden Seiten stärken. Nun zeigte sich das Management enttäuscht, dass mit den Londonern kein Übereinkommen habe erzielt werden können. Der Chef der Hongkonger Börse Charles Li will nun die Rolle der HKEX in Hongkong, China und Asien weiter ausbauen.
Bereits im Jahr 2012 hatte die Hongkonger Börse die Londoner Metall Börse für 1,4 Milliarden Pfund übernommen. Für die Londoner Börse stand dagegen in der Vergangenheit eine Fusion mit der Deutschen Börse im Raum, die jedoch scheiterte.
/eas/nas/mis
HONGKONG/LONDON (dpa-AFX)
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